Zeitung macht Schule So ist Schule im Corona-Modus

Mit Maske und Wolldecke im Unterricht: Die Klasse 7b des Saarpfalz-Gymnasiums in Homburg mit ihrem Deutschlehrer Eberhard Jung ist Partnerklasse bei „Zeitung macht Schule“. Hier schildern die Schüler ihre Eindrücke vom Schulalltag in Pandemiezeiten. 

 Die Klasse 7b des Saarpfalz-Gymnasiums nimmt seit dem 2. November 2020 mit großer Begeisterung am Projekt „Zeitung macht Schule“ teil.

Die Klasse 7b des Saarpfalz-Gymnasiums nimmt seit dem 2. November 2020 mit großer Begeisterung am Projekt „Zeitung macht Schule“ teil.

Foto: Eberhard Jung

Die Welt leidet unter der Corona-Pandemie. Das gilt auch für Jugendliche, die sich noch in der Schule und Ausbildung befinden. Ihre Belastungen sind massiv gestiegen und das trübt die Stimmung. Sie hoffen, die Seuche gesund zu überstehen, möglichst mit allen Familienmitgliedern, Freunden und Klassenkameraden, und deshalb geben sich die meisten große Mühe, die Coronaregeln einzuhalten. Das Virus ist für sie ein unberechenbarer, unsichtbarer Feind, der Angst einflößt, Freiheiten reduziert und sie schon seit März 2020 in einen unangenehmen Ausnahmezustand versetzt. Dennoch erkennen manche auch Vorteile. Youssef Saad hebt vor allem die Verringerung der Abgase und die Verbesserung für die Umwelt und das Klima hervor, weil die Aktivitäten und Mobilität der Menschen ausgebremst werden. Er ist einer von 22 Schülern der Klasse 7b des Saarpfalz-Gymnasiums, die beim Projekt „Zeitung macht Schule“ der Saarbrücker Zeitung mitwirken. Sie erhalten vier Wochen lang kostenlos die Tageszeitung, besprechen sie mit ihrem Deutschlehrer Eberhard Jung im Unterricht und schreiben selbst auch fleißig Texte. Insgesamt drei Gruppen des Saarpfalz-Gymnasiums machen mit.

Sie haben sich den November als Projektzeitraum ausgewählt, weil sie sich davon eine spannende Zeit mit interessanter Berichterstattung versprechen. Allein schon die Präsidentschaftswahl in den USA, die weltweite Entwicklung der Coronakrise und die zunehmende Radikalität sorgen für große Neugier.

Die Klasse 7b hat kurze Stellungnahmen verfasst, wie sie die aktuelle Corona-Pandemie wahrnimmt - auch als Dokument für spätere Zeiten.

Hannah Göddel hofft, dass alles bald wieder normal ist, dass man aber den coronabedingten Stundenplan beibehält: „Ich finde es gut, dass wir nur noch Doppelstunden haben, weil dann unser Ranzen nicht mehr so schwer ist.“ Auch der Online-Unterricht vor den Sommerferien gefiel ihr, weil man morgens später aufstehen konnte. Das sei viel entspannter gewesen als beim Präsenzunterricht in der Schule, obwohl sie die guten Erklärungen der Lehrer vermisst habe.

Fabian Kunz kritisiert, dass die Online-Plattform OSS (Online-Schule Saarland) nicht immer optimal funktioniert habe. Cheyenne Cierlitza lobt zwar den Online-Unterricht, schränkt aber ein: „Allerdings haben einige Schüler nicht die richtige Ausstattung.“ Deshalb habe es Probleme mit dem Verschicken und Empfang von Aufgaben gegeben. Sarah Westrich findet das Internet ideal, um sich rasch und zuverlässig über Öffnungszeiten und Besucherregeln bei Freizeiteinrichtungen zu informieren.

Marlon Bona bedauert die enormen Einschränkungen der Freizeit und kommt zum Ergebnis: „2020 ist das langweiligste Jahr meines bisherigen Lebens.“ Emma Wagner leidet ebenfalls darunter, dass sie auf vieles verzichten muss, „zum Beispiel die Oma umarmen, sich mit Gleichaltrigen in Gruppen treffen usw.“. Ihre Oma sei zunächst mit den Corona-Belastungen sehr überfordert gewesen und deshalb meist zu Hause geblieben. „Wir waren für sie oft einkaufen und haben ihr und meinem Opa die nötigsten Sachen mitgebracht. Nach einer Weile ist sie dann wieder selbst einkaufen gegangen und hat mich sogar von der Schule abgeholt.“

Dilara Kabadayi findet es gut, dass alle in ihrer Klasse sich bemühen, die Coronaregeln einzuhalten, um die eigene Gesundheit, die der Mitschüler und Lehrer nicht zu gefährden. Fiona Babilon bekundet viel „Respekt vor dem Coronavirus“ und vermisst den Kontakt mit ihren Großeltern. Die modebewusste Leonie Moritz plädiert dafür, wiederverwendbare Stoffmasken mit schönem Design zu tragen, die man sogar selber herstellen könne. Nach ihrer Meinung gehören sie inzwischen schon zu den alltäglichen Modeaccessoires. Einwegmasken solle man vermeiden, um nicht noch mehr Müll anzuhäufen.

