Sommerzeit – Kirschenzeit „Rote Kirschen ess’ ich gern . . .“

Die Kirschenernte, egal, ob Süß- oder Sauerkirschen, fällt üppig aus in diesem Jahr. Hobbygärtner haben ebenso wie die Obst- und Gartenbauer in der Region alle Hände voll zu tun mit der Ernte und Verwertung der Kirschen.

 Reichlich tragen die Kirschbäume - in diesem Jahr fällt die Ernte üppig aus.

Reichlich tragen die Kirschbäume - in diesem Jahr fällt die Ernte üppig aus.

Foto: Jennifer Klein

Derzeit schwimmen viele Hobbygärtner im Kirschenglück: Die Bäume hängen voll, und auch nach mehreren „Sitzungen“ zum Kuchenbacken, Marmelade kochen, Einkochen oder Saft machen  sind immer noch welche da.

Wir sind mittendrin in den Kirsch-
wochen – so wird die Erntezeit der Kirschen genannt. Vom Kirschpomologen Christian Truchseß von Wetzhausen zu Bettenburg (1755 – 1826) wurden sie für Deutschland festgelegt. Die Sorte „Früheste der Mark“ war damals die am frühesten reifende Kirsche – Anfang Mai, und wurde deshalb als Ausgangspunkt genommen. Jede Kirschwoche umfasst 15 Tage.

Ursprünglich gab es sieben Kirsch-
wochen, mittlerweile gibt es jedoch so viele auch spät reifende Sorten, dass auf insgesamt zwölf Kirschwochen aufgestockt wurde – also bis Ende Oktober. Wenn also auf dem Hinweiszettel zum Kirschbaum steht: „Fruchtreife 3. oder 4. KW“ bezieht sich das auf die entsprechende Kirschwoche. „Kirschen gibt’s dieses Jahr genügend. Im vergangenen Jahr gab es nicht so viele Kirschen, da sind die Bäume jetzt ausgeruht“, sagt Harry Lavall, Geschäftsführer des Kreisverbandes der Obst- und Gartenbauvereine Saarpfalz. Aber dieses Jahr seien die klimatischen Bedingungen während der Blütezeit für die Kirschen sehr gut gewesen, erklärt Lavall, „warm und trocken zugleich, das mögen die Kirschbäume, späte Fröste sind ausgeblieben“.

 Harry Lavall ist Geschäftsführer des Kreisverbandes Saarpfalz der Obst- und Gartenbauvereine und Experte für alles rund um Obst- und Gartenbau. Sein Wissen gibt er in zahlreichen Kursen weiter, wie hier bei einem Baumschnittlkurs beim OGV Höchen.

Harry Lavall ist Geschäftsführer des Kreisverbandes Saarpfalz der Obst- und Gartenbauvereine und Experte für alles rund um Obst- und Gartenbau. Sein Wissen gibt er in zahlreichen Kursen weiter, wie hier bei einem Baumschnittlkurs beim OGV Höchen.

Foto: Thomas Hares

Allerdings muss die rote Pracht nun auch vom Baum. Abpflücken ist der beste und schonendste Weg. Dabei sollte man beim Pflücken am Baum und auf der Leiter Vorsicht walten lassen: Kirschzweige brechen leicht ab, viel leichter als zum Beispiel Äste des Apfelbaumes, deshalb sollte man beim Pflücken gut aufpassen.

Schneller geht’s mit dem Tipp von Harry Lavall: „Oben schneiden, unten ernten.“ Denn man könne den Kirschbaum sehr gut während der Ernte zurückschneiden: „Da schlägt man zwei Fliegen mit einer Klappe.“ Natürlich in Maßen, nicht mehr als ein Drittel – und darauf achten, dass der Baum noch schön in Form bleibt.  Auch eine Ernte-Möglichkeit: eine Plane unterlegen und schütteln statt pflücken.

Verwertungsmöglichkeiten für die Kirschernte gibt es viele; köstliche Varianten von Kirschkuchen (die Königsdisziplin ist natürlich die Schwarzwälder Kirschtorte) über Marmelade und Kompott bis hin zu Saft oder Hochprozentigem wie Likör oder Schnaps.

 Kirschen erntet man laut Bauernregel am besten in den Morgenstunden, solange die Früchte noch kühl sind.

Kirschen erntet man laut Bauernregel am besten in den Morgenstunden, solange die Früchte noch kühl sind.

Foto: dpa/dpaweb/Ken Liu

Allerdings muss vor dem Verarbeiten der Kern raus: Kirschen entsteinen geht entweder mit dem entsprechenden Küchengerät oder auch mit einem einfachen Trick: eine leere Flasche nehmen, Kirsche daraufsetzen, gut festhalten und mit einem Stäbchen (Essstäbchen) den Kern nach unten in die Flasche drücken.

Aus den gereinigten und gut durchgetrockneten Kirschkernen (direkte Sonneneinstrahlung vermeiden) kann man ein Kirschkernkissen anfertigen – Kirschkerne speichern gut Wärme oder Kälte – so dass das Kissen als Wärme- oder Kältekissen zur Schmerzlinderung eingesetzt werden kann.

„Rote Kirschen ess‘ ich gern, schwarze noch viel lieber“, heißt es in einem Lied. „Die meisten Kirschbäume in unserer Region sind mittlerweile Süßkirschen, Sauerkirschen gibt es inzwischen lange nicht mehr so viele, seit vor ein paar Jahren eine Pilzkrankheit vielen Bäumen den  Garaus machte. Das ist sehr schade“, findet Lavall, denn die Sauerkirsche werde unterschätzt – sie sei geschmacklich nuancenreicher als Süßkirschen, „und wenn man sie lange genug reifen lässt, bis sie richtig rot ist, wird sie auch süßer“.

Meist finde man Sauerkirschen noch im Hausgarten – in früheren Zeiten pflanzte man oft einen Kirschenbaum als Hausbaum und Glücksbringer.

Die Kirsche gehört zur Familie der Rosengewächse – wie eben die Rosen,  aber auch  Apfel, Birne, Brombeeren, Erdbeeren und Himbeeren sowie Zwetschge, Pflaume und Mandel.

 Einfache Methode zum Kirschen entkernen, wenn kein Entsteiner zur Hand ist: Stäbchen und Flasche.

Einfache Methode zum Kirschen entkernen, wenn kein Entsteiner zur Hand ist: Stäbchen und Flasche.

Foto: Jennifer Klein

Die schön blühenden Kirschzweige haben ihren festen Platz im Brauchtum: Am 4. Dezember, dem Barbaratag, wird traditionell ein Kirschzweig abgeschnitten und in eine Vase gestellt. Blüht der Zweig an Heiligabend, soll das Glück fürs kommende Jahr bringen. Eine reiche Ernte zum Beispiel. Die ist in diesem Jahr aufgrund der guten Witterung übrigens wohl auch bei anderem Obst zu erwarten, sagt Lavall: Auch die Apfelbäume beispielsweise tragen jetzt schon reichlich kleine Früchte.

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