Kritik von Saarbrücker Bundestagsabgeordneter Direktzug zwischen Berlin und Paris kommt – doch Saarbrücken geht dabei leer aus

Update | Saarbrücken/Straßburg · Die Deutsche Bahn und die SNCF planen eine schnelle Direktverbindung zwischen Berlin und Paris. Doch aus saarländischer Sicht gibt es einen großen Haken: Die Strecke führt nicht über Saarbrücken. Kritik an der Entscheidung wird laut.

Deutsche Bahn: Direktzug Berlin - Paris kommt – Saarbrücken geht leer aus​
Foto: dpa/Marijan Murat

Die Deutsche Bahn und die SNCF planen eine schnelle Direktverbindung zwischen Berlin und Paris. Außerdem soll der vor 15 Jahren gestartete Schnellverkehr mit ICE- und TGV-Zügen zwischen Frankfurt sowie Stuttgart und Paris ausgebaut werden, kündigten beide Bahnen am Dienstag in Straßburg an

Gespräche gibt es auch zu weiteren Schnellverbindungen von Deutschland nach Südfrankreich. Die Bahnchefs beider Länder, DB-Vorstandsvorsitzender Richard Lutz, sowie SNCF-Präsident Jean-Pierre Farandou, unterzeichneten eine Vereinbarung zur Ausweitung der Verbindungen.

„Der Hochgeschwindigkeitsverkehr zwischen Deutschland und Frankreich ist ein herausragendes Beispiel dafür, wie attraktive Verbindungen die grenzüberschreitenden Verkehre auf der Schiene voranbringen“, sagte DB-Chef Lutz. „Unsere geplante neue Direktverbindung zwischen den Herzen unserer beiden Hauptstädte wird noch mehr Menschen für die Zugfahrt begeistern.“

Zug zwischen Berlin und Paris fährt über Straßburg – nicht über Saarbrücken

Ein Start der neuen Verbindung ist Ende 2023 oder im Laufe des Jahres 2024 geplant. Die künftige Fahrzeit von Berlin nach Paris soll rund sieben Stunden betragen.

Die Saarländer haben jedoch wenig von dieser Verbindung. Denn der Zug fährt über Frankfurt und Straßburg – nicht über Saarbrücken. Die saarländische Landeshauptstadt bleibt bei der neuen Direktverbindung außen vor.

Die Saarbrücker Bundestagsabgeordnete Josephine Ortleb (SPD) hält diese Entscheidung für „einen Fehler“. „Konkret bedeuten die Pläne der Bahn und SNCF, dass die europäischste Region, das europäischste Bundesland Deutschlands nicht auf dieser neuen Strecke liegt“, kritisierte die Saarbrückerin am Mittwoch.

Das Saarland stehe für „europäisches Leben“ und sei „Innovationstreiber“ der Region. Beides setze eine „gute internationale“ Zuganbindung voraus, die in möglichst kurzer Zeit „große Nachbarstädte“ wie Paris erreichbar mache. Außerdem brauche es für die Mobilitätswende eine bessere Anbindung an Berlin und den Rest Deutschlands. Aus Ortlebs Sicht müssten Bahn und SNCF entweder den Ausbau der übrigen Strecken und vor allem der Hochgeschwindigkeitstrassen „deutlich“ beschleunigen oder die jetzigen Pläne überarbeiten.

Anlässlich der Feierlichkeiten „15 Jahre deutsch-französischer Hochgeschwindigkeitsverkehr“ in Straßburg hatte die IHK Saarland bereits am Dienstag auf ihre Forderung, nach einem beschleunigten Bahnverkehr von und nach Saarbrücken, gepocht. Nach dem Komplettausbau des sogenannten Südastes zwischen Frankfurt und Paris über Straßburg werde die Fahrzeit dieser Verbindung voraussichtlich bis zu 20 Minuten kürzer ausfallen als die Verbindung über Saarbrücken. Die IHK Saarland fürchtet, dass die Verbindung über Saarbrücken so an Attraktivität für Reisende einbüßt und die entsprechenden Züge geringer ausgelastet sein werden. Die IHK Saarland fordert deshalb, die bislang für eine Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h ausgelegten deutschen Trassenabschnitte auf dem Nordast via Saarbrücken auf 230 km/h auszubauen, was eine „erhebliche“ Fahrtzeitverkürzung mit sich bringen würde.

Eine Fahrplananpassung könnte die Fahrtzeit außerdem noch weiter reduzieren. Auch der Ausbau des französischen Streckenteils zwischen der deutsch-französischen Grenze und Baudrecourt in Lothringen auf 200 km/h würde zu einer Fahrzeitverringerung und zur „langfristigen Wettbewerbsfähigkeit“ des Nordastes via Saarbrücken beitragen, teilte die IHK mit.

„Zur Sicherung und für den Ausbau der Bahnanbindung im Saarland appellieren wir an die Bundesregierung, die notwendigen Mittel zur Umsetzung der Beschleunigungsmaßnahmen bereitzustellen. Darüber hinaus sollte die Deutsche Bahn AG diese Maßnahmen in den Verhandlungen mit der französischen Bahngesellschaft SNCF über die weitere Kooperation des deutsch-französischen Hochgeschwindigkeitsverkehrs rasch und offensiv zur Sprache bringen“, forderte IHK-Hauptgeschäftsführer Frank Thomé am Dienstag. Er nutzte zudem die Gelegenheit, den „Beginn des Hochgeschwindigkeitszeitalters“ auf der Schiene im Saarland vor 15 Jahren zu würdigen. Es sei ein „starkes Signal“ für die Zentralität des Wirtschaftsstandortes Saarland und der Großregion gewesen, so Thomé.

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