Betrieb läuft nach Hacker-Angriff Keine Kurzarbeit in der Produktion im Eberspächer-Werk in Neunkirchen

Update | Neunkirchen/Esslingen · Die Firma Eberspächer ist in der vergangenen Woche Opfer eines Cyber-Angriffes geworden. Auch das Werk Neunkirchen war betroffen. Nachdem die Lage des Werkes über eine Woche unklar war, meldet sich das Unternehmen am Freitag zurück.

Eberspächer in Neunkirchen: Keine Kurzarbeit in der Produktion
Foto: Eberspächer/Wolfram Schroll/Eberspächer

„Die meisten Eberspächer-Werke weltweit beliefern unsere Kunden“, verkündet die Eberspächer Group am Freitagmittag auf Twitter. Der frohen Botschaft ging über eine Woche voraus, in der die Lage des Unternehmens nach einem schwerwiegenden Cyber-Angriff unklar war. Der organisierte Angriff in der Vorwoche beeinträchtigte die IT-Infrastruktur des Unternehmens, die Produktion stand an allen elf deutschen Standorten zunächst still. Ebenfalls betroffen: Das Eberspächer-Werk in Neunkirchen mit rund 1000 Mitarbeitern.

Im Zuge der Ermittlungen verhängte die Polizei in der letzten Woche eine Informationssperre, die von der Pressestelle in Esslingen, dem Sitz des schwäbischen Familienunternehmens, bestätigt wurde. Erst jetzt, über eine Woche später, dringen neue Informationen an die Öffentlichkeit. Die Produktion in den „meisten“ Werken laufe wieder, bestätigte Eberspächer am Freitag auf SZ-Anfrage. Auch in Neunkirchen. Kurzarbeit habe es dort diese Woche in der Produktion aufgrund des Cyber-Angriffes nicht gegeben.

Die Kunden zu beliefern habe Priorität. Kurzarbeit gebe es in Neunkirchen lediglich in einigen Bereichen abseits der Produktion. Stufenweise würde jetzt alles nach und nach wieder hochgefahren. Die Website des Unternehmens ist unterdessen noch nicht wieder online. „Unsere Kunden stehen jetzt im Fokus“, betonte eine Sprecherin des Unternehmens. Um den Rest werde sich Stück für Stück gekümmert.

Die Ermittlungen der Polizei laufen derweil weiter. Neue Details zum Hacker-Angriff könne man aus ermittlungstaktischen Gründen aktuell nicht nennen, hieß es.

Wie undurchdringlich der Informations-Stopp bisher war, belegen SZ-Recherchen. Noch wenige Minuten, bevor Eberspächer selbst am Freitagvormittag den teilweisen Wiederanschub der Produktion twitterte, bat der zweite Bevollmächtigte der IG Metall in Neunkirchen, Simon Geib, um absolutes Stillschweigen, auch im Namen des Betriebsrates. Er bestätigte lediglich, dass in den vergangenen Tagen immer mehr Gerüchte über bevorstehende Kurzarbeit in Neunkirchen die Gewerkschaft erreicht hätten. Davor war publik geworden, dass für den Stammsitz in Esslingen ein Ergänzungstarifvertrag geschlossen wurde, der von einem auf den anderen Tag die Anordnung von bis zu 100 Prozent Kurzarbeit ermöglichte.

Üblicherweise gilt laut Geib in Baden-Württemberg dafür ein vierwöchiger Vorlauf. Für das Saarland stelle sich die Situation anders dar, so Geib. Hier könne Kurzarbeit durch eine Betriebsvereinbarung zwischen Betriebsrat und Arbeitgeber angeordnet werden, die Ankündigungsfrist sei kürzer. Er verwies darauf, dass es im Neunkircher Werk unabhängig vom Cyber-Angriff bereits eine Kurzarbeits-Phase gab. Damals hätten die betroffenen Beschäftigten eine Aufstockung des Kurzarbeitergeldes auf 86,5 Prozent bekommen. Geib ist zuversichtlich, dass, sollte sich der Fall wiederholen, dies wieder so sein wird: „Ich mache mir erst mal keine Sorgen.“ Dies äußerte der Neunkircher Gewerkschafts-Funktionär, kurz bevor Eberspächer die Informationspolitik lockerte.

Aus einer sicheren Quelle im Umfeld der Gewerkschaft erfuhr die SZ, dass in manchem Werk in der Produktion offensichtlich sogar Mehrarbeit geleistet wird, um die Ausfälle, die die defekte Software in der Automatisierung verursacht, auszugleichen - durch Handarbeit. Ob dies auch für Neunkirchen gilt, blieb offen. Mutmaßlich soll die Fertigung überall wieder IT-System-unabhängig ins Laufen gebracht werden. Dies verursacht, so SZ-Informationen, einen  immensen (Mehr-)Aufwand. Denn trotz aller Anstrengungen auch der Mitarbeiter gelte: „Vieles funktioniert weiterhin einfach noch nicht.“ 

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