Vogelzählung im Saarpfalz-Kreis Jetzt werden wieder Wintervögel gezählt

Saarpfalz-Kreis · Der Naturschutzbund ruft wieder zu seiner jährlichen Aktion auf. Saarpfälzische Vogelfreunde sind dabei im Landesvergleich sehr engagiert.

 Ein Star mit Wintergefieder. Aktuell verzichten Stare zunehmend auf den Vogelzug nach Süden und verbringen die milder werdenden Winter in ihren mitteleuropäischen Sommerlebensräumen.

Ein Star mit Wintergefieder. Aktuell verzichten Stare zunehmend auf den Vogelzug nach Süden und verbringen die milder werdenden Winter in ihren mitteleuropäischen Sommerlebensräumen.

Foto: Peter Hellenthal

Für die Tage vom 6. bis 9. Januar ist unter dem Motto „Stunde der Wintervögel“ Deutschlands größte wissenschaftliche Mitmachaktion terminiert. Die vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu) und dem Landesbund für Vogelschutz in Bayern organisierte jährliche Zählung der überwinternden Vögel in Deutschland findet bereits zum zwölften Mal statt. Für viele Vogelarten hat eine besonders kräftezehrende Zeit begonnen, die auch schnell lebensbedrohlich werden kann. Harte und schneereiche Winter führen oft zu große Verlusten bei Tieren, weil es dann oft für diese unmöglich wird, noch ausreichende Nahrung zu finden. Etliche unserer Brutvögel entfliehen als Zugvögel dem mitteleuropäischen Winter. Andere konnten sich an kalte Temperaturen mit Schnee anpassen. Sie bleiben hier und vermeiden die langen, kräftezehrenden Flugrouten auf denen viele der Entkräftung, Raubvögeln oder dem illegalen Vogelfang zum Opfer fallen.

Welche sind die bei uns überwinternden Arten und hat sich eventuell das Zugverhalten mancher Arten infolge der milder verlaufenden Winter verändert? Zur Beantwortung dieser Fragen, können die am kommenden Wochenende zu notierenden Beobachtungen dienen. Aus den Ergebnissen der letzten Jahre sind schon Tendenzen ableitbar. So wurde zum Beispiel für die als Zugvögel geltenden Stare, Singdrosseln, Rotmilane, Kiebitze, Feldlerchen und Mönchsgrasmücken festgestellt, dass sie immer kürzere Strecken ziehen oder sogar zu Standvögeln werden. Zu der Aktion im Januar 2021 hatten deutschlandweit 236 555 Personen beigetragen. Gemeldet wurden 5,65 Millionen Vogeldaten von 164 030 Beobachtungsplätzen. Das ist wiederum ein neuer Teilnahmerekord, der aus Sicht des Nabu zeigt, dass das Interesse an der heimischen Vogelwelt zugenommen hat. Auch die Zahl der gemeldeten Vögel war so hoch wie niemals zuvor. Bundesweit waren die fünf am häufigsten gemeldeten Arten der Vorjahre wieder unter sich: Haussperlinge (mehr als 1,1 Millionen), Kohlmeisen, Feldsperlinge, Blaumeisen und Amseln. Im Saarland waren 2149 Vogelzähler aktiv, die 54 238 Tiere erfassten. Die fünf häufigsten Arten waren nahezu dieselben wie auf Bundesebene; nur auf Platz drei finden sich im Saarland die Stare anstelle der Feldsperlinge.

Diese Reihenfolge ergab sich auch für den Saarpfalz-Kreis, wo 9395 Vögel von 395 Vogelfreunden gezählt wurden. Mehr als ein Sechstel der im Saarland erfassten Beobachtungen kommen aus dem Saarpfalz-Kreis, der somit einen recht hohen Mobilisierungsgrad an Vogelinteressierten aufweist. Unter den häufigen Arten im Kreisgebiet fällt insbesondere der Rückgang von Blaumeisen auf. Sei wurden nahezu nur halb so oft gezählt wie im Vorjahr. Auch landesweit war diese Entwicklung nachweisbar. Ursache hierfür könnte das 2020 aufgetretene Suttonella-Bakterium sein, dass bei den infizierten Tieren tödlich verlaufende Lungenentzündungen auslöst. Deutliche Rückgänge an Beobachtungen gab es auch für Eichelhäher, Kleiber und Buntspecht. Merklich angewachsen waren die Zahlen der Nachweise für Dohlen, Stieglitze und Rabenkrähen. Auffällig war, dass vielerorts die Futterplätze kaum aufgesucht wurden. Die Standvögel fanden offenbar ausreichend Nahrung außerhalb der Gärten. Die sonst an Vogelhäuschen oft zu sehenden Wintergäste aus dem Norden, waren wegen dem europaweit eher milden Winter überwiegend ausgeblieben. Bei der von der Nabu-Ortsgruppe St. Ingbert in der Gustav-Clauss-Anlage durchgeführten Zählung ergaben sich Veränderungen zum Vorjahr. Die Erlenzeisige waren nicht mehr zu finden. 2019 und 2020 hatte ein, wahrscheinlich aus Nordeuropa ausgewichener, großer Schwarm, hier überwintert. Generell waren sehr wenige Kleinvögel vorhanden. Vom Vogel des Jahres 2021, das Rotkehlchen, wurden nur zwei Exemplare notiert. Vermutlich ist die Parkanlage durch die vielen Sonntagsspaziergänger zu unruhig. Möglicherweise bedrängen auch die zahlreichen Rabenkrähen und Elstern die Lebensräume der kleineren Arten.

Zur Teilnahme an der „Stunde der Wintervögel“ aufgerufen ist jeder. Wie ist bei der Zählaktion zu verfahren? Teilnehmer notieren von einem guten Beobachtungsplatz im Laufe einer Stunde von jeder Vogelart die höchste Zahl an Exemplaren, die sie gleichzeitig von ihrem Standort aus sehen konnten. Mit dieser Methode soll vermieden werden, dass einzelne Tiere mehrfach gezählt werden und somit die Bestandszahlen verfälscht werden. Sofern verschiedene Stellen zur Beobachtung aufgesucht werden, können sie auch an drei Tagen zählen oder jeden Tag mehrfach. Für jede Zählung ist eine separate Beobachtungsliste auszufüllen. Wo kann gezählt werden? An vielen Plätzen, z. B. am Futterhäuschen, im Garten, auf dem Balkon, im Park oder auf dem Friedhof. Auch Beobachtungen von Stellen in Wäldern oder in der offenen Landschaft sind willkommen. Am Nabu-Schaukasten (St. Ingbert, Rickertstraße/Ecke Kaiserstraße.) gibt es zur „Stunde der Wintervögel“ ein kostenloses Faltblatt mit Bestimmungshilfen für die häufigsten Gartenvogelarten. Vom Faltblatt kann eine Postkarte abgetrennt werden, die mit den eingetragenen Beobachtungszahlen an die Nabu-Bundeszentrale geschickt wird. Meldungen sind auch unter www.stundederwintervoegel.de möglich.

Die Nabu-Ortsgruppe St. Ingbert lädt zudem zu einer Zählung der Wintervögel am Samstag, 8. Januar, ab 15 Uhr ein. Gestartet wird auf dem Parkplatz des alten Hallenbads, Otto-Toussaint-Straße. Bei einem Rundgang in der Gustav-Clauss-Anlage werden die Standvögel und Wintergäste gezählt. Besucher sind sehr willkommen. Die aktuellen Corona-Regeln verlangen jedoch die Vorlage eines 2-G-Nachweises und das Erfassen von Name und Adresse der Anwesenden.

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