Clever heizen Wärmepumpe, Pellets, Erdgas, Fernwärme: Welche Heizung lohnt sich?

Saarbrücken · Wer heute darüber nachdenkt, sich eine neue Heizung anzuschaffen, hat es nicht einfach. Welche Umweltauflagen erwarten mich, welche Heizungen werden bezuschusst, gibt es eine Austauschpflicht? Wir beantworten einige dieser Fragen.

Das Umweltbundesamt fordert den Abschied vom Heizen mit Holz in Haushalten, damit steht auch die Pelletheizung vor dem Aus. Das ist höchst umstritten.

Das Umweltbundesamt fordert den Abschied vom Heizen mit Holz in Haushalten, damit steht auch die Pelletheizung vor dem Aus. Das ist höchst umstritten.

Foto: dpa/Hauke-Christian Dittrich

Pelletheizung, Wärmepumpe, Erdgas, Fernwärme – wer ein Haus neu bauen will oder einfach nur die alte Heizung gegen eine moderne austauschen möchte, der steht vor einer großen Auswahl unterschiedlicher Technologien. Sie alle haben ihre Vor- und Nachteile. Die Saarbrücker Zeitung beantwortet Ihnen die wichtigsten Fragen rund um das Thema Heizung.

Welche Heizungen werden gefördert?

Heizungstechniken auf Basis erneuerbarer Energien werden im Programm „Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG)“ bezuschusst, so die Verbraucherzentrale Saarland. Das kann eine Gas-Hybridheizung sein, bei der neben Gas erneuerbare Energieformen wie beispielsweise Biomasse (Holzscheite, Pellets oder Hackschnitzel) eingesetzt werden. Sie kann auch mit einer Wärmepumpe kombiniert werden, die Luft- oder Erdwärme nutzt. Zuschüsse gibt es außerdem für Solarthermieanlagen, bei denen die Sonne in Kollektoren auf dem Dach Wasser erhitzt. Gefördert werden zudem Wärmepumpen, reine Biomasse-Anlagen, aber auch Hybridheizungen, bei denen mehrere Wärmequellen aus erneuerbaren Energien kombiniert werden, beispielsweise Solarthermie mit Holzpellets. „Es gibt bis zu 50 Prozent Zuschuss des Bundes auf die Investitionskosten“, sagt Ralph Schmidt, Geschäftsführer der Arge Solar, die in Energie- und Umweltfragen berät.

Das Umweltbundesamt fordert den Abschied vom Heizen mit Holz in Haushalten. Ist dies das Ende der Pelletheizung?

Die Forderung der Behörde stieß auf massive Kritik, nicht zuletzt von Saar-Ministerpräsident Tobias Hans (CDU). Eine Heizungsart, die so massiv gefördert wird, zu verbieten, sei Unsinn. „Deutsches Pelletholz besteht zu etwa 90 Prozent aus Abfallholz. Die restlichen zehn Prozent kommen aus Industrieholz, das nicht zur Produktion von Schnittholz geeignet ist“, so die Verbraucherzentrale. Diese Hölzer müssten sowieso entsorgt werden. Auch Eric Scherer, Landesinnungsmeister der Schornsteinfegerinnung, kann den Vorstoß der Behörde nicht verstehen. „Bei modernen Pelletheizungen sind die Emissionen minimal.“ Der Feinstaub-Ausstoß, den das Umweltbundesamt als Gegenargument ins Feld führt, „liegt im Saarland weit unter den zulässigen Grenzwerten“. Bei der Innung sind 900 Pelletheizungen registriert. An der Saar sorgen außerdem 160 000 Kaminöfen in Ein- oder Zweifamilienhäusern für Wärme, eine Art des Heizens, die das Amt ebenfalls verbieten will. Dies ist jedoch nicht so einfach. Kaminöfen, die die Grenzwerte einhalten (Kohlenmonoxid: vier Gramm je Kubikmeter Abgas, Feinstaub: 0,15 Gramm je Kubikmeter Abgas) dürfen weiter betrieben werden, obwohl sie aufgrund ihres Baujahrs eigentlich ersetzt werden müssten. Außerdem „gehen die Leute mit ihren Feuerstätten vernünftig um“, sagt Scherer. Pro Jahr würden sich nur 100 Nachbarn wegen Geruchs- oder Rauchbelästigung durch Kaminöfen beschweren.

