Appell an Berlin Tierschutzbeauftragter will Ende der Ferkel-„Quälerei“

Saarbrücken/Köllertal · Veterinär Willimzik: „Verbraucher sind bereit, für eine schonende Kastration sechs Cent pro Kilogramm Fleisch mehr zu zahlen.“

 Der Landesbeauftragte für Tierschutz im Saarland, Dr. Hans-Friedrich Willimzik.

Der Landesbeauftragte für Tierschutz im Saarland, Dr. Hans-Friedrich Willimzik.

Foto: Andreas Engel

Der Landestierschutzbeauftragte für das Saarland, der Köllertaler Tierarzt Hans-Friedrich Willimzik, hat jetzt die CDU/CSU/SPD-Koalition in Berlin dringend aufgefordert, die Duldung der betäubungslosen Kastration von Ferkeln für weitere zwei Jahre zu stoppen. Diese Methode sei eine „Quälerei“ für die männlichen Ferkel, sagte Willimzik der SZ. Es könne nicht sein, dass sich die Vertreter der großen Schweinemastbetriebe in Berlin mit ihren Lobby-Verbänden gegenüber dem Willen der Mehrheit der Bevölkerung durchsetzten, sagte der Tierarzt. Mit der Kastration von Ferkeln wird vor allem dafür gesorgt, dass der Geschmack des Fleisches für den menschlichen Verzehr verbessert wird. Der so genannte „Ebergeruch“ wird dabei vermieden.

Willimzik sagte, dass ihm keine Ferkelzahlen für das Saarland vorliegen würden. Verbraucherschutzminister Reinhold Jost (SPD) hatte kürzlich bei der Vorstellung der Abwehrmaßnahmen gegen die Afrikanische Schweinepest vor Journalisten von 5000 Hausschweinen in den saarländischen Mastbetrieben gesprochen.

Willimzik betonte, dass er die Forderung des Vereins der Tierärzte für eine verantwortbare Landwirtschaft unterstütze. Der Verein hatte zu Monatsanfang in einem offenen Brief an die SPD-Bundestagsfraktion gefordert, dass die schonende „Immunokastration“ angewendet wird. Die Jungeber erhalten demnach während der Mastphase lediglich zwei Injektionen. Der Wirkstoff des Präparates „Improvac“ wirke auf das Immunsystem. Dieses produziere daraufhin Antikörper gegen einen Eiweißbaustein der Hormonsynthese im Gehirn (Hypothalamus/Hypophyse), so dass bereits auf dieser Stufe die Geschlechts-Hormonproduktion unterbunden werde. Belastbare Studien, die belegten, dass die Verbraucher Fleisch von mit Improvac behandelten Tieren als „Hormonfleisch“ ablehnten, existierten nicht.

Auch Willimzik betonte: „Die Verbraucher sind bereit, für eine schonende Kastration sechs Cent pro Kilogramm Fleisch mehr zu zahlen.“ Zudem gebe es die Hormonbehandlung auch bei anderen Tieren. „Das ist längst ein standardisiertes Verfahren“, erklärte Willimzik. Darum sei es eine „Sauerei“, was die Bundesregierung auf Betreiben der Union für die großen Schweinemäster mache. „Das sind Getriebene eine Agrarlobby“, sagte der Tierschutzbeauftragte.

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