Regionaler Leitartikel Die Menschen wollen eine Perspektive

Saarlouis · Weshalb die Forderungen der IG Metall für die Beschäftigten bei Ford und im Zulieferpark genau zum richtigen Zeitpunkt kommen.

 Mit Sanierungstarifverträgen für die Beschäftigten bei Ford und im Zulieferpark in Saarlouis will die Gewerkschaft jetzt Nägel mit Köpfen machen.

Mit Sanierungstarifverträgen für die Beschäftigten bei Ford und im Zulieferpark in Saarlouis will die Gewerkschaft jetzt Nägel mit Köpfen machen.

Foto: BeckerBredel

Dass die Gewerkschaft IG Metall und die Arbeitnehmer-Vertreter von Ford und im Zulieferpark nervös werden, ist verständlich. Vor knapp einem Jahr verkündete der US-Autobauer, dass ab 2025 in Saarlouis keine Ford Focus mehr vom Band laufen. Seitdem schauten viele Vertreter investitionswilliger Unternehmen vorbei, doch Hand und Fuß hat das Ganze wohl immer noch nicht. Ford hat lediglich versprochen, von den mehr als 4000 aktuell dort beschäftigten Frauen und Männern 1000 zu übernehmen. Was diese später machen sollen, steht in den Sternen. Auch die Unternehmen im Zulieferpark sind von der Exklusivität befreit, ausschließlich an die Ford-Montagebänder zu liefern. Doch neue Kunden kann noch niemand vorweisen.

Mit Sanierungstarifverträgen für die Beschäftigten bei Ford und im Zulieferpark will die Gewerkschaft jetzt Nägel mit Köpfen machen. Für sie ist die Zeit des Hinhaltens vorbei. Zukunft oder Widerstand ist ihre Losung. Falls es mit den wolkigen Investoren-Ankündigungen nichts wird, wollen sie wenigstens erreichen, dass die Beschäftigten ordentliche Abfindungen erhalten und ihnen in einer Transfergesellschaft das Rüstzeug für eine neue berufliche Existenz mitgegeben wird.

Zeitlich ist dieser Vorstoß klug gewählt. Bei Ford scheinen die Auftragsbücher voll zu sein. 600 Autos rollen auf absehbare Zeit an jedem Produktionstag von den Bändern. Die Begeisterung für elektrisch betriebene Autos scheint sich in Grenzen zu halten. Viele setzen lieber auf einen bezahlbaren Verbrenner mit solider Technik, um ihn möglichst lange zu fahren. Für die IG Metall eröffnet das die Möglichkeit, dem Autobauer mit gezielten Streiks finanziell richtig weh zu tun und Entscheidungen zu erzwingen. Denn die Menschen wollen eine Perspektive – und sie wollen Arbeit statt Abfindung.

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