Für den guten Zweck Acht Mal den Mount Everest hinauf

Homburg/Ormesheim · Bei einer Spendenfahrt zugunsten des Corona-Beatmungszentrums am Klinikum Saarbrücken fuhr der Ormesheimer Extremsportler Tristan Vinzent mit dem Rad den Fechinger Berg hinauf. Mehr als 100 Mal.

 Daumen hoch für Tristan Vinzent: Der Ormesheimer kommt hier bei seiner letzten Bergankunft ins Ziel. Den Fechinger Berg Richtung Bliesransbach bezwang er insgesamt 101 Mal.

Daumen hoch für Tristan Vinzent: Der Ormesheimer kommt hier bei seiner letzten Bergankunft ins Ziel. Den Fechinger Berg Richtung Bliesransbach bezwang er insgesamt 101 Mal.

Foto: Stefan Holzhauser

Der Ormesheimer Tristan Vinzent hat es wieder einmal krachen lassen. In unmittelbarer Nähe zum Mandelbachtal-Dorf hatte sein neuer Verein, das Leichtathletikzentrum (LAZ) Saarbrücken, neun Tage lang zugunsten des Corona-Beatmungszentrums am Klinikum Saarbrücken eine Spendenfahrt organisiert. Es ging den Fechinger Berg in Richtung Bliesransbach hinauf. 2,9 Kilometer und 150 Höhenmeter mussten bewältigt werden. Aufgrund der Corona-Pandemie waren die Vorgaben für den Aufstieg klar: Abstand halten und nicht in Gruppen fahren.

Der 56-jährige Vinzent war gleich zu Beginn der Spendenfahrt samstags und sonntags vor Ort  – und dann noch einmal vom 1. Mai bis letzten Sonntag. Der Ormesheimer hätte am liebsten über die vollen neun Tage mitgewirkt, musste zwischenzeitlich beruflich bedingt aber in „meine zweite Heimat“ Rheinhessen zurück. Doch auch an den vier Tagen bewältigte Vinzent den Aufstieg über 100 Mal. Am vergangenen Sonntag machte der Ultra-Triahlet mit der 101. Bergankunft seinen souveränen Sieg perfekt und erfüllte sich damit seine eigene Zielvorgabe von „einer dreistelligen Anzahl“, wie er erzählt.

Am ersten Wochenende brachte es der „Sportverrückte“ auf 35 Anstiege. Zu ganz großer Form lief er dann nach seiner Rückkehr an den Berg am 1. Mai mit 28 Ankünften auf – was gleichzeitig mit Abstand der Tagesrekord war. 25 beziehungsweise 13 Fahrten zum Abschluss machten schließlich unangefochten Platz eins perfekt. Auf Rang zwei landete mit 55 Touren der LAZ-Ehrenvorsitzende Achim Hachenthal, der allerdings an sämtlichen neun Veranstaltungstagen in die Pedalen trat. Dritter wurde mit 43 Bergankünften LAZ-Triathlet Tom Hanf.

Insgesamt kamen auf diesem Wege 458 Spendenfahrten zusammen, die meisten davon wurden am Abschlusstag mit 148 geschafft. Und es gab sogar mit Harald Bickel und Andreas Regitz zwei Teilnehmer, die jeweils fünf Mal den Berg hinaufliefen und somit noch für Sonderpunkte sorgten.

Mit Anne Haug war ein weiterer ganz prominenter Name bei der Spendenfahrt mit von der Partie. Die Ironman-Weltmeisterin des LAZ ließ es sich trotz vieler terminlicher Verpflichtungen nicht nehmen, zum Abschluss der Veranstaltung ebenfalls den Fechinger Berg hinaufzufahren.

Insgesamt kamen so über 1500 Euro an Spendengeldern zusammen. Bei mehr als 450 Bergankünften wurden 68 700 Höhenmeter gesammelt und damit fast acht Mal den Mount Everest „hochgefahren“.

