Restrukturierung Stellenabbau bei Eberspächer in Neunkirchen geht wie geplant voran

Esslingen/Neunkirchen · 200 Jobs gehen verloren. Aber der Geschäftsführende Gesellschafter Baumann sieht jetzt für die nächsten Jahre indes „eine gewisse Stabilität“.

 Der Abbau von 200 Arbeitsplätzen im Neunkircher Werk von Eberspächer verläuft nach Plan. Die Belegschaft kämpft um neue Aufträge.

Der Abbau von 200 Arbeitsplätzen im Neunkircher Werk von Eberspächer verläuft nach Plan. Die Belegschaft kämpft um neue Aufträge.

Foto: Eberspächer

Der weitere Abbau von mehr als 200 Arbeitsplätzen im Neunkircher Werk des Autozulieferers Eberspächer läuft nach Plan. „Genau so, wie wir das vereinbart haben, setzen wir das jetzt um“, sagte gestern der geschäftsführende Gesellschafter Heinrich Baumann in Esslingen, dem Stammsitz des Familienunternehmens.

Im Februar hatte das Management die Details des Schrumpfkurses, wie er mit Betriebsrat und Gewerkschaft IG Metall ausgehandelt worden war, auf einer Betriebsversammlung vorgestellt. „Man ist nie zufrieden, wenn man etwas kleiner machen muss, aber wenn man hinnimmt, dass es nötig ist, bin ich sehr zufrieden, wie es jetzt läuft“, sagte Baumann. Und sein Geschäftsführerkollege Martin Peters fügte hinzu: „Es geht klar bergauf.“ Das Ziel bleibt klar: 2021 soll das Neunkircher Werk schwarze Zahlen schreiben. Nach vielen Jahren mit Verlusten und einem ersten Sanierungsprogramm, durch das schon rund 400 Jobs verloren gingen. „In den nächsten Jahren werden wir eine gewisse Stabilität haben“, äußerte sich Baumann – verhalten – optimistisch über die Zukunft des Neunkircher Werks.

Aktuell beschäftigt das Unternehmen an seinem saarländischen Standort für Pkw-Abgastechnik noch rund 1250 Mitarbeiter – ohne Auszubildende. Bis Ende 2020 will man herunter auf rund 1000, wie Baumann bekräftigte. In diesem Jahr verlassen nach Unternehmens­angaben etwa 100 Beschäftigte die Firma – vor allem über ein Freiwilligenprogramm. Die ersten 40 werden Ende Juli gehen. Betroffen ist davon im Wesentlichen das Produktionswerk. Dort sind zurzeit noch 870 Männer und Frauen tätig. Die Zielgröße ist für Ende nächsten Jahres 650 Beschäftigte. Dazu kommen gegenwärtig etwa 380 Beschäftigte im Prototypenbau und in den für das Gesamtunternehmen tätigen Sparten wie Vertrieb, Einkauf oder IT-Steuerung. In dem Bereich peilt Eberspächer das Niveau von rund 350 Mitarbeitern an.

Der Personalabbau soll Schritt für Schritt vorangehen – parallel zur Verlagerung von Maschinen aus dem Presswerk und der Rohrbiegerei ins Ausland, vor allem nach Rumänien. „Die erste Presse ist abgebaut“, sagte Baumann. Zugleich habe das Neunkircher Werk mit der zugesagten Fertigung von Abgasklappen begonnen, sagte Baumann. Das alles reicht aber offenbar nicht, um die Zukunft dauerhaft zu sichern. „Wichtig ist, dass wir es immer schaffen, Produkte mit dem richtigen Zuschnitt dort unterzubringen.“ Das heißt, Neunkirchen muss Aufträge für hochkomplexe Abgassysteme gewinnen. Und die Produktion muss sich gut automatisieren lassen. Schließlich stehe der Standort angesichts der konzerninternen Konkurrenz durch Werke in Rumänien, Tschechien und Portugal mit ihren niedrigeren Lohnkosten unter Druck, sagte Baumann.

Die Kosten des Stellenabbaus haben sich massiv in der Bilanz niedergeschlagen. Insgesamt wurde der Konzern, der weltweit rund 10 000 Mitarbeiter hat, 2018 mit 36,1 Millionen Euro an Aufwendungen für Restrukturierungsmaßnahmen belastet. Davon entfielen nach Angaben von Peters fast 90 Prozent auf Neunkirchen, also mehr als 32 Millionen Euro. Trotzdem steigerte Ebers­pächer den Gewinn um knapp eine Million auf 53,4 Millionen Euro. Der Umsatz legte um 2,9 Prozent auf 4,6 Milliarden Euro zu. Für das laufende Jahr rechnet Peters „mit einem leichten Wachstum im kleinen einstelligen Bereich“. Der Gewinn soll aber steigen. Dazu dürfte stark beitragen, dass die Kosten für das Stellenabbauprogramm in Neunkirchen komplett in der Bilanz für 2018 verbucht sind.

Während das Werk Neunkirchen schrumpft, geht es weltweit aufwärts. Die Eberspächer-Kernsparte Abgastechnik legte 2018 um 3,4 Prozent auf mehr als vier Milliarden Euro Umsatz zu. Insbesondere in Nordamerika und in China lief das Geschäft gut – wegen hoher Nachfrage nach Abgasanlagen für Autos und für Nutzfahrzeuge. Strengere Abgasnormen lassen laut Baumann das Interesse an komplexen Abgasreinigungssystemen steigen. Deshalb baut das Unternehmen neue Fabriken in China, Indien und Mexiko. Und auch wenn künftig mehr und mehr Elektroautos auf den Markt kommen, ist Baumann nicht bange. Denn nach einer Prognose der Londoner Marktforscher von IHS Markit werde der Marktanteil von Autos, die Abgastechnik brauchen, auch im Jahr 2030 immer noch 88 Prozent betragen, sagte Baumann. Darüberhinaus rechnet er damit, dass die bis jetzt kleinen Sparten Fahrzeugheizungen und Bordnetzmanagement stark wachsen. Insgesamt erwartet der Geschäftsführer daher für die kommenden Jahre „kontinuierlich steigende Umsätze und Ergebnisse“.

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