„Anzeichen für Rezession mehren sich“ Krisenstimmung in der deutschen Wirtschaft

Saarbrücken · Das wichtigste deutsche Konjunkturbarometer fällt auf den tiefsten Stand seit 2012. Auch in der Saar-Wirtschaft bleibt die Stimmung im August eingetrübt.

 Konjunktur im Saarland

Konjunktur im Saarland

Foto: SZ/Steffen, Michael

(ts/dpa) In der Saar-Wirtschaft hat der Pessimismus weiter die Oberhand. Das geht aus der Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Saarland für den Monat August hervor, an der sich rund 300 Unternehmen beteiligten. Besonders trüb wird die Lage in Industriebetrieben beschrieben. Dort bewegen sich die Auftragseingänge und Umsätze bis zu 20 Prozent unter dem Vorjahresniveau.

Im Gegensatz zur Industrie höre man dagegen aus dem Handel und aus Dienstleistungsunternehmen gegenwärtig noch vergleichsweise gute Nachrichten. Hierfür ist laut IHK insbesondere die derzeit noch robuste Lage auf dem saarländischen Arbeitsmarkt verantwortlich.

Auch in der gesamtdeutschen Wirtschaft wächst angesichts der Brandherde im Welthandel der Pessimismus. Vor allem der Zollkonflikt zwischen den USA und China verunsichert die Unternehmen. Das vom Ifo-Institut erhobene Geschäftsklima fiel im August auf den tiefsten Stand seit 2012. Es sank um 1,5 Punkte auf 94,3 Zähler, teilte das Forschungsinstitut am Montag mit. Es ist der fünfte Rückgang des wichtigsten deutschen Konjunkturbarometers in Folge. Analysten hatten im Schnitt mit einem geringeren Rückgang gerechnet.

„Die Sorgenfalten der deutschen Wirtschaft werden immer tiefer“, kommentierte Ifo-Präsident Clemens Fuest. „Die Anzeichen für eine Rezession in Deutschland verdichten sich.“ Im zweiten Quartal war die Wirtschaftsleistung bereits um 0,1 Prozent zurückgegangen.

Besonders trübe sieht es auch hier in der Industrie aus. „Ein ähnlicher Pessimismus unter den Industriefirmen war zuletzt im Krisenjahr 2009 zu beobachten“, sagte Fuest.

Als größte Belastung sehen Ökonomen den Handelskrieg zwischen den USA und China. „Der jüngste Schlagabtausch begräbt die Hoffnung auf eine konjunkturelle Erholung im wichtigen deutschen Absatzmarkt China“, sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Es bestehe die Gefahr, dass der Konflikt zu einem Dauerzustand werde – ungeachtet. „Damit fehlen der deutschen Industrie, die seit anderthalb Jahren unter dem nachlassenden Schwung im China-Geschäft leidet, wichtige Impulse.“ Am Wochenende hatte sich der Konflikt zugespitzt. Am Montag erst gab es erste Anzeichen der Entspannung auf dem G 7-Gipfel in Biarritz.

Doch nicht nur der Handelskrieg sorgt für Unsicherheit, sondern auch der Brexit. Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) fürchtet, dass das Wachstum der deutschen Wirtschaft zum Erliegen kommt, sollten die Briten Ende Oktober ohne Abkommen aus der EU aussteigen.

Das Ifo-Geschäftsklima basiert auf der Befragung von etwa 9000 Unternehmen. Der Indikator gilt als verlässliche Schätzgröße für das künftige Wirtschaftswachstum Deutschlands.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort