Jahresempfang des Automotiv-Netzwerks Autoregion Bosch-Vorstand kritisiert Konzentration auf Elektromobilität: „Das ist ein Riesenfehler“

Saarbrücken · Zu langsam, zu bürokratisch: Wirtschaft und Politik kritisieren die EU. Die Automobilwirtschaft sieht auch eine zu starke Fokussierung auf das Elektroauto.

Nicht zuletzt der Geschäftsführer der Autoregion, Armin Gehl, kritisierte das von der EU beschlossene Verbrenner-Aus und die ausschließliche Fokussierung auf Elektromobilität in Europa.

Nicht zuletzt der Geschäftsführer der Autoregion, Armin Gehl, kritisierte das von der EU beschlossene Verbrenner-Aus und die ausschließliche Fokussierung auf Elektromobilität in Europa.

Foto: dpa/Soeren Stache

Die Förderung industrieller Großprojekte geht in der EU zu langsam voran. Dadurch verlieren die Europäer gegenüber Nordamerika und Ostasien massiv an Wettbewerbsfähigkeit. Dies kritisierten auf dem Jahresempfang des Automotiv-Netzwerks Autoregion sowohl Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) als auch Bosch-Vorstand Klaus Mäder. Auch wurde Kritik an der ausschließlichen Fokussierung auf die Elektromobilität laut.

Anke Rehlinger: „Wollen wir noch Industrie hier im Land haben?“

„Die Arbeitsweise der EU-Kommission ist viel zu langsam“, mahnte Rehlinger am Dienstagabend auf dem Jahresempfang des Automotiv-Netzwerks Autoregion. Außerdem gebe es immer wieder Abstimmungsprobleme mit den nationalen Regierungen, von den Bundesländern ganz zu schweigen. Die USA würden hingegen ihr Inflationsreduzierungsgesetz (IRA) mit einem Fördervolumen von rund 430 Milliarden Dollar (400 Milliarden Euro) für die US-Industrie schnell und effizient vorantreiben.

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Foto: Wolfspeed

„Wollen wir noch Industrie hier im Land haben?“, fragte Rehlinger und zeigte sich überzeugt, „dass sich diese Frage in den nächsten Monaten entscheiden wird“. Mäder sagte, dass die Fördermechanismen in der EU „viel zu kompliziert sind“. In Japan, China, Südkorea und den USA „geht das alles viel schneller“. Hier müsse Europa zu einem kompletten Neustart ansetzen.

Verbrenner-Aus: „Das ist ein Riesenfehler“

Der Bosch-Vorstand kritisierte auch, dass Europa sich komplett auf die Elektromobilität konzentriert und ab 2035 keine Autos mit Verbrenner-Motoren mehr zulassen will. „Das ist ein Riesenfehler“, ist Mäder überzeugt, der bei dem Elektrotechnik-Konzern für alle Bosch-Werke zuständig ist, die Komponenten für die Automobil-Industrie liefern.

In den übrigen Weltregionen würden höchst unterschiedliche Prioritäten in die Mobilität von Morgen gesetzt. Die USA würden die Brennstoffzelle favorisieren, in der mithilfe von Wasserstoff Strom erzeugt wird, China setze nur in den Ballungsregionen auf E-Autos und ansonsten auf Hybrid, eine Kombination aus Elektro- und Verbrenner-Antrieb. Südamerika bleibe traditionell bei Verbrenner-Motoren, angetrieben mit Bio-Ethanol aus Pflanzen.

Jobverlust im Saarland befürchtet

Auch der Geschäftsführer der Autoregion, Armin Gehl, kritisierte das von der EU beschlossene Verbrenner-Aus. „Damit koppeln wir uns von der Weiterentwicklung dieser Technologie ab.“ Für das Saarland könne die Fokussierung auf Elektro-Autos den Verlust von 20 000 Arbeitsplätzen zur Folge haben. Der Verein Autoregion, den Gehl gründete, hat inzwischen 200 Mitglieder in der Großregion Saarland, Rheinland-Pfalz, Lothringen und Luxemburg.

Am Rande der Veranstaltung wurde bekannt, dass das Netzwerk Automotiv.Saarland der Innovations- und Fördergesellschaft Saaris zu Beginn des Jahres eingestellt wurde. Die Aktivitäten rund um die Automobilindustrie sind künftig bei Saaris.motovation gebündelt.

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