Größeres Angebot Flughafen Saarbrücken: Diese Ziele will die Airline DAT jetzt vermehrt anfliegen

Saarbrücken-Ensheim · Die Fluggesellschaft DAT spürt steigende Nachfrage im Saarland. Die dänische Airline hat Pläne zum Ausbau ihres Angebots ab Saarbrücken. Auch ein Öko-Projekt spielt ein Rolle. Was ändert sich für die Fluggäste?

Jesper Rungholm (rechts) und sein Sohn Robert sehen offenbar Chancen, von Saarbrücken aus noch mehr Flüge anzubieten.

Jesper Rungholm (rechts) und sein Sohn Robert sehen offenbar Chancen, von Saarbrücken aus noch mehr Flüge anzubieten.

Foto: BeckerBredel

Einen schlechteren Zeitpunkt konnte es für die dänische Fluggesellschaft DAT kaum geben, um in Saarbrücken-Ensheim mit ihrem Streckenangebot zu starten. Anfang vergangenen Jahres, kurz vor dem Beginn der Corona-Krise, hatte die Airline die Berlin-Strecke ab Saarbrücken in ihr Programm genommen – als erste Verbindung in Deutschland. Wenige Wochen später ruhte der Flugverkehr wegen Corona für einige Zeit. Im ersten Jahr hatte die Airline nach Flughafen-Angaben rund 20 100 Passagiere auf der Berlin-Verbindung, die Luxair beförderte 2019 noch 71 000 Fluggäste. Trotzdem hat DAT-Chef Jesper Rungholm nicht den Rückzug angeordnet, sondern ist geblieben – und er hat offenbar einiges vor in Saarbrücken.

DAT fliegt seit Juni auch die Hamburg-Strecke, nachdem Luxair die Verbindung zumindest vorerst gestrichen und sich ganz aus Saarbrücken zurückgezogen hatte. Für den kommenden Sommer plant DAT, die Verbindung über Berlin zu der dänischen Ferieninsel Bornholm. Und dabei bleibt es vermutlich nicht: „Wir  suchen nach Optionen für den nächsten Sommer – für Urlaubsverbindungen“, sagt Jesper Rungholms Sohn Robert. Entscheidungen, wo es hingehen könnte, will die Airline im Oktober bekanntgeben.

 Seit Anfang vergangenen Jahres bedient DAT mit einer Propeller-Turbinen-Maschine die Strecke zwischen Saarbrücken und Berlin.

Seit Anfang vergangenen Jahres bedient DAT mit einer Propeller-Turbinen-Maschine die Strecke zwischen Saarbrücken und Berlin.

Foto: BeckerBredel

Das Platzangebot für Berlin und Hamburg erhöht DAT im Herbst. Ab dem 20. Oktober soll ab Saarbrücken eine größere Maschine mit 72 Plätzen fliegen, sagte ein Flughafensprecher. In den bisherigen Corona-Zeiten setzte die Airline ein Flugzeug mit nur 48 Plätzen ein. Auch soll es im Winter ab Ende Oktober freitags einen weiteren Berlin-Flug  geben, so dass die Strecke dann dienstags bis freitags zwei Mal im Angebot ist. Der Grund dafür liegt in der steigenden Nachfrage. Im September rechnet Flughafen-Chef Thomas Schuck mit rund 3000  Passagieren auf der Berlin-Strecke. „Das ist relativ nah am Normalbetrieb“, sagt er. Es werde eine Auslastung von 70 bis 75 Prozent der Plätze würden erreicht. An manchen Tagen sei das Flugzeug auch voll. Und die Nachfrage nach Hamburg-Flügen kehre zurück, seit DAT die Verbindung aufgenommen habe. In diesem Monat rechnet der Flughafen mit etwa 500 Passagieren auf der Strecke. Zu Luxair-Zeiten seien es vor einem Jahr 700 gewesen.

Das vergangene Corona-Jahr war für DAT wie für alle Fluggesellschaften schwierig. Doch überraschend stand unter dem Strich kein Minus, sondern ein Plus. „Ich habe noch von keiner anderen Airline gehört, die aus 2020 mit einem Gewinn herauskam“, sagte Jesper Rungholm. 50 000 Euro stehen in der Bilanz. Ein wesentlicher Grund dafür seien Hilfspakete des dänischen Staates gewesen, der Ausfälle ausgeglichen habe. Mehr als 20 Millionen Euro habe DAT an staatlicher Unterstützung erhalten.

In diesem Jahr könnte die Bilanz schlechter aussehen. Der dänische Staat erwäge zwar, Hilfen fortzuschreiben, doch sicher sei das nicht. Falls keine Gelder fließen, erwartet Jesper Rungholm einen Verlust. Er rechnet mit einem Jahresumsatz von rund 65 Millionen Euro. Das sind mehr als die Hälfte weniger als vor Corona. 2019 hatte das inhabergeführte Familienunternehmen einen Umsatz von 140 Millionen Euro erwirtschaftet. Die finanzielle Lage beurteilt  der Airline-Chef als positiv. Ein wichtiger Faktor dafür sei, „dass wir die Flugzeuge besitzen und nicht geleast haben“. Die DAT-Flotte besteht aus 22 Maschinen.

Ab November startet DAT auch für die Flüge ab Saarbrücken das seit einigen Jahren laufende Programm der Airline, den CO2-Ausstoß durch ein Engagement für Mangrovenwälder in Myanmar auszugleichen. Die Fluggesellschaft arbeite bei #Iflygreen nach Flughafenangaben unter anderem mit Thor Heyerdahl Climate Parks zusammen. DAT beteilige sich an den Anpflanzungen der Mangroven insoweit, dass die Kohlendioxidemissionen der Flüge ausgeglichen würden. Für die Passagiere in Saarbrücken sei die Beteiligung an dem Öko-Projekt mit Mehrkosten von wenigen Euro verbunden, so der Flughafensprecher.

Solche Kompensationsprojekte stehen allerdings immer wieder in der Kritik. Rungholm hat daher weitergehende Pläne. „Die Leute wollen fliegen. Deshalb müssen wir das Fliegen nachhaltig machen“, sagt er. Der DAT-Chef hofft auf synthetische Kraftstoffe, die mit erneuerbaren Energien hergestellt werden. In Dänemark gilt die industrielle Produktion solcher „grünen“ Kraftstoffe (E-Fuels) als Schlüssel, um das nationale Klimaziel einer Reduzierung des CO2-Ausstoßes um 70 Prozent bis 2030 zu erreichen, schreibt die dänische Zeitung Extra Bladet. Dafür habe das Parlament zwei große Offshore-Parks in der Ost- und Nordsee geplant, um die Energie für die Erzeugung des „grünen“ Kraftstoffs bereitzustellen. Auch wenn das so produzierte Benzin doppelt so teuer sei wie fossiler Kraftstoff, würden Flugtickets dadurch nur etwa vier bis fünf Euro teurer, sagte Rungholm.

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