SZ-Telefonaktion: Tipps zum Kauf von Wertpapieren Wie Sparer ihr Geld sinnvoll anlegen können

Saarbrücken · Experten vom Bundesverband deutscher Banken geben Tipps für Sparer: Eine Anlageklasse spielt dabei eine große Rolle.

 Sparen ist in Zeiten von Nullzinsen schwierig, aber es gibt Alternativen zum Sparbuch.

Sparen ist in Zeiten von Nullzinsen schwierig, aber es gibt Alternativen zum Sparbuch.

Foto: dpa/Bernd Wüstneck

Welche Geldanlage lohnt sich noch? Orientierungshilfe rund ums Geld gab es für unsere Leser bei einer Telefonaktion von den drei Experten Christian Greber, Steffen Hauck und Heiko Neumann vom Bundesverband deutscher Banken.

Ich habe etwa 300 000 Euro zur langfristigen Anlage. Ich habe kaum Erfahrung und möchte mich auch nicht ständig um die Geldanlage kümmern. Wie kann ich das Geld sinnvoll anlegen?

GREBER Vielleicht ist eine Vermögensverwaltung für Sie das Richtige. In einem umfassenden Gespräch legen Sie Ihre Anlageziele und Risikobereitschaft fest. Die Vermögensverwaltung wählt dann eine passende Anlagestrategie entsprechend Ihrer persönlichen Vorstellungen. Sie entscheidet, in welche Wertpapiere investiert wird und wann eine Umschichtung sinnvoll ist. Dafür bezahlen Sie eine laufende Verwaltungsgebühr. Da diese Gebühren variieren, sollten Sie mehrere Angebote vergleichen.

Ich möchte etwa 50 Prozent meines Barvermögens in Aktien anlegen. Wie soll ich vorgehen?

HAUCK Bei der Anlage in Aktien sollten Sie langfristig und global denken und Ihre Anlagesumme breit streuen. Eine Aufteilung in weltweite Werte ermöglicht größere Renditechance bei gleichzeitig reduziertem Risiko. In Ihrer Aktienstruktur sollten also internationale Aktien und starke Dividendentitel sowie Megatrend-Themen Berücksichtigung finden. Das können Sie auch mit verschiedenen Aktienfonds erreichen. Welche Titel und Aufteilung konkret für Sie infrage kommen, klären Sie am besten mit einem Berater Ihres Vertrauens.

Krisen-Stimmung, keine Zinsen, steigende Inflation – sollte ich von meinem Geld nicht besser Gold kaufen?

GREBER Gold gilt gemeinhin als Krisenwährung. Denken Sie aber daran, dass Gold stark im Wert schwankt und daher eher eine spekulative Anlageform ist, die keine Zinsen oder Dividenden bringt. Rendite ist nur aus einem steigenden Goldpreis zu erzielen. Als kleine Beimischung von etwa fünf bis zehn Prozent kann Gold ein breit gestreutes Vermögen gut ergänzen. Doch bitte nicht einseitig nur auf Gold setzen. Und denken Sie an eine sichere Verwahrung.

Ich möchte gerne 20 000 Euro als Neueinsteiger in Wertpapiere investieren. Was soll ich kaufen?

NEUMANN Zunächst wären Ihre Risikoneigung und die Laufzeit abzuklären. Grundsätzlich ist eine breite Streuung empfehlenswert, auch über verschiedene Anlageklassen wie beispielsweise Aktien, Festverzinsliches, Immobilien, Rohstoffe hinweg. So stellen Sie die Chancen und Risiken auf ein breites Fundament. Hier könnten Mischfonds, welche es in verschiedenen Ausrichtungen gibt, als Basisanlage gut geeignet sein. Bei Mischfonds kann der Fondsmanager das Portfolio an Veränderungen im Kapitalmarkt anpassen.

Die Staatsschulden in Europa sind wegen Corona gestiegen. Ich fürchte mich vor einem großen Crash, womöglich sogar einer Währungsreform. Ist meine Sorge berechtigt?

HAUCK Ein Euro-Crash ist nicht in Sicht. Die gestiegenen Staatsschulden werden in den kommenden Jahren durch eine Kombination von niedrigen Zinsen und einer leicht erhöhten Inflation abgebaut. Eine Hyperinflation mit einer dramatischen Geldentwertung hingegen ist nicht erkennbar. Vielleicht fühlen Sie sich trotzdem sicherer, wenn Sie in nachhaltige Sachwerte anlegen wie etwa Aktien, Immobilien oder Rohstoffe. Besprechen Sie das mit Ihrem Berater und legen Sie gemeinsam eine passende Anlagestruktur fest.

Lohnt sich eine Immobilie als Geldanlage?

GREBER Das ist vom Einzelfall abhängig. Generell gelten Häuser und Wohnungen als wertbeständig und können zusätzlich eine gute Rendite generieren. Doch die Preise für Immobilien sind hoch. Dadurch sind Mietrenditen teilweise gesunken. In vielen Regionen gilt eine Mietpreisbremse. Für Instandhaltung und Werterhalt einer Immobilie benötigen Sie Rücklagen. Mieter können auch ein Risiko darstellen. Als Alternative könnten offene Immobilienfonds infrage kommen.

Was halten Sie von offenen Immobilienfonds als Ersatz für meine Liquidität, um Negativzinsen zu umgehen?

Grundsätzlich ist diese Anlageklasse als defensiver Teil einer Vermögensaufteilung gut geeignet. Beachten Sie bei offenen Immobilienfonds eine Mindesthaltefrist von zwei Jahren und eine Kündigungsfrist von zwölf Monaten. Sie könnten also erstmalig zwölf Monate nach dem Kauf kündigen und erhalten dann zwölf Monate nach der Kündigung das Geld ausgezahlt. Ein offener Immobilienfonds sollte also nicht als Ersatz für eine Liquiditätsreserve dienen, sondern ein langfristiger Anlagebaustein sein.

Ich bin 65 Jahre alt und habe neben Aktien eine recht hohe Liquidität, für die ich Negativzinsen zahlen soll. Was kann ich tun, um diese zu vermeiden?

NEUMANN Sprechen Sie mit Ihrer Bank über Alternativen zur Liquidität. Einen gewissen Notgroschen sollten Sie natürlich beibehalten, aber für den Rest könnte eine breite Aufstellung aus Aktien, Zertifikaten, Mischfonds und Immobilienfonds durchaus Sinn machen – immer abgestimmt auf Ihre persönliche Chancen- und Risikoneigung.

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