Vinzent war mit seiner Anteil an der stolzen Ausbeute sehr zufrieden: „Am Freitag war das Wetter regnerisch, kalt und windig – trotzdem habe ich bis um halb Elf abends durchgezogen, um insgesamt die 100 vollzumachen. Danach war ich samstags ziemlich platt. Heute bin ich aber wieder richtig fit“, meinte der Extremsportler am Sonntag und ergänzte: „Der gute Zweck hat im Vordergrund gestanden. Aber es war auch toll, hier endlich mal meine neuen Vereinskameraden kennenlernen zu dürfen – und daneben etwas für die Fitness zu machen.“

Vinzent wurde bei seinen 101 Aufstiegen von seiner Lebensgefährtin Eva Leonardy unterstützt. Übernachtet wurde im Ormesheimer Elternhaus des Athleten, während der Fahrt konnte sich Vinzent dann auch einmal kurz ins auf dem Berg geparkte Wohnmobil zurückziehen. Auch die anderen Teilnehmer zollten der Leistung des 56-Jährigen großen Respekt. „Jetzt konnte man  einmal hautnah erleben, wie Tristan abgeht. Ich dachte, er hätte einen Hilfsmotor eingebaut“, staunte Hachenthal. Und die 15-jährige Saskia Ney freute sich darüber, „mit einem so starken und bekannten Athleten auf der gleichen Strecke unterwegs sein zu dürfen“. Irgendwann will sie an einem Ironman teilnehmen. Und für dieses ambitionierte Ziel konnte sich die Nachwuchsathletin bei Vinzent mit Sicherheit schon einmal einiges abschauen.

„Die Idee zu dieser Veranstaltung hatte Achim Hachenthal, ich unterstütze ihn dabei“, erklärte die 2. LAZ-Vorsitzende Pia Jäkel. Auch Teilnehmer, die nicht für den Saarbrücker Verein aktiv sind, hätten mitgewirkt, sagte sie. Zudem hätten auch Menschen gespendet, die selbst nicht mitgefahren seien. Trotz der schweren Zeit, in der dem Club viele Einnahmen wegbrechen, sei es eine Selbstverständlichkeit für den Verein, sich für eine gute Sache einzusetzen. Julia Adam, die „schon ewig im LAZ“ ist, betonte: „Wir hatten alle das gleiche Ziel, so viele Spenden wie möglich einzufahren. Der Leistungsstand war dabei völlig egal. Es ging nur darum, sich Runde für Runde den Berg hochzukämpfen.“

  Sie kämpften um Spenden – und viele Höhenmeter: Pia Jäkel, die 2. Vorsitzende des LAZ Saarbrücken, Achim Hachenthal (Zweitplatzierter und Ehrenvorsitzender des LAZ), Sieger Tristan Vinzent und seine Lebensgefährtin Eva Leonardy (von links).

Sie kämpften um Spenden – und viele Höhenmeter: Pia Jäkel, die 2. Vorsitzende des LAZ Saarbrücken, Achim Hachenthal (Zweitplatzierter und Ehrenvorsitzender des LAZ), Sieger Tristan Vinzent und seine Lebensgefährtin Eva Leonardy (von links).

Foto: Stefan Holzhauser
 Auch die 15-jährige Saskia Ney vom LAZ Saarbrücken trat für den guten Zweck in die Pedale.

Auch die 15-jährige Saskia Ney vom LAZ Saarbrücken trat für den guten Zweck in die Pedale.

Foto: Stefan Holzhauser

Hachenthal überlegt bereits, – eventuell mit Hilfe des Blieskasteler Radrennteams Bike Aid – aus der Spendenfahrt ein richtiges jährliches Radrennen aus der Taufe zu heben: „Man dürfte den Berg dann so oft hochfahren, wie man will. Mit Auszeichnungen für den Schnellsten, den Ausdauerstärksten und den, der am häufigsten oben ankommt.“ Zumindest in diesem Jahr tat das niemand häufiger als Tristan Vinzent.

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