Auto der Zukunft Experten sehen E-Motoren als Technik der Zukunft

Saarbrücken · Auto-Experten haben in Saarbrücken die Zukunft ihrer Branche diskutiert. Und sehen kaum einen Weg an der E-Mobilität vorbei. Wenn diese auch nicht nur Befürworter hat.

 Elektroautos: Der Weg dahin wird lang, sagen Experten voraus.

Elektroautos: Der Weg dahin wird lang, sagen Experten voraus.

Foto: dpa/Hendrik Schmidt

Der Wandel der Mobilität weg vom klassischen Verbrennungsmotor hin zu Elektroautos und anderen Antriebsformen „wird kein Sprint, sondern ein Marathonlauf“. Darüber waren sich alle Redner und Diskussionsteilnehmer einig, die am Mittwoch beim „34. Jahreskongress Automotive“ des Netzwerks AKJ ans Mikrofon traten. Dasselbe gelte für das autonome Fahren, das im dicht besiedelten Europa „noch Jahrzehnte benötigt, bis das Auto alle Aufgaben selbstständig beherrscht“. Das glaubt zumindest Felix Kuhnert von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC. Der Investitionsbedarf in Forschung und Entwicklung „ist weiterhin enorm, obwohl die deutschen Autobauer und ihre Zulieferer von 2012 bis 2018 bereits 253 Milliarden Euro dafür ausgegeben haben.“

„Es kann passieren, dass der deutschen Automobilindustrie finanziell die Puste ausgeht“, meinte Albrecht Köhler, Vorstand der Gesellschaft für Produktionsmanagement (GfPM) und Chef des Elektrotechnik-Konzerns Schaltbau. Denn „das vierte Quartal 2018 war mit einer Gewinnmarge von fünf Prozent das schlechteste seit 2009“. Wie es weitergehe, sei offen und hänge vor allem von der Konjunkturentwicklung in China ab. „Wenn es dort zu einem Einbruch bei der Auto-Nachfrage kommt, haben wir ein dickes Problem“. China sei mit einem Absatz von mehr als 28 Millionen Autos jährlich der mit Abstand größte Markt weltweit.

 Ford-Deutschland-Cef Gunnar Herrmann sieht die Fokussierung auf E-Autos kritisch.   Foto: Ford

Ford-Deutschland-Cef Gunnar Herrmann sieht die Fokussierung auf E-Autos kritisch. Foto: Ford

Foto: Ford

Bei der Elektromobilität ist der Weg vorgezeichnet. „Diese Antriebsart wird sich durchsetzen“, ist Professor Siegfried Fiebig überzeugt, VW-Generalbevollmächtigter und Leiter der Kleinserien-Fertigung. „Die von der EU vorgegebenen Grenzwerte beim Schadstoff-Ausstoß zwingen uns einfach dazu.“ Denn der Ausstoß an Kohlendioxid (CO2) soll bis 2030 um 37,5 Prozent gegenüber heutigen Werten sinken. Das käme einem Durchschnitts-Verbrauch von 2,3 Litern auf 100 Kilometern gleich. Die mit Diesel oder Benzin angetriebenen Autos würden allerdings nicht durch reine Elektro-Fahrzeuge ersetzt, wie es der Politik vorschwebe. Vielmehr würden sich vorerst Hybrid-Autos durchsetzen, die sowohl einen Elektro- als auch einen Verbrennungsmotor haben.

Durch die starke Fokussierung auf Elektroautos „bewegt sich die Politik in eine gefährliche Richtung“, warnte Gunnar Herrmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Ford-Werke. Dem pflichtete Fiebig bei. Die Ladekapazität werde bei weitem nicht ausreichen, um Millionen von Pkw mit Strom zu versorgen. Für lange Strecken seien Autos mit reinem Batterieantrieb „denkbar ungeeignet“, sagte der VW-Mann.

Die Referenten machten zudem darauf aufmerksam, dass auch die Mitarbeiter in den Autowerkstätten „überhaupt nicht auf die Reparatur von Elektroautos geschult sind“. „Hier haben wir einen erheblichen Qualifizierungs-Bedarf“, betonte Fiebig. Auch in Autowerken selbst werde es zu erheblichen Verwerfungen kommen. „Viele Leute werden nicht mehr gebraucht oder müssen umgeschult werden“, prophezeite er. Allein bei VW seien das nach derzeitiger Einschätzung rund 14 000 Frauen und Männer.

Ein Problem sei zudem, „dass wir auch Elektro-Pkw anbieten müssen, die sich die Leute leisten können“, erinnerte Herrmann. Ford habe heute Autos im Angebot, die „weniger als 10 000 Euro kosten. Da müssen wir hinkommen.“

Der AKJ ist nach eigenen Angaben ein internationales Netzwerk von Experten und Führungskräften von Autobauern, namhaften Zulieferern, Dienstleistern sowie aus der Forschung und Entwicklung. Treibende Kraft ist der Saarbrücker Hochschullehrer und Unternehmer Klaus-J. Schmidt, der diesen Expertenkreis 1985 gegründet hat.

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