Scheer-Tower II eingeweiht Scheer schlägt mit 78 neues Kapitel auf

Saarbrücken · Der zweite Scheer Tower für 20 Millionen Euro ist fertig. Der Saar-Unternehmer blickt schon wieder voraus.

 Der Software-Unternehmer August Wilhelm Scheer vor dem gestern eingeweihten Scheer Tower II.

Der Software-Unternehmer August Wilhelm Scheer vor dem gestern eingeweihten Scheer Tower II.

Foto: Oliver Dietze

Ein kurzer Moment der Ruhe. Die Reden sind gehalten, im Erdgeschoss des gestern eingeweihten Scheer Tower II schauen sich die zahlreichen Gäste neueste Entwicklungen aus dem Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) an. Währenddessen steht im obersten neunten Stock der Mann am Fenster und blickt hinaus, der die Herausforderungen der Künstlichen Intelligenz, speziell der Informatik, schon früh für sich entdeckt und zu seiner Lebensaufgabe gemacht hat.

August Wilhelm Scheer (78) ist auch im hohen Alter umtriebig, ständig auf der Suche nach neuen Ideen. Der Ruhe geht er in der Regel aus dem Weg. Doch es gibt eben auch Momente des inneren Triumphes, der Freude über etwas Gelungenes. Und so genießt der Software-Unternehmer von hier oben aus einen einmaligen Blick auf die Stadt Saarbrücken bis nach Frankreich hinein. Sein Blick fällt aber auch auf die am Fuße des neuen Scheer Tower II gelegene Universität, an der vor einigen Jahrzehnten für den damaligen Informatikprofessor alles begann. Doch zurückschauen will Scheer nicht mehr. Gerade kommt er wieder von einem vierwöchigen Aufenthalt aus Amerika zurück. Neuen Input hat er sich besorgt, viel mit jungen Leuten über neue Trends gesprochen. „So etwas treibt mich an“, sagt der Saar-Unternehmer, der in den beiden nun nebeneinander stehenden roten Hochhäusern sein Lebenswerk zusammengefasst hat. „Ich muss das Ganze am Laufen halten“, sagt er. Alle Scheer-Unternehmen sowie Beteiligungen finden sich hier inklusive seiner Stiftung für Wissenschaft und Kunst.

In den Gebäuden wird nach Zukunftstrends geforscht, neue Software entwickelt, nach weiteren Ideen zur Automatisierung sowie Steuerung von Produktionseinheiten in Unternehmen gesucht, nach Antworten auf die Macht der Elektronik in Fahrzeugen, nach Möglichkeiten des Transportes vieler Güter durch Drohnen und vieles mehr. Die Scheer Gruppe ist weltweit aktiv: ob in Kanada, den USA oder auch in China. In den neuen Scheer Tower II ziehen zudem auch Fremd-Unternehmen ein, darunter ein Bereich von ZF, um gemeinsam Projekte der Künstlichen Intelligenz voranzutreiben.

15 Monate dauerte die Fertigstellung des Scheer Tower II. Fast 40 Millionen Euro haben beide Tower zusammen gekostet. Scheer würdigt beim Empfang wiederholt sein großes Team an Führungskräften und Mitarbeitern. „Bei aller Teamarbeit muss es am Ende aber immer auch jemanden geben, der sagt, wo es langgeht: eine Persönlichkeit mit klaren Vorstellungen und Autorität.“ Das gelte auch für Gründer. Ihnen rät der erfahrene Unternehmer, bei der Zusammenstellung ihrer Teams nicht auf Freunde zu setzen, sondern auf unterschiedliche Charaktere, bei denen auch der Widerspruch in der Sache vorprogrammiert ist. Denn das beste Argument müsse jeweils den Weg aufzeigen, eine „Ich tue Dir nicht weh“ Mentalität führe dagegen bestenfalls ins Mittelmaß. Womit ein kritischer Geist wie Scheer auch das Saarland im Auge hat. Die Mentalität, keinem weh tun zu wollen, hindere das Land daran, als Standort erste Klasse zu sein. Man sei mit vielem zu schnell zufrieden. Der Erfolg könne im nationalen wie internationalen Bereich erheblich größer sein. Darüber würde Scheer auch gerne mal mit Ministerpräsident Tobias Hans reden. In das Unternehmen eingeladen hat er ihn schon mehrmals. Auf einen Rückruf wartet er bis heute vergebens.

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