Trotz Ukraine-Krieg und Energiekrise Warum Saar-Kommunen Blackouts im Winter für unwahrscheinlich halten – aber vor Heizlüftern warnen

Berlin/Saarbrücken · Bundesweit werden Warnungen vor Stromausfällen lauter. Die Saar-Energiewirtschaft hält Blackouts jedoch für sehr unwahrscheinlich – warnt aber vor exzessiver Nutzung von Heizlüftern.

 Wird der Strom im Winter immer fließen. Experten sind unsicher.

Wird der Strom im Winter immer fließen. Experten sind unsicher.

Foto: dpa/Daniel Reinhardt

Die Energiekrise infolge des Ukraine-Krieges hat eine bundesweite Debatte über die Stabilität der Stromversorgung von Haushalten ausgelöst. Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, Gerd Landsberg, hatte am Wochenende in der Zeitung Welt am Sonntag vor der Gefahr von Blackouts, also größeren Stromausfällen gewarnt, etwa wenn im Falle einer ausfallenden Gasversorgung verstärkt elektrisch geheizt werde. Er forderte die Bürger auf, die Empfehlungen des Bundes zum Katastrophenschutz ernst zu nehmen und stets Wasser sowie Lebensmittel im Haus zu haben.

Der Präsident des saarländischen Städte- und Gemeindetags (SSGT), Jörg Aumann (SPD), wollte sich gegenüber der SZ dieser Warnung seines Bundesverbandes aus Berlin nicht anschließen. Er sei sehr für Vorsicht, sagte der Neunkircher Oberbürgermeister am Sonntag der SZ. Aber nach allem, was er aus der saarländischen Energiewirtschaft höre, sei das Szenario von Stromausfällen zwar „theoretisch denkbar, aber sehr unwahrscheinlich“.

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Verband der Energie- und Wasserwirtschaft im Saarland: hohe Energiepreise, aber kein Strommangel

Auch der Geschäftsführer des Verbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (VEW) im Saarland, Klaus Blug, sagte am Sonntag zur SZ, er sehe derzeit zwar sehr hohe Preise, aber keinen Strommangel für den Winter voraus. Netzprobleme seien aber auf lokaler Ebene, etwa für einzelne Straßenzüge möglich, wenn dort exzessiv Heizlüfter zum Heizen genutzt würden.

Ein weiterer kommunaler Spitzenverband, der deutsche Städtetag, warnte zwar vor Panik. Zugleich müsse aber auch Vorsorge betrieben werden; Notstrom-Reserven seien notwendig, sagte Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy der SZ. Er sehe aber gute Chancen, „ohne Blackout durch den Winter zu kommen“. Dafür wollten die Städte 20 Prozent Gas einsparen.

Überlastung der Verteilernetze durch Heizlüfter möglich

Der Energieexperte der FDP-Bundestagsfraktion, Michael Kruse, sagte unserer Redaktion, die Warnung vor einer Überlastung der Verteilnetze durch die massive Zuschaltung von Heizlüftern sei berechtigt. „Die Bundesregierung muss deshalb alles tun, damit eine mögliche Gasmangellage nicht auch noch zu einer Stromkrise führt.“

Daher sei der Weiterbetrieb der drei laufenden Kernkraftwerke bis 2024 zwingend geboten. „Auch die Ende 2021 vom Netz gegangenen Kernkraftwerke sollten in die Reserve überführt werden.“ Der grüne Koalitionspartner lehnt dies allerdings ab.

Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte auf der Grundlage des Stresstests vorgeschlagen, das Atomkraftwerk im niedersächsischen Lingen wie geplant Ende 2022 abzuschalten und die beiden süddeutschen Reaktoren Isar 2 und Neckarwestheim 2 bis Mitte April über den Winter als Reserve zu nehmen. Eigentlich sollten alle deutschen Atomkraftwerke zum Jahresende endgültig vom Netz gehen.

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