Kommentar „Saarland-Modell“ – ein einziger Kommunikations-Gau

Vom Hoffnungsträger zum Hasardeur: Ministerpräsident Tobias Hans hat am Steuer seines „Saarland-Modells“ einen rasanten Sturzflug hingelegt. Bruchlandung nicht ausgeschlossen – schaut man auf die galoppierenden Zahlen der Corona-Infizierten.

Kommentarkopf, Foto: Robby Lorenz

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Foto: SZ/Lorenz, Robby

Zumindest war es naiv, wenn nicht verwegen von der Saar-Regierung, in die schon anrollende dritte Pandemiewelle hinein Lockerungen zu versuchen. Keine Frage: Politiker, das ist aktuell ein Höllenjob. Notstand in den Kliniken, Notstand in vielen Betrieben. Experten raten mal zu diesem, mal zu jenem, und reichlich Beckmesser – auch in den Medien – wissen es nachher stets besser. Da wird das Richtige tun bisweilen zum Glücksspiel. Was Bürger aber immer erwarten dürfen, ist Klarheit. Und hier versagt die Landesregierung völlig. Schon als Hans und Vize Anke Rehlinger ihr „Saarland-Modell“ präsentierten und sich dafür von notorischen Optimisten bundesweit beklatschen ließen, haben sie es nicht geschafft, deutlich zu machen, dass sie im Grunde nur dem mit Bund und anderen Bundesländern vereinbarten Stufenplan folgten. Sie ließen es zu, dass ein fatales Bild vom Laissez-faire im Saarland entstand. Was viele so missverstanden, es mal lockerer mit Corona zu nehmen. Und jetzt, wo die Ampel auf Gelb gesprungen ist, hat man es nicht mal hingekriegt, klare Infos zu liefern: Was darf man noch? Und was nicht? Die Internetseite des Landes etwa gleicht einem Hindernislauf durch Verordnungen, die auf weitere Verordnungen verweisen... Wie sollen sich Unternehmer, Kulturmacher und Normalbürger da noch orientieren? Und vor allem: verstehen und mittragen, was an harten Maßnahmen notwendig ist. Ein einziger Kommunikations-Gau.

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