Pläne für Linslerfeld in Überherrn Wie SVolt Kritikern der Batteriefabrik Wind aus den Segeln nehmen will

Überherrn · Der chinesische Batteriehersteller legt neue Zahlen für die geplante Fabrik in Überherrn vor. Lassen sich die kritischen Stimmen damit beruhigen?

Die Pläne für die große Batteriezellfabrik des chinesischen Unternehmens SVolt in Überherrn werden konkreter. Die Geschäftsführer von SVolt Europe haben dazu am Montag Details vorgestellt, die offenbar dazu beitragen sollen, Kritiker der seit Jahrzehnten größten Industrieansiedlung im Saarland zu beruhigen. Eine Sorge etwa der  Bürgerinitiative „Freunde des Linslerfeldes“ ist der Wasserverbrauch der Fabrik. Das Unternehmen rechnet nun mit einer viel geringeren Menge an Frischwasser als im November bei der ersten Präsentation des Projekts angekündigt. „Wir gehen von einer 75-prozentigen Reduzierung des Wasserverbrauchs aus gegenüber dem, was wir ursprünglich kommuniziert haben“, sagte SVolt-Europachef Kai-Uwe Wollenhaupt am Montag.

Wenn die Fabrik in Überherrn 2025 ihre volle Größe erreicht und auf eine Produktionskapazität von 24 Gigawattstunden im Jahr kommt, verbraucht das Werk nach den Berechnungen des Unternehmens  maximal  2770 Kubikmeter Wasser am Tag. Das entspreche etwa einer Million Kubikmeter im Jahr, sagte Wollenhaupt. Davon sind zudem gut ein Drittel als Sicherheitsreserve vorgesehen. Damit reichen laut Wollenhaupt die Kapazitäten der Stadtwerke Überherrn von 1,9 Millionen Kubikmetern zur Versorgung aus. Überherrn selbst benötige rund 650 000 Kubikmeter im Jahr.

Die drastisch niedrigeren Zahlen hängen zu einem großen Teil damit zusammen, dass SVolt zunächst die Verbräuche der Fabrik im chinesischen Jintan einfach auf Überherrn übertragen hatte. Jintan hat aber ein viel heißeres Klima mit einer anderen Regenverteilung. Der Bedarf an Wasser für die Klimatisierung des saarländischen Werks sei viel geringer. Zudem sei die Nutzung von Regenwasser besser möglich, weil die Niederschläge in Überherrn gleichmäßiger über das Jahr verteilt seien, erklärte Wollenhaupt. Darüber hinaus soll durch geschlossene Wasser-Kreisläufe  der Bedarf an Frischwasser sinken.

Auch beim Thema Abwasser beruhigt Wollenhaupt: Er geht davon aus, dass „keine Produktionsabwässer aus der Fabrik abgegeben werden“. Ein Grund dafür seien geschlossene Wasserkreisläufe, ein weiterer, dass SVolt auf dem Werksgelände eine Kläranlage  bauen will.

Auch beim Energieverbrauch plant SVolt mit niedrigeren Werten als zunächst angekündigt. Jetzt rechnet das Unternehmen bei voller Produktionskapazität mit einem Bedarf von 810 Gigawattstunden Strom im Jahr. Das sind rund 80 Prozent des ursprünglich angenommenen Werts. Wollenhaupt versicherte, dass die Überherrner Batteriefabrik komplett mit Ökostrom betrieben werden soll. Er werde größtenteils eingekauft. Zu einem kleinen Teil soll er aber selbst produziert werden. Dafür wird überlegt, die schon bestehende Photovoltaikanlage nahe dem Linslerhof zu erweitern. Außerdem soll ein Großteil der Fabrikdächer mit Solarmodulen ausgestattet werden, sagte Wollenhaupt.

Der Spatenstich für das Batteriezell-Werk in Überherrn ist für die zweite Jahreshälfte geplant. Ähnlich auch der Bau neuer Hallen in Heusweiler, wo künftig aus den Batteriezellen die kompletten Batterie-Module zusammengebaut werden sollen. Dort sind Abbrucharbeiten von nicht benötigten Gebäude des früheren Laminate Parks bereits im Gange. Die Zellfabrik soll Mitte 2023 an den Start gehen.

Den Bau der Gebäude übernimmt die landeseigene Strukturholding Saar. Das Genehmigungsverfahren läuft. Unklar ist noch, ob SVolt die Fabriken nach der Fertigstellung mietet oder kauft. Eine Entscheidung darüber sei noch nicht getroffen, sagte  Maxim Hantsch-Kramskoj, der Vertriebschef von SVolt Europe, der im Saarland aufgewachsen ist und an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) in Saarbrücken Maschinenbau studiert hat.

SVolt hatte im November die Pläne bekanntgegeben, im Saarland eine Fertigung von Batterien für Elektroautos und für die Industrie aufzubauen. Dafür will das Unternehmen zwei Milliarden Euro investieren. 2000 Arbeitsplätze sollen entstehen.

In Europa ist SVolt noch klein, insgesamt hat das Unternehmen mit Hauptsitz in Changzhou, nicht weit von Shanghai, schon eine gewisse Größe: mit 3000 Mitarbeitern und 200 Millionen Euro Jahresumsatz. Die Anfänge reichen bis 2012 zurück. Damals gründete der chinesische Autohersteller Great Wall Motors, der rund 60 000 Menschen beschäftigt, eine Geschäftseinheit für Elektromobilität. 2018 folgte die Ausgründung von SVolt als eigenständiges Unternehmen. Mehrheitseigner ist die Baoding Great Wall Holding, der auch Great Wall Motors zum größten Teil gehört. Bis vor Kurzem hielt die Holding noch über 80 Prozent an SVolt, inzwischen sind es 65 Prozent. Das resultiert aus einer Finanzierungsrunde, die nach Angaben von SVolt 450 Millionen Euro in die Kassen brachte. Für Ende kommenden Jahres sei ein Börsengang geplant, sagte Hantsch-Kramskoj. Der dürfte noch mehr Geld einbringen. Das wird auch gebraucht. Denn SVolt will bis 2025 acht Milliarden Euro investieren und damit weltweit eine Batterieproduktions-Kapazität von 200 Gigawattstunden aufbauen.

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