Kommentar Rettung oder Aus für die Gusswerke Saarbrücken?

Saarbrücken · Die Gusswerke Saarbrücken kämpfen wieder ums Überleben. Millionen für Abfindungen fehlen. Am Montag könnte der Tag der Entscheidung sein.

Frühere Halberg Guss wieder im Überlebenskampf
Foto: SZ/Lorenz, Robby

Jetzt ist wieder Krise bei den Gusswerken Saarbrücken. Und es geht wieder um das Überleben des Traditionsunternehmens. Denn wenn nicht schnell das Geld für die Abfindungen bereitgestellt wird, droht die Insolvenz. Am Montag könnte bereits der Tag der Entscheidung sein. Entweder raufen sich die großen Kunden endlich zusammen und einigen sich, wer wie viel zu den Abfindungen und überhaupt zur langfristigen Sanierung der Gusswerke beiträgt. Dann kann der noch ausstehende echte Neustart beginnen, der dem Unternehmen und damit den Mitarbeitern in Saarbrücken und Leipzig die Zukunft sichert. Oder VW und General Motors, von denen das Wohl und Wehe der beiden Gusswerke abhängen, bleiben hart in ihrem Streit. Dann wird den Gießerei-Geschäftsführern vermutlich keine andere Wahl bleiben, als Insolvenz anzumelden.

Das Fatale an der Lage: Die Autokonzerne bekriegen sich auf Kosten einer Belegschaft, die viel mitgemacht hat in den vergangenen Jahren: mehrere Insolvenzen, immer wieder neue Besitzer, die viel versprachen und wenig hielten – und dann das Jahr unter Prevent, in dem der Ruin drohte. Wie groß war die Euphorie, als Ende 2018 die jetzigen Eigentümer kamen. Sie schienen die großen Retter zu sein. Und jetzt? Was passiert, wenn die großen Autobauer die Finanzierung platzen lassen? Hat die Saarbrücker Gießerei dann noch eine Zukunft?

Das schlimmste Szenario wäre, dass sich die Kunden mit dem Ausbooten von Prevent Ende 2018 nur Zeit gekauft haben, um sich andere Zulieferer zu suchen und dann die Gusswerke fallen zu lassen. Das könnte das Aus der Brebacher Gießerei und ihres Schwesterwerks in Leipzig bedeuten – mit dem Verlust aller Arbeitsplätze. Oder nach einer Insolvenz folgt ein Neustart mit kleinerer Perspektive. Bisher sollten beide Standorte, Saarbrücken und Leipzig, erhalten bleiben, obwohl die Autobranche kriselt und die Nachfrage nach Motorblöcken sinkt. Im besten Fall für das Saarland bliebe dann das Saarbrücker Werk erhalten. Es könnte aber auch darauf hinauslaufen, dass die Aufträge nur noch für den Weiterbetrieb der kleineren Gusswerke Leipzig ausreichen. Dann stünden in Saarbrücken auf einen Schlag 1000 Menschen auf der Straße. Der Belegschaft bleibt jetzt nur, auf ein gutes Ende zu hoffen.

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