Aktivenkonferenz IG Metall erhöht Druck auf Ford: „Jetzt drehen wir das Ding um“

Dillingen · Die Gewerkschaft IG Metall erhöht den Druck auf den Autobauer Ford, Lösungen auf den Tisch zu legen, wie es mit dem Ford-Standort Saarlouis weitergeht. Neue Details vom Samstag.

IG Metall erhöht Druck auf den Autobauer Ford: Auf der Aktivenkonferenz am Samstag in Dillingen-Diefflen zeigten sich die Metaller kampfbereit.

IG Metall erhöht Druck auf den Autobauer Ford: Auf der Aktivenkonferenz am Samstag in Dillingen-Diefflen zeigten sich die Metaller kampfbereit.

Foto: Engel

Die Gewerkschaft IG Metall erhöht den Druck auf den Autobauer Ford, Lösungen auf den Tisch zu legen, wie es mit dem Ford-Standort Saarlouis weitergeht. In diesen Prozess sind inzwischen auch die Mitarbeiter des benachbarten Zuliefer-Parks intensiv eingebunden, wie am Samstag auf einer Aktivenkonferenz in Dillingen deutlich wurde. Die IG Metall hatte Betriebsräte und Vertrauensleute von Ford selbst, aber auch aus dem Unternehmen des Zuliefer-Parks eingeladen. Ein knappes Jahr nach der Ford-Entscheidung am 22. Juni 2022, in Saarlouis ab 2025 keine Autos mehr zu bauen, „ist die Zeit des Hinhaltens vorbei“. Das kündigte Uwe Zabel vom Frankfurter IG-Metall-Bezirk Mitte an, zu dem das Saarland gehört. „Jetzt drehen wir das Ding um.“

Ford Saarlouis: IG Metall will endlich Nägel mit Köpfen machen

Die IG Metall will in Kürze Ford und den Arbeitgeberverband der Metall-, und Elektroindustrie zu Sozialtarifverhandlungen auffordern, „um endlich Nägel mit Köpfen zu machen“, sagte Ralf Cavelius, 2. Bevollmächtigter der IG Metall-Verwaltungsstelle Völklingen. Für Ford selbst hatte die Gewerkschaft schon vor drei Wochen Forderungen aufgestellt.

„In diese Verhandlungen sollen nun auch die Unternehmen im Zulieferpark mit einbezogen werden – vor allem die sieben Firmen, die ausschließlich Komponenten für den Focus liefern. Diese sind auf Gedeih und Verderb von den Ford-Entscheidungen abhängig“. Es handelt sich um den Logistik-Dienstleister Rhenus und ISL Automotive (Montage von Autoteilen), Magna (Karosserie-Baugruppen), Benteler (Fahrwerks-Komponenten), Tenneco (Abgasanlagen), Lear (Autoelektronik) und die Ford-Tochter AIS (Automotive Industry Support). Insgesamt sind elf Firmen im Park tätig.

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Foto: Oliver Dietze

Abgestimmte Forderungen für Unternehmen im Zuliefer-Park

Während bei AIS die gleichen Bedingungen gelten sollen wie bei der Muttergesellschaft, werden für die Unternehmen im Zuliefer-Park jeweils abgestimmte Forderungen erhoben. Bei den Abfindungen sollen beispielsweise zwischen 1,9 und 2,8 Bruttomonatsentgelte pro Betriebsjahr gezahlt werden. Bei Ford sollen es vier Monatsentgelte sein. Für alle soll gelten, dass Mitglieder der IG Metall einen Zuschlag erhalten, wenn Abfindungen gezahlt werden. Darüber hinaus will die Gewerkschaft erreichen, dass eine Transfergesellschaft gegründet wird, in der die Mitarbeiter bis zu drei Jahren bleiben können. Sie sollen die Möglichkeit bekommen, sich umzuschulen oder Zusatzqualifikationen zu erwerben, falls es am Saarlouiser Röderberg weitergeht. Außerdem muss eine Einigung darüber gefunden werden, wer von den älteren Mitarbeitern abschlagsfrei in die Rente wechseln kann.

„Wir setzen weiter auf eine Investorenlösung“, sagte Zabel. Er hofft nach wie, „dass möglichst viele Leute auf dem Ford-Areal und dem benachbarten Zulieferpark ihre Arbeit behalten oder ähnliches machen werden wie bisher“. Mit Umschulungen und Weiterbildung „sollen Brücken für eine mögliche Anschlussbeschäftigung gebaut werden“, ergänzte Cavelius. Die Verhandlungen über einen Sozialtarifvertag müssten trotzdem sein, „weil wir etwas in der Hand haben müssen falls am Ende doch die Arbeitslosigkeit droht“. Bisher hat Ford zugesichert, dass der Autobauer nach 2025 bis zu 1000 Frauen und Männer in Saarlouis weiterbeschäftigen. In welchen Bereichen dies sein soll, ist allerdings noch offen. Als Ford die Werksschließung verkündete, arbeiten in der Fabrik selbst noch 4500 Mitarbeiter und im Zulieferpark 1500. Dort sind heute noch 1300 tätig; bei Ford ist die Zahl der Beschäftigten ebenfalls gesunken, weil Mitarbeiter mit einem Abfindungsangebot einverstanden waren oder zum Werk nach Köln wechselten.

Angekündigte Aus für 2025 „soll bei Ford richtig ins Geld gehen“

Das vom US-Autobauer angekündigte Aus für 2025 „soll bei Ford richtig ins Geld gehen“, kündigte Zabel an. „Das wird die teuerste Werksschließung des Unternehmens in Europa.“ Falls es beim Sozialtarifvertrag nicht zu einer Einigung kommen sollte, „sind Streiks unausweichlich“. Das könnte für den US-Autobauer teuer werden. Derzeit laufen täglich rund 600 Autos in Saarlouis von den Bändern. Die Produktion ist bis Jahresende gesichert, bestätigte der Ford-Betriebsratsvorsitzende Markus Thal auf Anfrage.

Der Druck bei Ford aber auch im Zulieferpark steigt, „weil unsere Kollegen wissen wollen, wo sie in zwei Jahren stehen“, sagt Roman Bartlau, Betriebsratsvorsitzende bei Tenneco. „Am liebsten würden wir weiterarbeiten.“ Auch Uwe Aust, Vertrauensmann der Gewerkschaft bei Benteler, muss täglich mit Menschen sprechen, „die wirklich verzweifelt sind, weil sie nicht wissen, wie es weitergeht“.

Ein Brief der Arbeitnehmer-Vertreter aus dem Zuliefer-Park an das Wirtschaftsministerium, wo sie Ihre Sorgen schilderten, „blieb bis jetzt unbeantwortet“, sagte Bartlau. Die landeseigene Projektgesellschaft Saarland Bau und Boden (SBB) ist Eigentümerin der etwa 100.000 Quadratmeter großen Fläche, auf der sich die die Firmen des Zuliefer-Parks niedergelassen haben.

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