Corona aus Unternehmersicht vorüber Entspannung am Arbeitsmarkt: Viele offene Stellen im Saarland

Saarbrücken · Die saarländischen Unternehmen planen wieder ohne Corona. Da es wirtschaftlich viel aufzuholen gibt, steigt der Personalbedarf und auch die Zahl offener Stellen.

 Die Zahl der offenen Stellen wächst im Saarland. Zahlreiche Betriebe haben nach dem Höhepunkt von Corona wieder deutlich mehr Aufträge.

Die Zahl der offenen Stellen wächst im Saarland. Zahlreiche Betriebe haben nach dem Höhepunkt von Corona wieder deutlich mehr Aufträge.

Foto: dpa/Oliver Berg

Zwar nicht in der Medizin, aber ganz offensichtlich am Arbeitsmarkt gibt es Entwarnung. Für die Saar-Unternehmen spielt Corona in ihren weiteren Planungen offensichtlich nur noch eine untergeordnete Rolle. Die Tendenz geht klar hin zu Neueinstellungen, stellte am Donnerstag mit einer gewissen Erleichterung die Präsidentin der Regionaldirektion Saarland/Rheinland-Pfalz der Bundesagentur für Arbeit, Heidrun Schulz, fest.

Demnach haben die Betriebe aus nahezu allen Branchen im Oktober insgesamt 2300 neue offene Stellen gemeldet, 100 mehr als im September und 200 mehr als noch vor einem Jahr. Die Lage dürfte sich sogar noch entspannter darstellen, da nicht jedes Unternehmen alle offenen Stellen an die Arbeitsverwaltung meldet, sondern häufig auch auf direktem Weg selbst besetzt. Wer sich also bei einem Unternehmen bewirbt, kann seine Erfolgschancen weiter erhöhen.

Insgesamt hatte die Saar-Wirtschaft im Oktober 10 600 gemeldete Stellen zu besetzen. Am besten sind die Aussichten in der Zeitarbeit mit 1810 neuen Stellen, gefolgt vom Gesundheits- und Sozialwesen mit 1540. Wer sich eine Tätigkeit im Handel vorstellen kann, hat die Auswahl unter 1330 Jobs. Doch auch das Verarbeitende Gewerbe, das besonders abhängig ist vom Auf und Ab der Konjunkturentwicklung, hatte im Oktober 1290 Stellen zu vergeben.

Nach wie vor gesucht sind auch Fachleute im Bau, der selbst in Corona-Zeiten noch gut zu tun hatte. Hier könnte es allerdings in den kommenden Wochen verstärkt zu Problemen kommen, da zahlreiche Betriebe mit akuter Materialknappheit zu kämpfen haben, insbesondere Unternehmen, die stark in der Holzbearbeitung tätig sind. Oder zur Herstellung neuer Geräte Halbleiter benötigen.

Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, ein deutliches Indiz für die Leistungsfähigkeit des regionalen Arbeitsmarktes, steigt ebenfalls wieder an. Demnach waren nach den jüngst vorliegenden Zahlen aus dem August 391 600 Menschen im Saarland sozialversicherungspflichtig beschäftigt, 0,7 Prozent mehr als noch vor einem Jahr.

Trotz der insgesamt festzustellenden Erholung bleibt die Entwicklung der Kurzarbeit ein Problem. Hier muss in den kommenden Wochen wohl wieder mit einem Anstieg gerechnet werden. Denn jetzt macht den Autoherstellern, wie zuletzt auch das Beispiel von Ford in Saarlouis und Köln gezeigt hat, das Fehlen von Halbleitern zum Einbau in Module für die Fahrzeuge heftig zu schaffen, weshalb Ford-Saarlouis bereits Kurzarbeit anmelden musste. Insgesamt sind im Oktober 30 Anzeigen auf Kurzarbeit bei der Agentur für Arbeit eingegangen, gleich viele wie im September, allerdings steigt die Zahl der Personen wieder an. Demnach mussten 1000 Beschäftigte mit Kurzarbeit auskommen, im September waren es noch 600. Aktuell sind im Saarland 33 600 Frauen und Männer von Arbeitslosigkeit betroffen, 900 weniger als im September, 5100 weniger als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote liegt im Saarland jetzt bei 6,3 Prozent.

Auch mit der Entwicklung des Ausbildungsmarktes im Zeitraum Oktober 2020 bis September 2021 zeigt sich die Regionaldirektion Saarland/Rheinland-Pfalz zufrieden. Demnach sind nur noch 80 junge Frauen und Männer unversorgt. Doch selbst für die böten sich noch attraktive Möglichkeiten, sagte Heidrun Schulz. Insgesamt waren im genannten Zeitraum 6500 Ausbildungsstellen zu besetzen. Über die Agentur für Arbeit und die Jobcenter meldeten sich 4500 Frauen und Männer, die auf diesem Weg eine Lehrstelle suchten.

In der Beliebtheitsskala der Ausbildungsberufe steht bei Frauen die Kauffrau für Büromanagement ganz oben, gefolgt von der Verkäuferin, der Medizinischen Fachangestellten, der Kauffrau im Einzelhandel, der Friseurin, Zahnmedizinischen Fachangestellten, Verwaltungsfachangestellten in der Kommunalverwaltung, Fachangestellten in der Tiermedizin beziehungsweise der Pharmazie sowie der Drogistin. Schulz gibt Frauen den Rat mit, in ihrer Berufswahl auch das Argument der Bezahlung mit zu berücksichtigen. Denn auch in den kommenden Jahren sei in zahlreichen Berufen noch eine ungleiche Bezahlung zwischen Männern und Frauen zu erwarten.

In der Hitparade der Wunschberufe steht bei den Männern der Kfz-Mechatroniker für PKW-Technik ganz oben in der Gunst, gefolgt vom Verkäufer, Kaufmann im Einzelhandel, Kaufmann für Büromanagement, Fachkraft für Lagerlogistik, Fachinformatiker in der Anwendungsentwicklung, Anlagenmechaniker für Sanitär-/Heizung- und Klimatechnik, Maler/Lackierer, Fachinformatiker für Systemintegration sowie Industriemechaniker.

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