Schwierige Lage Corona-Pandemie belastet das Geschäft – Fresenius zieht nochmals die Sparschraube an
Bad Homburg/St. Wendel · Die wirtschaftlich angespannte Lage im Gesundheitsbereich macht auch nicht vor Fresenius Halt. Das betrifft auch den Standort in St. Wendel. Hier wurde bereits ein Stellenabbau angekündigt. Wie geht es jetzt weiter?
Der Gesundheitskonzern Fresenius bekommt die Folgen der Pandemie so schnell nicht los. Während es in den Kliniken wieder aufwärtsgeht, bremste die Dialysetochter Fresenius Medical Care (FMC) mit einem Gewinneinbruch die Erholung des Mutterkonzerns im vergangenen Jahr aus. Zu diesem Geschäftsbereich zählt auch der saarländische Standort in St. Wendel.
Auch 2022 würden Corona-Belastungen erwartet, teilte Fresenius am Dienstag, 22. Februar, mit. Während der Sparkurs im Konzern Früchte trägt, kann sich Fresenius-Chef Stephan Sturm im Fall großer Übernahmen neue Geldquellen vorstellen.
Sturm sagte bei der Vorlage der Zahlen für 2021: „Auch wirtschaftlich war es ein herausforderndes und dennoch erfolgreiches Jahr.“ Der Konzern habe im vierten Quartal einen ordentlichen Endspurt hingelegt und komme bei der Umsetzung seines Spar- und Effizienzprogramms schneller voran als geplant. Sturm rechnet mit weiteren Belastungen durch die Pandemie, erwartet aber, dass die Zahl der Corona-Fälle ab dem Frühjahr sinkt und damit die Zahl der planbaren Behandlungen steigt.
Der Umsatz von Fresenius wuchs im vergangenen Jahr um drei Prozent auf 37,5 Milliarden Euro. Das bereinigte Konzernergebnis kletterte um vier Prozent auf knapp 1,9 Milliarden Euro. Dem Blutwäschespezialisten FMC hingegen machte die hohe Sterblichkeit seiner Patienten in der Pandemie zu schaffen. Ebenso stiegen die Kosten. Bei leicht sinkendem Umsatz von 17,6 Milliarden Euro brach der Konzerngewinn um 25 Prozent auf gut eine Milliarde Euro ein. Trotz der Belastungen strebe der Konzern in diesem Jahr eine Rückkehr zu Gewinnwachstum an, sagte Chef Rice Powell.
Fresenius Medical Care steht unter Druck
Fresenius und die ebenfalls im Dax notierte FMC stehen an der Börse seit langem unter Druck. Mehrere Gewinnwarnungen verschreckten Investoren. Zudem belasten die Folgen der Pandemie: Die Angst vor einer Infektion hielt viele Menschen von einem Klinikbesuch ab. Nicht zwingend medizinische Eingriffe wurden oft verschoben. Zugleich starben viele Dialysepatienten bei FMC an Corona, und die Kosten etwa für Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen stiegen stark. Auf Sicht von fünf Jahren haben Fresenius-Aktien gut die Hälfte an Wert verloren.
Im vierten Quartal profitierte Fresenius, Deutschlands größter Krankenhausbetreiber, immerhin von guten Geschäften. Die 90 Helios-Kliniken in Deutschland registrierten wachsende Patientenzahlen. Zudem machte sich die Übernahme neuer Häuser bemerkbar. Noch stärker legten die Kliniken in Spanien zu.
Die auf Flüssigmedizin spezialisierte Tochter Kabi verzeichnete eine hohe Nachfrage nach Produkten für Corona-Patienten. Bei der Projekt- und Dienstleistungsgesellschaft Vamed hielt die Erholung ebenfalls an. FMC vermeldete für das vierte Quartal einen Rückgang der Übersterblichkeit seiner Dialysepatienten.
Fresenius-Chef Sturm ist angesichts des Drucks auf den Konzern inzwischen bereit, für mögliche Großübernahmen insbesondere bei Helios und der Dienstleistungssparte Vamed auch externe Investoren ins Boot zu holen. Eine Kapitalerhöhung auf Ebene der börsennotierten Fresenius-Holding sei aber nicht geplant. Eine Zerschlagung des Konzerns stehe nicht auf der Agenda. Fresenius bleibe ein „diversifizierter Gesundheitskonzern“, sagte Sturm.
Fresenius erhöht sein Sparziel
Unterdessen will Fresenius die Kosten weiter drücken. Der Konzern peilt bis 2023 jährliche Einsparungen von mindestens 150 Millionen Euro an statt wie zunächst geplant über 100 Millionen. Die Einsparungen sollen aus Unternehmensbereichen kommen.
FMC hat bereits den Abbau von weltweit 5000 Jobs angekündet. Mit der Konzentration auf zwei globale Segmente will der Konzern mit seinen weltweit mehr als 4100 Dialysekliniken Doppelstrukturen abschaffen und die jährlichen Kosten bis 2025 um 500 Millionen Euro senken. In den kommenden Jahren sollen auch 500 bis 750 Stellen in Deutschland entfallen. Details stehen noch aus. Wie viele Arbeitsplätze von dem Abbau in St. Wendel betroffen sind, ist weiterhin unklar. Im November vergangenen Jahres, als die ersten Sparpläne bekannt geworden waren, berichteten Vertreter der Industrie-Gewerkschaft Bergbau, Chemie und Energie (IG BCE), dass das Saarland wohl glimpflich davonkommen könnte. Medical Care beschäftigte da bundesweit noch 7400 Menschen.