Delegiertenversammlung in Saarbrücken IG Metall fordert Hilfe für Gusswerke-Mitarbeiter

Saarbrücken · Der Fall der ehemaligen Halberg Guss war eines der Hauptthemen auf der Delegiertenversammlung des Saarbrücker Arms der Industriegewerkschaft.

 Die neue alte Spitze der IG Metall in Saarbrücken: Der Erste Bevollmächtige Patrick Selzer (l). und der Zweite Bevollmächtige Thorsten Dellmann.

Die neue alte Spitze der IG Metall in Saarbrücken: Der Erste Bevollmächtige Patrick Selzer (l). und der Zweite Bevollmächtige Thorsten Dellmann.

Foto: BeckerBredel

Bei dem Ringen um den Erhalt der Gusswerke Saarbrücken (vormals Halberg Guss) „haben wir einen richtigen und guten Kampf geführt, bei dem wir von allen Seiten solidarisch und großartig unterstützt wurden“. Das betonte der Erste Bevollmächtigte der IG-Metall-Verwaltungsstelle Saarbrücken, Patrick Selzer, anlässlich der Delegiertenversammlung am Samstag in Saarbrücken. Dort wurden er und und der Zweite Bevollmächtigte Thorsten Dellmann mit großer Mehrheit wiedergewählt.

Schuld an dem Niedergang und dem drohenden Aus der Motorblock-Gießerei mit dem Verlust von 1000 Arbeitsplätzen sei „das Gaunerpack von Prevent“, rief Selzer den Delegierten zu. Außerdem hätten die Hauptkunden die Gusswerke nicht unterstützt, „obwohl dort hochwertige Produkte von einer sehr motivierten Mannschaft gefertigt wurden und immer noch werden“. Das Unternehmen sei tragisches Opfer einer Marktbereinigung.

 Die bosnische Firmengruppe Prevent hatte Halberg Guss Anfang 2018 übernommen und das Unternehmen in seine Auseinandersetzungen mit seinem Hauptkunden VW hineingezogen. In Folge dieses Konflikts streikten die Mitarbeiter von Halberg Guss fast 50 Tage, um für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze zu kämpfen. Derzeit arbeiten die Gusswerke mit einer Rumpfbelegschaft von 400 Mitarbeitern in der Insolvenz. Bis Ende März muss eine Übernahme-Lösung gefunden werden. Sonst ist das Aus des Saarbrücker Traditionsunternehmens, das vor einem Jahr noch 1200 Mitarbeiter beschäftigte, programmiert.

Sollte die endgültige Schließung der Gusswerke unabwendbar sein, forderte Selzer von der Landesregierung weitere Unterstützung, um die Gießerei-Mitarbeiter „so zu qualifizieren, dass der Übergang zu einem neuen Arbeitgeber möglichst reibungslos verläuft“. Die schon bestehende Transfergesellschaft „muss alle Hilfe erhalten, die sie benötigt. Denn die Halberger sind hoch motiviert und das Arbeiten im Schichtdienst gewohnt.“ Auch Silke Nötzel, Gewerkschaftssekretärin im IG Metall-Bezirk Mitte, bestätigte, „dass der lange Streik bei Halberg Guss alternativlos war“. Die Kunden aus der Automobilindustrie „müssen sich vielmehr fragen, ob sie ihrer Verantwortung gerecht wurden“. Zum Bezirk Mitte der Gewerkschaft gehören neben dem Saarland die Bundesländer Rheinland-Pfalz, Hessen und Thüringen. Nötzel rief die Delegierten auf, noch stärker dafür zu kämpfen, „dass die Betriebe wieder in den Flächentarifvertrag zurückkehren“. Als Positivbeispiel nannte sie den Autozulieferer Magna Exteriors, wo jetzt der Flächentarifvertrag wieder gelte. Magna hat ein Werk in Sulzbach.

Der Saarbrücker Gewerkschaftschef Selzer forderte die EU und die Bundesregierung auf, die Unternehmen zu unterstützen, die sich wegen der Vorgaben der Klima-Gesetzgebung neu orientieren müssen. „Das gilt vor allem für die Stahlindustrie, die den Transformationsprozess hin zu umweltfreundlicheren Fertigungsprozessen ohne Geld aus Berlin und Brüssel nicht bewerkstelligen kann“, sagte Selzer. „Wenn wir erreichen wollen, dass dieser Wandel technologisch und gesellschaftlich mitgetragen wird, kommen wir an milliardenschweren Hilfen nicht vorbei.“ Zudem forderte er mehr Mitspracherechte von Betriebsrat und Gewerkschaft, wenn ein Unternehmen sein Geschäftsmodell verändern müsse – zum Beispiel wegen der Digitalisierung der Fertigungsprozesse oder aufgrund des erwarteten Schubs bei der Elektromobilität. Der Erhalt der Arbeitsplätze müsse hierbei hohe Priorität haben.

Die Saarbrücker Verwaltungsstelle der IG Metall, deren Gebiet Teile des Regionalverbands Saarbrücken und des Saarpfalz-Kreises, aber auch Regionen im nördlichen Saarland wie zum Beispiel in Nonnweiler oder Wadern umfasst, hat die Zahl ihrer Mitglieder in den vergangenen vier Jahren stabil halten können. Knapp 16 700 Frauen und Männer sind derzeit bei ihr organisiert. Die Anzahl der Neuaufnahmen habe in den vergangenen vier Jahren stets über denen der Austritte gelegen, erinnerte der Verwaltungsstellen-Chef – obwohl Betriebe geschlossen und Belegschaften verkleinert worden seien. Patrick Selzer wurde für die kommenden vier Jahre mit einer Zustimmung von 92 Prozent wiedergewählt. Der Zweite Bevollmächtigte Thorsten Dellmann erhielt eine Zustimmung von 93,3 Prozent.

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