Hotels, Gaststätten, Kneipen im Saarland Dramatische Situation im Gastgewerbe: Gewerkschaft will die Lage mit 12 Euro Mindestlohn entspannen

Saarbrücken · Das Gastgewerbe sucht händeringend nach Personal. Denn die Branche hat nach Angaben der Arbeitsagentur binnen zwei Jahren fast jede fünfte Stelle verloren. Kann ein Mindestlohn von 12 Euro helfen?

 Dramatische Situation im Gastgewerbe: Gewerkschaft fordert höheren Mindestlohn, um Lage in den Griff zu bekommen.

Dramatische Situation im Gastgewerbe: Gewerkschaft fordert höheren Mindestlohn, um Lage in den Griff zu bekommen.

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Die Arbeitsagentur spricht offiziell von „Mangel an Fachkräften im Hotel- und Gaststättengewerbe“. Darum wirbt sie für Ausbildungsplätze, um diese Lücke zu schließen.

Und auch dem Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) ist dieses Problem bekannt. Auf der Internetseite des Branchendachverbandes heißt es dazu fast gleichklingend wie bei den Arbeitsvermittlern: „Das Gastgewerbe ist auf ausreichende und richtig qualifizierte Fach- und Arbeitskräfte angewiesen. [...]  „Die Branche selbst hält einen wichtigen Schlüssel gegen den Fachkräftemangel in der Hand. Die Auszubildenden von heute sind die Fachkräfte von morgen.“ Und darum seien die Mitgliedsbetriebe aufgefordert, „bei ihren Anstrengungen für eine gute Ausbildungsqualität nicht nachzulassen.

Die Entwicklung, was fehlendes Personal betrifft, scheint dramatisch. Denn laut Arbeitsagentur ist fast jeder fünfte Job innerhalb von zwei Jahren im Saarland verloren gegangen. Zwischen März 2019 und März dieses Jahres sank der Fachkräfteanteil im Gastgewerbe um 19 Prozent.

Die Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) in Saarbrücken nennt konkrete Zahlen und beruft sich dabei auf Angaben der Arbeitsagentur. Seien es zu Beginn dieses Zeitraums noch 4762 Fachkräfte gewesen, zählten die Statistiker zuletzt noch 3846. Noch eklatanter stelle sich der Verlust bei den Minijobs dar: Dort sank die Zahl der Beschäftigten laut NGG-Geschäftsführer Mark Baumeister von 11 155 auf zuletzt 7772 Mitarbeiter – ein Minus von mehr als 30 Prozent. 

Dabei hält der Gewerkschafter nicht die Corona-Pandemie als alleinigen Grund für den Rückgang, da die Unternehmen mittlerweile händeringend nach Personal suchten. Vielmehr seien es die unzureichenden Tarife. So liege dieser oftmals unter dem gesetzlichen Mindestlohn von 9,60 Euro. Darum fordert Baumeister baldige Tarifverhandlungen.

Der NGG sei bewusst, dass sich Betriebe in schwieriger Lage befinden. Aber ein Aufschwung funktioniere nur mit der Belegschaft. Darum brauche die Branche einen Tarif, „der sich deutlich vom gesetzlichen Mindestlohn abhebt“. Darum müsse der Einstiegslohn für Fachkräfte über 11,60 Euro liegen, teilte Baumeister jetzt mit. Bereits zuvor hatte er konkreter einen Mindestlohn von zwölf Euro verlangt, um Beschäftigte vor Armut zu schützen. Dies mache Jobs im Gastgewerbe auch wieder attraktiv.

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