SZ-Telefonaktion Was beim Thema Baufinanzierung wirklich gilt

Petra Hauschulz von Finanztest und Alexander Nothaft vom Verband der Privaten Bausparkassen haben Fragen der SZ-Leser beantwortet.

  Wer im Alter den Kauf einer Immobilie erwägt, um sie zu vermieten, sollte genau rechnen. Denn oftmals ist der Gewinn den Aufwand nicht wert.

Wer im Alter den Kauf einer Immobilie erwägt, um sie zu vermieten, sollte genau rechnen. Denn oftmals ist der Gewinn den Aufwand nicht wert.

Foto: dpa-tmn/Andrea Warnecke

Ich stehe kurz vor dem Abschluss einer umfangreichen Finanzierung. Gibt es eine Stelle, die das Ganze überprüfen könnte?

HAUSCHULZ Ja, Sie können sich an die Verbraucherzentrale Ihres Bundeslandes wenden. Dort gibt es eine unabhängige Beratung.

Bei der Bank bekomme ich keine Zinsen mehr für mein Erspartes. Ich überlege mir jetzt mit über 65, mein Geld in eine barrierefreie Wohnung in einem Seniorenstift zu investieren, um sie zu vermieten. Die Anlage wird gerade gebaut. Einen Kredit brauche ich trotzdem noch. Würden Sie mir dazu raten?

NOTHAFT Sprechen Sie mit Ihrer Hausbank über diese Idee. Die kennt das Projekt und kann sagen, ob der Preis und die zu erwartende Miete in einem vernünftigen Verhältnis zueinander stehen. Selbst wenn Sie einen günstigen Kredit bekommen würden, sollten Sie aber bedenken: Um eine solche Investition müssen Sie sich immer wieder kümmern. Das kostet Zeit und vielleicht auch mal Nerven. Der steuerliche Vorteil dürfte bei Ihnen ohnehin überschaubar sein. Wägen Sie Vor- und Nachteile gut ab.

Seit 25 Jahren bin ich bei meiner Hausbank. Jetzt war ich wegen eines Baukredits dort und soll meine Einkommensverhältnisse offenlegen. Das hat mich irritiert.

NOTHAFT Für eine realistische Einschätzung Ihrer Bonität ist das unerlässlich. Die Bank hat strenge rechtliche Vorgaben, was die Kreditvergabe betrifft – auch zur Sicherheit des Kreditnehmers.

Unser Nachbar verkauft sein Haus. Wir wollen es erwerben und haben überschlagen, dass unser Geld reichen könnte. Was ist für die Finanzierung wichtig?

NOTHAFT Zins und Tilgung sollten 40 Prozent des Haushalts-Nettoeinkommens nicht übersteigen. Neben der Finanzierung Ihres Lebensunterhals müssen Sie für unvorhersehbare Ausgaben gerüstet sein. Drei Monatsgehälter als Rücklage sind dafür empfehlenswert.

Ich bin grundsätzlich an einem Immobilienerwerb in der Zukunft interessiert. Lohnen sich dafür Bausparverträge, obwohl sie praktisch keine Zinsen abwerfen?

HAUSCHULZ Einen Bausparvertrag kann man immer dann abschließen, wenn man ziemlich konkrete Pläne zum Immobilienerwerb hat. Nach der Ansparphase erwirbt man das Anrecht auf einen günstigen Kredit. Steigen die Zinsen bis dahin, hat man einen Teil der Finanzierung sehr preiswert realisiert. Zum Geldsammeln für eher vage Pläne taugen die Verträge aber nicht. Da ist man zum Beispiel mit Tagesgeld oder – auf längere Sicht – mit einem Fondssparplan besser bedient. 

Die Bank riet zu einer höheren Tilgung als ein Prozent. Was meinen Sie dazu?

NOTHAFT Sie hat Recht. Je niedriger der Tilgungssatz, desto länger dauert die Rückzahlung des Darlehens. Im Dauerzinstief kann man ruhig über drei Prozent Tilgung nachdenken. Planen Sie die Tilgung so, dass Ihre Immobilie nach Möglichkeit spätestens zu Beginn Ihres Ruhestandes abbezahlt ist. Danach haben Sie in der Regel weniger Geld zur Verfügung.

Alle sagen: „Riester lohnt sich nicht“. Gilt das auch für das Wohnriestern?

HAUSCHULZ Keinesfalls! Sie können Ihre Riester-Sparbeiträge und die Zulagen direkt in die Darlehenstilgung einfließen lassen. Das bringt Ihnen eine schnellere Schuldentilgung und damit einen Zinsvorteil. Sie haben schon einen Riestervertrag? Dann nutzen Sie das angesparte Vermögen als Eigenkapital. Damit sparen Sie in der Regel mehr an Zinsen, als Ihnen der Sparvertrag einbringen würde. Lassen Sie sich auch durch die nachgelagerten Steuern nicht abschrecken. Meistens überwiegen die Vorteile des Wohnriesterns.

Mein Sohn ist Beamter, verheiratet, hat noch keine Kinder und möchte sich ein gebrauchtes Haus kaufen. Was wäre zu beachten?

NOTHAFT Die Hausbank ist in der Regel erster Ansprechpartner für eine Immobilienfinanzierung. Man ist aber gut beraten, mehrere Angebote einzuholen und zu vergleichen. Die staatliche Förderung für selbst genutztes Wohneigentum können auch Beamte in Anspruch nehmen. Schließt Ihr Sohn ein Riester-Darlehen ab, bekommt er staatliche Zulagen und eventuell Steuervorteile. Er sollte seinen Bankberater darauf ansprechen und auch nach einem ergänzenden KfW-Darlehen fragen.

Weitere Informationen gibt es im Internet unter:
www.bausparkassen.de
www.test.de
www.verbraucherzentrale.de

 

 

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