 Leonie Moritz und Fabian Kunz versorgen vier Wochen lang vor dem Unterricht ihre Mitschüler zuverlässig mit der Saarbrücker Zeitung.

Leonie Moritz und Fabian Kunz versorgen vier Wochen lang vor dem Unterricht ihre Mitschüler zuverlässig mit der Saarbrücker Zeitung.

Foto: Eberhard Jung

Amela Kahrovic und Rebeca Simon finden die Mund-Nasen-Masken lästig und sehnen das Ende der Corona-Pandemie herbei. Sie bedauern – wie ihre Mitschüler – die vielen Krankheits- und Todesfälle sowie die wirtschaftlichen Schäden und häufigen Terminabsagen. Deshalb seien zahlreiche Menschen frustriert, depressiv und aggressiv. Man erlebe oft unglückliche und leicht reizbare Menschen mit düsteren Blicken.

Entsetzen erregen die vielen Terroraktionen während der Pandemie, ganz besonders die bestialische Ermordung des Geschichtslehrers Samuel Paty nahe bei Paris. Aber auch über „Corona-Leugner“, „Covid-Idioten“, Wutbürger und Extremisten aller Art regt sich die Klasse auf, während sie die „Helden der Krise“ in lebenswichtigen Berufen hochschätzt.

Annemarie Bär hat wenig Verständnis für das Hamstern von Toilettenpapier, Lebensmitteln und Medikamenten: „Ich finde es traurig, dass manche Menschen nur an sich denken, obwohl wir gerade jetzt zusammenhalten sollten.“ Während Ida Emich bemängelt, dass in überfüllten Schulbussen meist die Abstandsregeln nicht einzuhalten sind, beschreibt Joselin Noel in einem umfangreichen Text ihr „Gefühlschaos in Coronazeiten“ und fordert Eigenverantwortung von jedem. Mia Kelch kritisiert die Sorglosigkeit und Nachlässigkeit vieler Mitbürger beim Sicherheitsabstand und Maskentragen. Das Durchlüften des Klassensaals findet sie auch an kühleren Tagen sinnvoll. Um sich nicht zu erkälten, packt sie sich – wie einige Mitschülerinnen – kurzzeitig in eine dicke Wolldecke ein. Karolina Schwarz ist für die gute Ausstattung der Schule mit Seifen- und Desinfektionsspendern sehr dankbar. Majas Al Kadah hingegen kritisiert: „Bei den vielen Einbahnstraßenregelungen wegen Corona muss ich durchs halbe Schulgebäude laufen, um zur Toilette zu kommen, wobei der ganz normale Weg um einiges kürzer ist. Oft muss ich rennen, um rechtzeitig wieder im Unterricht zu sein. Trotz der Einschränkungen finde ich die Regeln aber richtig und notwendig.“ Er ist froh, in einer Demokratie leben zu dürfen, in der die Regierenden sich mit großer Fürsorge um die Menschen kümmern und helfen. Vor hundert Jahren während der Spanischen Grippe habe man davon nur träumen können. Sophie Stocker betont, dass trotz staatlicher Hilfen zahlreiche Berufstätige unter Arbeitslosigkeit oder Arbeitsüberlastung, Kurzarbeit, Geldproblemen, Schul- und Kitaschließungen leiden: „Die Corona-Pandemie hat das Leben vieler Arbeitnehmer auf den Kopf gestellt.“ Olivia H. Krawczuk klagt: „Ich bin in den Ferien immer in meiner zweiten Heimat Polen bei meinen Verwandten gewesen. In diesem Jahr kann ich aber leider nicht hin, weil es dort sehr schlimm ist mit Corona.“

Fabienne Breder ist frustriert, weil „nichts mehr normal“ ist und die Pandemie sich als Langstrecke entpuppt, die viel Geduld und Ausdauer erfordert. Aber sie bleibt optimistisch und schöpft Hoffnung darin, dass die Menschheit schon viel schlimmere Notsituationen überstanden hat, etwa im Krieg und bei Naturkatastrophen.

Jannis Krupp stellt vor allem bei Versäumnissen und Beziehungskrisen fest: „Corona wird als Ausrede für alles benutzt.“

Die ganze Klasse sehnt sich nach einer Rückkehr zur Normalität mit all den liebgewonnenen Freiheiten, Kontakten und Aktivitäten. Man sollte durchhalten und die Hoffnung darauf nicht aufgeben, „denn immer, immer wieder geht die Sonne auf“ (Udo Jürgens).

Beim Durchlüften im Klassensaal wird es recht kühl. Deshalb ziehen sich manche Schülerinnen kurzzeitig eine Decke über (v.l.): Rebeca Simon, Amela Kahrovic und Joselin Noel.

Beim Durchlüften im Klassensaal wird es recht kühl. Deshalb ziehen sich manche Schülerinnen kurzzeitig eine Decke über (v.l.): Rebeca Simon, Amela Kahrovic und Joselin Noel.

Foto: Eberhard Jung

Die Klasse 7b des Saarpfalz-Gymnasiums mit ihrem Deutschlehrer Eberhard Jung

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