Starkregen, Überschwemmungen und ein Tornado Mehr als die Hälfte der Gebäude im Saarland nicht gegen Elementarschäden versichert
Saarbrücken · Rund die Hälfte der 20 000 Schäden, die den Saarland Versicherungen 2022 gemeldet wurden, waren Schäden an Gebäuden – unter anderem verursacht durch Starkregen und dem Tornado, der im November eine Schneise der Verwüstung durch Urexweiler zog.
Es ist ein imposanter Weg über einen kleinen Wasserkanal zu den 1993 erbauten zylinderförmigen Glas-Stahlgebäuden, im Hintergrund rauscht ein Wasserfall, es geht vorbei an der zehn Meter hohen Granitsäule des St. Wendler Bildhauers Leo Kornbrust. Hier, am neuen „Campus Eschberg“, wo bislang die beiden Konzernschwestergesellschaften Union Krankenversicherung (UKV) mit ihren Bereichen private Kranken- und Pflegeversicherung sowie die Union Reiseversicherung (URV) untergebracht waren, sind nun auch die Saarland Versicherungen eingezogen. Alle drei gehören zur Versicherungskammer Bayern (VKB) in München.
Mitarbeiter buchen Arbeitsplatz über App
Am Standort sind knapp 1300 Mitarbeiter beschäftigt, erläutert Dirk Hermann, der Vorstandsvorsitzende der Saarland Versicherungen, beim Jahresgespräch am Donnerstag in den neuen Räumlichkeiten. Allerdings bietet der Gebäudekomplex nur etwa 770 Arbeitsplätze. „Es gibt nicht mehr meinen Arbeitsplatz, sondern einen Arbeitsplatz“, erklärt Hermann. Die Mitarbeiter entscheiden, welcher Raum, welcher Schreibtisch zu ihrer Tätigkeit an diesem Tag passt, und buchen sich einen passenden Platz über eine App. Überschneidungen habe es noch nicht gegeben. Die Anwesenheitsquote liege bei etwa 20 bis 30 Prozent wird beim Rundgang durch die neuen Räumlichkeiten erläutert, der Rest arbeite aus dem Homeoffice.

„Made im Saarland“ – Produkte und Firmen im Saarland, die man kennen sollte (Bildergalerie)
Die Saarland Versicherungen blicken nach eigenen Angaben auf ein stabiles Geschäftsjahr 2022 zurück. Aktuelle Entwicklungen wie die Folgen des Ukraine-Kriegs und Inflation gehen auch an dem Versicherer nicht vorbei. „Wir bekommen die Beiträge heute, die Schäden treten aber in der Regel in der Zukunft auf. Wenn dazwischen eine ordentliche Inflation ist, dann passt das nicht mehr“, sagte Hermann. Das sei eine Herausforderung.
Mehr als die Hälfte der Gebäude im Saarland nicht gegen Elementarschäden versichert
Im Bereich Schaden und Unfall hat der Versicherer im vergangenen Jahr 110 Millionen Euro Beiträge eingenommen – das sind zwei Prozent mehr als 2021. 75 Millionen Euro zahlte er demgegenüber 2022 für Schäden an saarländische Kunden aus, bei rund 20 000 Schadensfällen. Zu dem Geschäftsbereich zählt auch die Wohngebäudeversicherung, die das wichtigste Geschäft der Saarland Versicherungen darstellt. Schließlich hat das Saarland mit 65 Prozent die höchste Eigenheimquote deutschlandweit. Was allerdings unterschätzt werde, seien Elementarschäden, wie Christian Krams, der Generalbevollmächtigte der Saarland Versicherungen und gleichzeitig im Konzern für den Bereich Schaden zuständig, sagt. Viele würden sich in Sicherheit wiegen, tatsächlich seien allerdings 56 Prozent der rund 300 000 Wohngebäude im Saarland nicht gegen Schäden durch Starkregen, Überschwemmungen und Erdrutsch versichert. Rund die Hälfte der rund 20 000 Schadensfälle, die der Saarland Versicherungen im vergangenen Jahr gemeldet wurden, seien allerdings Gebäudeschäden und viele davon auch Elementarschäden gewesen. „Elementar gehört immer dazu“, mahnte er.
50 Gebäude wurden durch Tornado in Urexweiler beschädigt
Krams erinnerte an den Tornado im November vergangenen Jahres in Urexweiler. 50 Gebäude seien beschädigt worden. Circa 35 davon waren seiner Aussage nach bei den Saarland Versicherungen versichert. In diesem Fall mussten sich die Kunden nicht bei der Versicherung melden, Mitarbeiter seien ausgerückt und haben unter anderem mit einer Drohne die Schäden aufgenommen.
Ebenfalls mehr Einnahmen machten die Versicherungen mit Krankenversicherungen: Hier nahmen sie mit 17 Millionen Euro rund 6,3 Prozent mehr ein und gaben 13 Millionen für Krankenversicherungsleistungen aus.
Im Bereich Lebensversicherung wuchs der Bereich der laufenden Jahresbeiträge um 6,4 Prozent. Ein Großteil davon mache die betriebliche Altersvorsorge aus, erläuterte Vorstandsmitglied Frank Werner, der für den Bereich Leben zuständig ist. Gleichzeitig brach der Bereich der Einmalbeiträge aufgrund der angestiegenen Zinsen und zunehmenden Wettbewerbsprodukte um 43,6 Prozent ein, sodass mit 114 Millionen Euro insgesamt 14 Prozent weniger Beiträge eingenommen wurden als 2021. Gleichzeitig wurden 98 Millionen an Lebensversicherungsleistungen aufgewendet. Für das laufende Geschäftsjahr 2023 gehen die Saarland Versicherungen von einer soliden Entwicklung aus.
Die Saarland Versicherungen sind im Bereich der so genannten Kompositversicherungen aktiv. Dazu zählt quasi alles rund ums „Hab und Gut“, von Auto- über Haftpflicht- bis Wohngebäudeversicherung. Sie beschäftigen rund 500 Frauen und Männer. Alle anderen Produkte bietet das regional tätige Unternehmen im Konzernverbund an. Die Saarland Versicherungen gehören zur Sparkassen-Finanzgruppe. Mit 250 000 Kunden habe im Saarland jeder vierte mindestens eine Versicherung der Saarland Versicherungen. Sie ist mit einem Marktanteil von 23 Prozent nach eigenen Angaben der stärkste Wohngebäudeversicherer hierzulande.