Lehrstellen in Corona-Zeiten DGB Saar fordert Schutzschirm für Ausbildungsplätze

Saarbrücken · Die Unternehmen im Saarland haben von Oktober bis April deutlich weniger Ausbildungsstellen an die Bundesagentur für Arbeit gemeldet als ein Jahr zuvor. Der DGB sieht darin ein Alarmzeichen.

 In Metallberufen ist die Zahl der angebotenen Lehrstellen von Oktober bis April um mehr als ein Viertel zurückgegangen.

In Metallberufen ist die Zahl der angebotenen Lehrstellen von Oktober bis April um mehr als ein Viertel zurückgegangen.

Foto: dpa/Oliver Berg

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) Saar warnt vor rückläufigen Ausbildungszahlen im Saarland: „Es ist zu befürchten, dass die Zahlen im Zuge der Corona-Krise noch weiter drastisch sinken und bestehende Ausbildungsverträge aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten gekündigt werden“, sagte Bettina Altesleben, Geschäftsführerin der DGB-Region Saar. „Diese Fachkräfte würden uns jedoch in den kommenden Jahren schmerzlich fehlen.“

Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit waren von Oktober bis April 5482 freie Lehrstellen gemeldet worden. Das waren demnach 13,3 Prozent weniger als in dem gleichen Zeitraum von Herbst 2018 bis Frühjahr 2019. Besonders stark war der Rückgang in Berufen der Metall- und Stahlbranche, im Verkehrssektor sowie im Bereich Handel.

 Bettina Altesleben, Geschäftsführerin des DGB Saar

Bettina Altesleben, Geschäftsführerin des DGB Saar

Foto: BeckerBredel

Um Rückgänge auf dem Ausbildungsmarkt in der Corona-Krise aufzufangen, fordert Altesleben einen „Zukunftsfonds für Ausbildung“: „Dieser Fonds sollte betrieblich finanziert werden, denn die Unternehmen haben selbst ein großes Interesse daran, dass sie auch morgen noch die Fachkräfte finden, die sie benötigen.“ Starke Betriebe müssten die schwächeren unterstützen. Es lasse sich erahnen, dass es größere Anstrengungen brauche, um alle Auszubildenden aufzufangen, die ihre Stelle aufgrund der Corona-Pandemie verlieren würden, warnte Altesleben. So sollen aus ihrer Sicht beispielsweise Betriebe aus dem Zukunftsfonds unterstützt werden, die Auszubildende übernehmen, denen aus betriebswirtschaftlichen Gründen gekündigt wurde. Die DGB-Geschäftsführerin verlangt darüber hinaus von der Politik ein Sonderprogramm für Ausbildungsplätze, die im ersten Jahr auch außerbetrieblich organisiert werden können, sollte es die Corona-Krise nicht anders zulassen.

Thorsten Schmidt, Abteilungsleiter Handwerk im DGB-Bezirk Rheinland-Pfalz-Saarland, will noch nicht davon sprechen, dass sich eine Katastrophe aus dem Ausbildungsmarkt anbahnt. Der derzeitige niedrige Stand bei der Zahl der neuen Ausbildungsverträge sei auf die Corona-Beschränkungen zurückzuführen. Schüler seien verunsichert gewesen, wann ihre Abschlussprüfungen stattfinden. Ausbildungsplatzmessen fänden zurzeit nicht statt. Darüber hinaus hätten sich die Betriebe zunächst mit anderen Dingen befasst als mit künftigen Azubis: zum Beispiel mit Anträgen auf Kurzarbeit. Schmidt hofft, dass sich der Ausbildungsmarkt bis zum Herbst wieder normalisiert.

Altesleben beklagt allerdings, dass das System der dualen Berufsausbildung „auch ohne das Virus schon ein Fall für die Intensivstation“ sei. Es kranke daran, dass die Betriebe einerseits immer lauter über einen Mangel an Fachkräften klagen, aber sich andererseits immer mehr Unternehmen ihrer Verantwortung entziehen, neue Fachkräfte auszubilden. Prozentual wie in absoluten Zahlen sinkt der Anteil der ausbildenden Betriebe im Saarland laut Altesleben fast jährlich.

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