Pilotprojekt in Saarbrücken Ford präsentiert sich künftig in der Europagalerie
Saarbrücken · Saarbrücken ist die erste Stadt in Deutschland, in der der US-Hersteller ein neues Konzept testet, das neue Kunden anlocken soll.
Die Automobilindustrie muss sich neu erfinden. Diesel-Skandal, strengere Abgasnormen und der Fokus auf Elektromobilität haben die Kunden verunsichert, der Absatz schwächelt. Rund um den Globus suchen Hersteller und Händler derzeit nach Möglichkeiten, um potenzielle Käufer für ihre Marken zu begeistern.
Einen für den Konzern neuen Weg will Ford jetzt mit den „Smart-Labs“ beschreiten, kleineren Filialen in Einkaufszentren, in denen wechselnde Modelle des US-Herstellers ausgestellt werden. Im Rahmen eines Pilotversuchs hat Ford zusammen mit dem Völklinger Autohaus Bunk jetzt ein solches „Smart-Lab“ in der Europagalerie in Saarbrücken eröffnet – das erste in Deutschland und das vierte weltweit. Bisher gibt es sie sonst nur in Turin, Brüssel und Québec. Ende des Jahres sollen Standorte in den USA und Australien folgen.
Trotz seiner geringen Größe habe sich Saarbrücken für das Pilotprojekt angeboten, sagt Ford-Marketingchef Olaf Hansen. Den Ausschlag habe auch die Nähe zum Fordwerk in Saarlouis gegeben. „Der Focus, unser mit Abstand erfolgreichstes Modell, wird ja nur einen Steinwurf entfernt gefertigt.“
Mit dem Konzept, das Hersteller wie Volvo oder Tesla bereits in ähnlicher Form verfolgen, wolle man auf das veränderte Kaufverhalten der Kunden reagieren, sagt Hansen. „Früher gingen die Leute direkt zum Händler, wenn sie ein Auto kaufen wollten. Heute informieren sie sich zuerst im Internet, vergleichen dort Preise und Ausstattungen.“ Der Weg zum Händler bleibe für viele dann dennoch ein zu großer Schritt. „Wir müssen ihnen auch das physische Produkt vor Ort zeigen, das ist im Internet so nicht möglich“, sagt Hansen. Die „Smart-Labs“ seien daher auch ein „Übergang von der digitalen in die reale Welt“.
„Man muss heute auf die Leute zugehen“, bestätigt Jean Marie Erbrech, Manager des neuen „Smart-Labs“. Die Europagalerie sei dafür perfekt geeignet. „Wenn die Leute hier ihren Einkaufsbummel machen, können sie sich unsere Autos unverbindlich ansehen“, sagt Erbrech. Manche kämen zwar nur vorbei, um Fotos zu machen, viele zeigten aber auch sofort Interesse. „Wir haben am ersten Samstag bereits 58 Kontakte gesammelt, an Werktagen waren es bisher so 20 bis 25 am Tag.“
Wie viele von ihnen sich tatsächlich einen Ford kaufen werden – und wie erfolgreich das Konzept damit letztlich sein wird – werde sich jetzt zeigen, sagt Olaf Hansen. Für eine realistische Einschätzung sei es derzeit noch zu früh. „Wir werden uns genau anschauen, ob sich das Investment lohnt.“
Die ausgestellten Wagen, bei denen es sich meist um Modelle des gehobenen Segments handelt, sollen alle drei bis vier Wochen ausgetauscht werden, erklärt Jean Marie Erbrech. Daneben stünden weitere Modelle für Probefahrten bereit. Vor Ort kaufen kann man die Autos derzeit allerdings noch nicht, dafür ist weiterhin der Gang zum Händler nötig. Das könne sich allerdings in Zukunft ändern, kündigt Olaf Hansen an.