Tennisturnier in Kirrberg unter Corona-Bedingungen Spiel, Satz und Sieg – mit Abstand

Kirrberg · Allein die Tatsache, dass ein Turnier im Amateursport überhaupt stattfindet, ist in Corona-Zeiten bemerkenswert. Ohne Zuschauer, mit strengen Hygieneauflagen wird auf der Anlage des TC Kirrberg gespielt. Am Sonntag ist das Finale.

 Endlich kann wieder in Kirrberg „richtiges“ Tennis angeboten werden.

Endlich kann wieder in Kirrberg „richtiges“ Tennis angeboten werden.

Foto: Stefan Holzhauser

An diesem Sonntag, 25. April, sollen beim 9. Volks- und Raiffeisen-Bank Saarpfalz-Cup des TC Kirrberg die Finalpartien stattfinden – natürlich aufgrund der Corona-Vorschriften ohne Zuschauer. Gewinner werden in folgenden Kategorien gesucht: Damen, Herren und Herren 40. Den Spielen des Hauptfeldes dieses Tennisturniers, das am 12. April begann, war bereits eine einwöchige Qualifikationsphase vorausgegangen. Insgesamt geht es um ein Preisgeld von 900 Euro.

Im vergangenen Frühjahr war das Turnier aufgrund von Corona ausgefallen, es fand also letztmals 2019 statt. Doch wie ist es eigentlich möglich, in so schweren und ungewöhnlichen Zeiten, wie sie gerade herrschen, überhaupt eine Amateursportveranstaltung durchzuziehen? Es gibt zwar noch weitere Events, aber die werden meist auf virtuellem Wege bestritten.

Auch ohne Zuschauer kam dann doch Wettkampfstimmung auf. Die Spieler feuerten sich nach Punktgewinnen selbst an, während der jeweilige Gegner sich laut selbst versprach, es beim nächsten Ballwechsel besser zu machen. Schade für die Veranstalter ist auch, dass das Vereinsheim für den Publikumsverkehr geschlossen bleibt. Es sind keine Getränke und Snacks erhältlich. Geduscht wird zu Hause, wobei aber in den Spielerkabinen zumindest ein Umkleiden möglich ist.

Der 39-jährige Jens Kihm ist seit Februar 2020 1. Vorsitzender, trat also sein Amt kurz vor Beginn der Corona-Pandemie an. „Letztes Jahr fiel das Turnier komplett aus. Wir konnten hier auch lange Zeit selbst nicht trainieren und spielen. Die erste Zeitschiene der Medenrunde konnte ebenfalls nicht ausgetragen werden, die zweite fand dann nach den Sommerferien statt“, blickt Kihm zurück. Er bedauere es auch, „wenn es nicht möglich ist, hier mal abends ein Bier oder ein Wein zu trinken. Das Vereinsleben leidet schon unter der Pandemie. Dennoch wollten wir trotz der später wieder eingetretenen Corona-Verschärfungen das Turnier ausrichten. In der Vorbereitungszeit war es wirklich so etwas wie eine kleine Achterbahnfahrt der Gefühle. Es kamen ja immer wieder neue Verordnungen. Quasi in allerletzter Minute hatten wir dann gesagt, dass wir es durchziehen“, meint der Vorsitzende.

 Oberschiedsrichter Thomas Eisel und der Vereinsvorsitzende Jens Kihm (von links) sind stolz auf ihr Turnier.

Oberschiedsrichter Thomas Eisel und der Vereinsvorsitzende Jens Kihm (von links) sind stolz auf ihr Turnier.

