Saar-Uni wächst ins Grüne Saar-Uni soll ins Schutzgebiet wachsen

Saarbrücken · Die Planungen für das Helmholtz-Zentrum zeigen es: Für weitere Bauten müsste der Wald an der L 251 geopfert werden.

 Das Center for IT-Security, Privacy and Accountability (Cispa) ist die Keimzelle des neuen Helmholtz-Zentrums. Doch für neue Gebäude müsste der Wald im Landschaftsschutzgebiet weichen.

Das Center for IT-Security, Privacy and Accountability (Cispa) ist die Keimzelle des neuen Helmholtz-Zentrums. Doch für neue Gebäude müsste der Wald im Landschaftsschutzgebiet weichen.

Foto: BeckerBredel

. Die Ansiedlung des neuen Helmholtz-Zentrums für Computersicherheit ist der größte Erfolg, den die CDU/SPD-Landesregierung in diesem Jahr einfahren konnte. Doch ein Blick auf unser Foto zeigt es deutlich: Dort ist das brandneue Cispa (Center for IT-Security, Privacy and Accountability) zu sehen, dessen Chef Professor Michael Backes auch Chef des neuen Helmholtz-Zentrums ist. Das Cispa-Gebäude ist jedoch nach Ansicht der Landesregierung zu klein für die 500 Forscher, die dereinst im Helmholtz-Zentrum Methoden entwickeln sollen, um Cyber-Angriffe unschädlich zu machen.

Das Cispa-Gebäude liegt bereits am äußersten östlichen Rand des Saar-Uni-Geländes – dahinter erstreckt sich bis St. Ingbert ein großer Wald, der als Landschaftsschutzgebiet St. Johanner Stadtwald ausgewiesen ist. Jetzt wird in der Staatskanzlei überlegt, ob in dieses Landschaftsschutzgebiet jenseits der Landstraße 251 zwischen Dudweiler und Scheidt neue Gebäude für das Helmholtz-Zentrum gebaut werden können. „Wir werden alles daran setzen, dass das neue Cispa-Helmholtz-Zentrum zu einem Herzstück des Strukturwandels hierzulande wird“, sagte die Ministerpräsidentin zu den zukünftigen Bauprojekten droben im Saarbrücker Stadtwald. Auch nördlich des bestehenden Cispa-Baus und westlich der Landstraße gibt es noch Wald des Landschaftsschutzgebiets, der für den „Meilenstein für das Saarland“ (Kramp-Karrenbauer) geopfert werden müsste.

Die außerparlamentarischen Grünen im Saarland beobachten diese Planungen in den Forst hinein mit großer Skepsis. Saar-Grünen-Chef Markus Tressel und der Saarbrücker Bundestagskandidat Patrick Ginsbach, der im Umweltministerium für die Geschäftsstelle Nachhaltigkeitsstrategie arbeitet, sehen nur „begrenzte Möglichkeiten für Neuansiedlungen auf dem Uni-Campus“. Tressel und Ginsbach sagten am Freitag: „Beispielsweise könnte ein Wissenschaftsquartier in der Nähe der HTW entstehen, das Entwicklungspotenziale in der Innenstadt eröffnet und wichtige Grünflächen am bestehenden Uni-Campus erhält“. Am Uni-Campus seien bauliche Erweiterungen nur schwer oder gar nicht mehr möglich, „ohne auch ökologisch wertvolle Flächen zu opfern“.

Stattdessen schlagen Tressel und Ginsbach vor, die Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) rund um die Hohenzollernstraße in Alt-Saarbrücken als „Ankerpunkt zum sukzessiven Aufbau eines zweiten Wissenschafts-Campus in attraktiver Innenstadtlage“ ins Visier zu nehmen. Dazu böten sich Flächen des Stadtwerkegeländes und der ehemaligen Messe an. „Das würde nicht nur die Attraktivität der Innenstadt erhöhen, sondern auch die Verzahnung der Hochschulen verbessern“, betonten Tressel und Ginsbach.

Cispa-Chef Backes hatte bereits mehrfach darauf hingewiesen, dass für die Anwerbung von Forschern ins Saarland die Rahmenbedingungen attraktiv sein müssten und eine englischsprachige internationale Schule gefordert. Bisher reichen die architektonisch attraktiven Forschungsräume im Cispa an der Landstraße 251 aus, um darin das Helmholtz-Zentrum aufzubauen. Ob es für die IT-Sicherheits-Forscher notwendig wird, ins Saarland überzusiedeln, um gemeinsam zu forschen, ist angesichts der Möglichkeiten von Video-Konferenzen und der Online-Kontakte jederzeit von jedem Punkt der Erde ohnehin immer fraglicher. Der saarländische IT-Papst Professor August-Wilhelm Scheer hatte bei einer Veranstaltung im SZ-Forum gesagt, dass man auch von Kalifornien aus gut in Saarbrücken mitarbeiten könne.

Einstweilen lässt die Landesregierung bereits Fauna und Flora im Stadtwald untersuchen. Das Auffinden einer seltenen Fledermaus- oder Schmetterlingsart wäre Gift für das Projekt.

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