Insolvenz in Eigenverwaltung Schröder Fleischwaren ist in akuter Krise

Saarbrücken · Der Traditionsbetrieb Schröder Fleischwaren beantragt Insolvenz in Eigenverwaltung. Das Netz eigener Filialen soll gestrafft werden.

 Blick in die Produktion bei Schröder. Seit 2017 bucht der Traditionsbetrieb negative Jahresergebnisse. Nun soll das Unternehmen restrukturiert werden. 

Blick in die Produktion bei Schröder. Seit 2017 bucht der Traditionsbetrieb negative Jahresergebnisse. Nun soll das Unternehmen restrukturiert werden. 

Foto: Becker&Bredel

Das Saarbrücker Traditionsunternehmen „Schröder Fleischwarenfabrik GmbH & Co. KG“ steckt in einer  Krise. Beim Amtsgericht Saarbrücken wurde zur Vorbereitung der Sanierung der Firma, die von der sechsten Generation der Familie Schröder geführt wird, Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt. Dies bestätigte auf Anfrage unserer Zeitung der St. Ingberter Rechtsanwalt und Insolvenzexperte Franz Abel. Er wurde bereits in der vergangenen Woche von den Gesellschaftern des Familienbetriebs zum Sanierungsgeschäftsführer bestellt. Weiterer Geschäftsführer bleibt Roman Tschunky.

Abels Anwalts- und Kanzleikollege Matthias Bayer ist künftig Generalbevollmächtigter. Als vorläufiger Sachwalter soll der Saarbrücker  Justizrat Günter Staab das sogenannte Schutzschirm-Verfahren begleiten. „Schröder ist weder zahlungsunfähig, noch überschuldet. Die Sanierung des Unternehmens steht im Vordergrund des Verfahrens“, betonte Abel, der dem Gericht bereits ein Sanierungskonzept vorgelegt hat, daraus aber zumindest vorerst keine Details preisgeben will. Der Geschäftsbetrieb soll in vollem Umfang weitergeführt werden. Löhne und Gehälter der Beschäftigten sind bis Ende Juni über Insolvenzgeld der Bundesagentur für Arbeit gesichert.

Schröder beschäftigt knapp 500 Mitarbeiter. Rund 200 davon arbeiten in 22 Filialen im Saarland und im benachbarten Rheinland-Pfalz. Mehrere dieser Verkaufsstellen sind im sogenannten Nach-Kassenbereich von Einkaufsmärkten angesiedelt. Die Belegschaft wurde am Sonntagabend im Rahmen einer Betriebsversammlung über die Entwicklung informiert. Abel und Bayer erklärten: „Das Schutzschirm-Verfahren ermöglicht Schröder, im Rahmen der Eigenverwaltung innerhalb der nächsten drei Monate einen tragfähigen Plan mit dem Ziel des Erhalts- und der Restrukturierung des überregional bekannten Unternehmens zu erarbeiten und umzusetzen.“ Oberstes Ziel bleibe, „möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten“ und das Unternehmen langfristig profitabel auszurichten. „Eine Straffung des Filialnetzes und eine damit einhergehende Anpassung der Personalstruktur sind aus derzeitiger Sicht unumgänglich.“ Insbesondere im Filialbereich ist ein deutlicher Personalabbau mittelfristig zu erwarten. Die Verwalter fassen deshalb die Einrichtung einer sogenannten Transfergesellschaft ins Auge.

Nach Informationen unserer Zeitung, schreibt Schröder bereits seit Jahren mit seinen Filialen rote Zahlen. Die Verluste konnten bis Ende 2016 noch durch Erträge aus anderen Bereichen und durch Mieteinnahmen ausgeglichen werden. Seit 2017 bucht die Firma negative Jahresergebnisse. Die Umsätze gingen angeblich aus mehreren Gründen von knapp 45 Millionen Euro (2016) auf 39,8 Millionen Euro im Jahr 2018 zurück. Abel will als Sanierungsgeschäftsführer diesen Trend stoppen. Er plant, die bisher erfolgreichen Vertriebswege über Frischedienst und neue Geschäftsideen auszubauen. Zudem sollen offenbar in den kommenden Jahren mehrere Millionen Euro in das Unternehmen investiert werden.

Mark Baumeister, Landeschef der Gewerkschaft NGG (Nahrung-Genuss-Gaststätten), teilte auf Anfrage mit, gemeinsam mit dem Betriebsrat und Beratern vom Saarbrücker Info-Institut sei das von Abel erstellte Sanierungskonzept für die Fleischwarenfabrik geprüft worden. Baumeister dazu: „Eine Umstrukturierung erscheint uns für eine langfristig erfolgreiche Neuausrichtung des Traditionsunternehmens unausweichlich.“ Ziel von Betriebsrat und Gewerkschaft sei es, dass der Personalabbau so gering wie möglich ausfalle. Der NGG-Geschäftsführer: „Wir bauen auf das neue Konzept.“ Gleichzeitig spart Baumeister nicht mit Kritik an der früheren Geschäftsführung. Auf das geänderte Verbraucherverhalten und verschärfte Wettbewerbsbedingungen sei „viel zu spät reagiert“ und wichtige Weichenstellungen seien unterlassen worden. „Das Unternehmen habe über Jahrzehnte von der Substanz gelebt, offenbar in der Hoffnung auf bessere Zeiten.“

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