Lohnt sich noch eine neue Ölheizung?

Es gibt kein generelles Verbot für den Einbau von Ölheizungen, so der Verband für Energiehandel (VEH) Südwest. „Bis zum 1. Januar 2026 können nach jetziger Gesetzeslage Ölheizungen auch ohne die Einbindung Erneuerbarer Energien modernisiert werden“, so VEH-Geschäftsführer Hans-Jürgen Funke. Ab 2026 müssen Ölheizungen bei einem Austausch durch neue Öl-Brennwertheizungen ersetzt werden, wobei ergänzend erneuerbare Energien eingesetzt werden müssen.  Brennwertheizungen nutzten neben der Wärme, die durch das Verbrennen des Heizöls entsteht, auch die heißen Abgase, so dass fast der gesamte Energiegehalt des Öls in Wärme umgewandelt wird. Eine ergänzende erneuerbare Energieform kann eine Solarthermie-Anlage sein. Diese Kombination wird mit 30 Prozent bezuschusst, so der VEH. Für den reinen Austausch einer alten Heizung durch eine Brennwertheizung gibt es keinen Zuschuss, „obwohl hierdurch eine Energie- und damit auch eine CO2-Einsparung von bis zu einem Drittel möglich ist“, kritisiert Funke. Ölheizungen mit alter Technik müssen nicht ausgetauscht werden – vorausgesetzt, sie sind in selbstgenutzten Ein- oder Zweifamilienhäusern installiert.

Wie sieht es mit der Umstellung auf eine Erdgasheizung aus?

„Eine Erdgasheizung ist eine sehr komfortable, sichere und auch umweltschonende Möglichkeit des Heizens“, sagt ein Sprecher des Energieversorgers VSE. Vor allem dann, wenn sie mit Brennwerttechnik arbeitet, bei der die Abwärme, die beim Verbrennen des Gases entsteht, ebenfalls zum Heizen genutzt wird.

Wann und wo lohnt sich eine Wärmepumpe?

Die Wärmepumpe ist der Liebling der Bundesregierung, wenn es um umweltfreundliches Heizen geht. Sechs Millionen Wärmepumpen sollen bis 2030 in deutschen Häusern installiert sein und sie mit Luft- und Erdwärme beheizen. Zurzeit tun eine Million Pumpen ihren Dienst. „Viele interessieren sich dafür“, sagt Frank Auler, stellvertretender Innungsmeister der Saar-Landesinnung Sanitär-, Heizungs- und Klempnertechnik (SHK). „Doch die Lieferzeiten sind lang.“ Außerdem kommt eine Wärmepumpe nur für Gebäude infrage, „die einen guten Dämmstandard haben“, so die Verbraucherzentrale Saar. Außerdem müsse die Vorlauftemperatur niedrig sein, was beispielsweise bei einer Fußbodenheizung der Fall ist. Die Wärmepumpe wird mit Strom betrieben, der in Deutschland teuer ist. Um Strom zu sparen, empfiehlt die VSE, die Wärmepumpe mit einer Photovoltaik-Anlage zu kombinieren.

Ist auch Fernwärme eine Alternative?

Die Fernwärmeschiene Saar ist auf einer Länge von 19 Kilometern von Saarlouis bis Völklingen durchgehend ausgebaut. Sie kann rein rechnerisch 53 000 Einfamilienhäuser mit Heizwärme versorgen. Über das Fernwärmenetz der Stadtwerke Saarbrücken werden 11 000 Haushalte sowie Verwaltungen und Firmen beheizt.

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