Demokratie „Unsere Demokratie braucht aktive Unterstützer“

Homburg · Die Geschichts-AG des Saarpfalz-Gymnasiums in Homburg hat ein Themenheft unter dem Motto „Welt aus den Fugen“ herausgebracht.

 Die Klasse 9a lauscht aufmerksam den Erläuterungen von Regina Wirth vor dem Freiheitsbrunnen am Rondell.

Die Klasse 9a lauscht aufmerksam den Erläuterungen von Regina Wirth vor dem Freiheitsbrunnen am Rondell.

Foto: Eberhard Jung

„Der Bundespräsident hat uns Dampf gemacht“, meinte Geschichtslehrer Eberhard Jung augenzwinkernd bei der Vorstellung des neuen SPG-Heftes. Damit bewirbt sich die AG auch um den Axel-Buchholz-Preis für Nachwuchsjournalisten. „Welt aus den Fugen“ heißt das aktuelle Werk, das die AG Geschichte unter der Leitung von Jung herausgebracht hat.  Rechtzeitig zum Besuch von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in dieser Woche war das Werk denn auch fertig.

 In Wort und Bild sind darin die  Aktivitäten der Geschichts-AG am Saarpfalz-Gymnasium dokumentiert, zum Beispiel der Thesenanschlag an der Homburger Stadtkirche als Hommage an Luther, die Gedenkveranstaltungen zur Reichspogromnacht und zum Volkstrauertag, Diskussionsveranstaltungen zum vereinten Europa und die Aufarbeitung des Themas Zweiter  Weltkrieg, vor allem über Gespräche mit Zeitzeugen. Letzteren ist auch das Werk gewidmet. Sie ermöglichten, wie es in der Einleitung heißt, „mit ihrem uneigennützigen Engagement unvergessliche Einblicke in die oft grausame Vergangenheit, vermittelten aber auch Wertmaßstäbe für die Zukunft“.

 Das Cover des aktuellen SPG-Heftes zum Thema Demokratie.

Das Cover des aktuellen SPG-Heftes zum Thema Demokratie.

Foto: Jennifer Klein

 Als Zeitzeugen und Ehrengäste waren denn auch Doris Deutsch, Willi und Hedwig Caster, Max Eckl und Anni Schindler bei der Präsentation in der Aula dabei.  Ihnen galt auch der Dank von Schulleiter Jürgen Mathieu, „weil sie ihre Erlebnisse in die Schule tragen und es so ermöglichen, Geschichte nicht nur aus einem Buch oder Film zu lernen“. Darüber hinaus sei es Eberhard Jung gelungen, mit diesem Projekt Generationen zusammenzuführen.

Weil der Großteil des Redaktionsteams auf Klassenfahrt in Spanien war, vertraten Cecilia Klein und Laurin Seichter die AG, noch ganz unter dem Eindruck ihrer Begegnung mit dem Bundespräsidenten. Es sei sehr schön gewesen „zu sehen, dass unsere Arbeit wahrgenommen und wertgeschätzt wird“, erklärte Cecilia Klein.  Solche Anerkennung zu erfahren, zeige auch, „dass jeder einzelne wichtig ist für unsere Demokratie. Zu sehen: Das, was wir machen, ist wichtig, es wird bemerkt, und es hilft“, das motiviere auch zum Engagieren und Weitermachen, erklärte Cecilia.

Die Überschrift „Welt aus den Fugen“ ist eine Reverenz an Peter Scholl-Latour, der seine „Betrachtungen zu den Wirren der Gegenwart“ unter den Titel „Die Welt aus den Fugen“ gestellt hatte.

„Wer das Weltgeschehen beobachtet, muss den Eindruck gewinnen, die Welt sei aus den Fugen geraten“, schreibt Werner Hillen, Landesvorsitzender des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, in seinem Grußwort zum aktuellen Heft.  Despotische Machthaber, „Millionen Menschen, die auf der Flucht sind, um Kriegen, Hunger, Wassernot und menschenunwürdigen Lebensbedingungen zu entgehen. Selbst das bisher vereinte Europa scheint auseinanderzufallen. Es hilft nicht, den Kopf in den Sand zu stecken und zu resignieren. Die Welt braucht Menschen, die sich diesen Bestrebungen widersetzen, die sich für Frieden, Freiheit, Toleranz und Menschenrechte einsetzen“.

Doch auch wenn der Blick auf die vergangenen 100 Jahre und auf die Gegenwart genug Düsteres aufweise, so solle man doch „nicht lamentieren, sondern auf den Erfolgen aufbauen, die Schreckenstaten nicht vergessen, sondern analysieren und daraus lernen“, so Eberhard Jung. Im Hinblick auf das Jubiläum „200 Jahre Saarpfalzkreis“ in diesem Jahr wolle man auch Siebenpfeiffer, Wirth und die Region als Wiege der Demokratie stärker in den Fokus rücken.

Und dass das Thema „Demokratie braucht aktive Unterstützer“ einen Nerv getroffen hat, zeigten auch die Redebeiträge im Anschluss.  „Die moderne Welt wird immer komplexer“, erklärte Landrat Theophil Gallo, „auch durch die Schnelligkeit der Medien“. Was da gebraucht werde, sei einerseits Zuversicht, andererseits aber auch Orientierung. Und diese könne Schule – als Ort politischer Bildung – sehr gut leisten.

 „Kriege, Zerstörungen, Konflikte gab es ja immer, wenn man sich die Geschichte ansieht. Ist das alles wirklich dramatischer geworden?“, fragte Hans Otto Streuber, Vorsitzender des Förderkreises der Siebenpfeiffer-Stiftung. Vielleicht sei es eher so, dass man heute durch die weltweite Vernetzung und das Internet sehr viel mehr von all dem mitbekomme, und das auch erheblich schneller als in früheren Zeiten – ein Thema, das ihm in dem aktuellen Heft, das er aufmerksam gelesen habe,  etwas zu kurz gekommen sei und das man auch in der AG noch aufgreifen könne, regte er an.

Den Bogen von der Gegenwart in die Vergangenheit schlug dann Schauspielerin Monika Link in der Rolle der Regina Wirth. Stilecht gewandet im rüschenbesetzten Biedermeier-Kleid (nach historischen Vorbildern selbst genäht!)   lud sie ein zu einer Zeitreise in die Jahre 1832-1834, die „Geburtsstunde der deutschen Demokratie“.

Charmant und mit viel Esprit erzählte sie vom Landcommissär Philip Jakob Siebenpfeiffer, der gemeinsam mit ihrem Mann für die Pressefreiheit gekämpft hat und dafür als Gefangener in Fußfesseln bestraft wurde. Stürmische Zeiten waren das damals in Homburg – „Das Homburger Völkchen ist äußerst liberal!, verkündete sie abschließend, bevor sie die Schüler der Klasse 9a mit auf einen Stadtrundgang nahm, prallvoll mit Geschichte und Geschichten.

Das SPG-Heft „Welt aus den Fugen“ ist im Sekretariat der Schule zu erhalten, Telefon: (0 68 41) 9 23 10, E-Mail spg@spg-hom.de

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