Cyberkriminalität Der Fall Eberspächer beweist: Die globale Bedrohung ist hier, genau hier

Meinung | Saarbrücken · Digitalisierung in der Industrie ist das große Heilsversprechen für die Zukunft. Wer als Unternehmen überleben will, muss diesen Weg einschlagen. Aber es braucht auch digitale Kompetenz und ein Bewusstsein für die Schattenseiten der Digitalisierung. Denn eine oft genutzte Strategie ist brandgefährlich.

Hacker-Angriff auf Eberspächer: Globale Bedrohung durch Ransomware
Foto: dpa/Oliver Berg

Industrie 4.0 – das bedeutet smarte Fabriken, intelligente Produktion in weltweit vernetzten Unternehmen. Maschinen kommunizieren mit Maschinen, menschliche Fehlerquellen werden minimiert, Prozesse optimiert, alles „just in time“.

Industrie 4.0 – das bedeutet aber auch weltweite Angreifbarkeit. Fabriken stehen in Idaho, Mumbay und Neunkirchen. Organisierte Kriminalität nutzt unzureichend gesicherte Systeme aus, um sich zu bereichern, um Schaden anzurichten. Hatten die Unternehmen früher vor allem Angst vor Industriespionage, so ist es heute die bandenmäßig und manchmal von staatlichen Stellen unterstützte Online-Erpressung durch so genannte Ransomware.

„Zahlt und ihr bekommt eure Daten wieder!“ Wer dann über Kryptowährung nicht nachverfolgbare Zahlungen an Verbrecherbanden leistet, darf wieder mit seinen eigenen Systemen arbeiten. Wer nicht zahlt, muss in aufwändigen und langwierigen Prozeduren seine Systeme neu aufbauen. Nur wenige können sich das leisten, etliche werden zahlen, bei vielen erfährt die Öffentlichkeit nichts davon. Die guten Standortfaktoren für Industrie-Unternehmen im Saarland schützen nicht vor der globalen Bedrohung.

Deshalb müssen Unternehmen auch diese Schattenseite der Industrie 4.0 auf die Agenda der Unternehmensführung setzen. Was früher der Wachhund auf dem Werksgelände war, muss heute die gut ausgestattete IT-Abteilung sein, die für Sicherheit im Cyberraum sorgt. Jedes eingesparte Update, jede Mittelkürzung im Systemaufbau kann fatale Folgen haben und zur kompletten Stilllegung von Fabriken führen. Das ist es nie wert.

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