Saar-Wald auf dem Weg der Besserung

Saarbrücken. Woran kann selbst der Laie erkennen, dass es dem Wald im Saarland besser geht? "Der Waldschadensbericht von früher heißt jetzt Waldzustandsbericht", hieß es gestern in der Zentrale des Saarforst-Landesbetriebs in Saarbrücken-Von der Heydt

Saarbrücken. Woran kann selbst der Laie erkennen, dass es dem Wald im Saarland besser geht? "Der Waldschadensbericht von früher heißt jetzt Waldzustandsbericht", hieß es gestern in der Zentrale des Saarforst-Landesbetriebs in Saarbrücken-Von der Heydt. Während Sturm und Gewitterregen an den Bäumen rund um die historischen Schlafhäuser der Bergleute zerrten, gab es drinnen zufriedene Gesichter. "Es ist zwar viel zu früh, von einer Gesundung der Wälder zu sprechen", hob der grüne Umweltstaatssekretär Klaus Borger seinen Vortrag vor Journalisten an. Um dann zu vermelden, dass inzwischen 27 Prozent der Bäume im Saarland, die 93 000 Hektar bedecken, gesund sind. Im vergangenen Jahr waren es nur 23 Prozent gewesen. Die Erholung des Saarforstes habe sich seit 2006 fortgesetzt, so Borger. Allein die Buchen machten ihm und seinen Forstleuten 2011 Kummer. Denn bei den Buchen, die im Saarland mit 23 Prozent den größten Anteil am Baumbestand ausmachen, stiegen die sichtbaren Schäden um 24 Prozent auf 51 Prozent sprunghaft gegenüber 2010 an. "Die Buchen hatten ein extremes Mastjahr und haben so viele Fruchtstände gehabt wie lange Zeit nicht mehr", erklärte Forstexperte Borger. Was dazu führte, dass es zwar viel mehr Bucheckern gab, aber bedeutend weniger Blätter. Die Anzahl der Blätter in den Baumkronen ist das Hauptmerkmal für die Einschätzung der Waldschäden.Erich Fritz und Norbert Maurer, die beim Saarforst die Bäume an 96 Stichprobenpunkten auf langen Streifzügen begutachten, nennen die Begutachtung "Einzelbaumansprache". Dabei füllen sie mit in den Nacken gelegten Köpfen die Tabellen aus. Doch Fritz sah auch im Wetter einen wesentlichen Faktor für die positive Entwicklung 2011: "Wir hatten Glück mit dem nassen Sommer nach dem trockenen Frühjahr", sagte Fritz. Sein Kollege Maurer fügte an, dass die "Stressfaktoren" Eichelwickler-und Frostspanner-Raupen 2011 keine größeren Fraßschäden verursachen konnten, da die Blätter für die zu spät schlüpfenden gefräßigen Tierchen durch das drei Wochen zu früh begonnene Frühjahr "zu groß" gewesen seien. Deshalb gingen die deutlichen Schäden bei den Eichen um 19 Prozentpunkte auf 18 Prozent zurück.

Doch nach diesen erfreulichen Meldungen machte Borger plötzlich ein bedenkliches Gesicht. "Die Entwicklung der zum Teil erheblichen Verbissschäden im Jungwald sind in einigen Bereichen unseres Landes dramatisch", sagte der Umweltstaatssekretär, der Jäger ist. Besonders am Peterberg und in Wadern-Wadrill würden 60 bis 70 der jungen Bäume von Rehen, Rothirschen, Dam- und Muffelwild abgefressen. "Bejagung ist deshalb ein wichtiges Thema für das laufende Jahr", sagte Borger, der Ende 2010 so genannte staatliche "Waldschutzjagden" eingeführt hatte, um etwa Rehe und Hirsche schießen zu lassen. Um dem Wald eine gesunde ökologische wie ökonomische Zukunft zu sichern, sei die Artenvielfalt entscheidend, sagte Klaus Borger: "Wir haben kein anderes Rezept", meinte der Grüne. "Die Buchen hatten 2011 ein extremes Mastjahr."

Staatssekretär Klaus Borger

Meinung

Welchen Wald wollen wir?

Von SZ-RedakteurDietmar Klostermann

 Mordshunger: Rehe fressen bevorzugt Rinden und Zweige junger Bäume. Dieser Hunger macht dem Saar-Umweltministerium zunehmend Sorgen. Foto: Jan Woitas/dpa

Mordshunger: Rehe fressen bevorzugt Rinden und Zweige junger Bäume. Dieser Hunger macht dem Saar-Umweltministerium zunehmend Sorgen. Foto: Jan Woitas/dpa

Wenn man die Kurven der seit fast 30 Jahren geführten Waldschadensstatistiken betrachtet, fällt die Ähnlichkeit mit den Kurven der Wirtschaftswissenschaftler ins Auge. Hier gibt es Zyklen mit Jahren, wo es den Bäumen besser geht, so wie dort die Zyklen der Hochkonjunktur. Dann kommen extreme Jahre mit Frostspannern und Hitzewellen, der Wald leidet, während in der Wirtschaft Rezession herrscht. Und doch bleibt alles in einem natürlichen Kreislauf, oder? Nein, Staatssekretär Borger hat Recht, wenn er versucht, die Artenvielfalt im Saarforst mit allen Mitteln erhalten zu wollen. Denn der wunderschöne Mischwald des Saarlandes ist ein Markenzeichen, mit dem die Tourismuszentrale stolz auf den Messen mit Broschüren wirbt. Und die Masse der Saarländer erfreut sich beim Wandern oder Joggen an der Vielfalt, für die sich der staatliche Einsatz lohnt.

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