Foto: Stefan Holzhauser

Ausschlaggebend dafür sei auch das strenge Hygienekonzept in Abstimmung mit dem Ordnungsamt gewesen. Auf dem Weg zum Platz müssen die Spielerinnen und Spieler eine Maske tragen. Auf dem Platz entfallen Begrüßungs- und Verabschiedungsberührungen. „Es sind aber nicht nur keine Zuschauer erlaubt. Auch wir als Organisationsteam betreten die Anlage lediglich in der wirklich notwendigen Besetzung. Es gilt, nur so wenige Menschen wie möglich auf die Anlage zu lassen“, meint Kihm und ergänzt: „Man muss die große Disziplin der Teilnehmer loben. Jeder ist froh, noch einmal unter Wettkampfbedingungen spielen zu können und hält sich strikt an die Vorgaben. Und rein sportlich ist das für unser Niveau hier richtig guter Tennissport. Wer hierher kommt, will auch als Sieger den Platz verlassen und gibt alles dafür.“

Ein Vorteil in Kirrberg sind die vier synthetischen Sandplätze, die ein Spielen auch in der kälteren Jahreszeit ermöglichen. Man habe bereits in den Wochen davor mit Gastspielern und Akteuren mit doppelter Vereinsangehörigkeit profitiert. Aktuell gebe es fast 200 Mitglieder.

„Zunächst hatten wir aufgrund von Corona Mitglieder verloren, dann aber zuletzt wieder welche dazugewonnen, da man bei uns auch trotz der geschlossenen Hallen bereits spielen konnte. Die Tendenz an Mitgliedern geht auf jeden Fall momentan in die richtige Richtung. Das Online-Buchungssystem hat sich vollauf bewährt“, freut sich der 39-Jährige.

Dennis Koch spielt für den TC 1987 Zweibrücken. Der 27-jährige Zweibrücker hatte gerade in Kirrberg eines seiner Spiele beendet und stand der Saarbrücker Zeitung Rede und Antwort. „Da wegen Corona lange Zeit gar nichts war, wollte ich endlich wieder auf den Platz zurück. Ich hatte hier in Kirrberg bereits vor dem Turnier drei bis vier Mal mit einem Kumpel gespielt. Die Anlage kenne ich also bereits gut. Es sind keine leichten Bedingungen. Man rutscht viel und schnelle Richtungsänderungen gestalten sich schwierig“, sagt der Zweibrücker. Man könne aber froh und dankbar sein, in dieser schweren Zeit überhaupt wieder im Freien Tennis spielen zu dürfen. Man müsse dem Veranstalter ein großes Lob für den Mut zollen, überhaupt derzeit ein Turnier auszurichten.

Es sei auch kein Neid von Spielern anderer Sportarten angebracht, dass die Tennisakteure privilegiert seien. Vielmehr solle man sich gegenseitig „alles aktuell Machbare“ gönnen.

Seine Partie in Kirrberg gewann Koch übrigens mit 6:2 und 6:1 recht deutlich. Sein Gegner war mit dem 26-jährigen Zweibrücker Michael Kipper vom TC Althornbach ausgerechnet „ein sehr guter Freund“.

„Zuschauer und Gastronomie fehlen natürlich, aber man gewöhnt sich als Spieler sehr schnell daran und konzentriert sich einfach auf sich selbst. Ich sehe das als Vorbereitungsspiel für die Runde. Ich gehe aber davon aus, dass wir mit unserer Vereinsmannschaft erst mit einer Verzögerung wieder Punktspiele austragen können. Momentan ist einfach vieles noch zu ungewiss“, erklärt Kipper. Gerade das Turnier in Kirrberg sei „optimal dazu geeignet, etwas Abwechslung vom Alltag zu bekommen“.

  Die beiden Zweibrücker Kumpels Michael Kipper und Dennis Koch (von links) neben dem offiziellen Turnierplakat.

 Die beiden Zweibrücker Kumpels Michael Kipper und Dennis Koch (von links) neben dem offiziellen Turnierplakat.

Foto: Stefan Holzhauser

Ein wichtiges Amt bei Tennisturnieren haben die Oberschiedsrichter inne. In Kirrberg kümmert sich unter anderem der 31-jährige Thomas Eisel darum, dass in Sachen Regelauslegung auf den Plätzen alles ordnungsgemäß abläuft. „Man merkt schon, dass die ein oder andere Partie enger als sonst verläuft. Auch aufgrund der lange geschlossenen Tennishallen konnte ja nicht wie sonst üblich trainiert werden. Dadurch ist natürlich auch gerade auf unserem gewohnten Belag die Verletzungsgefahr etwas höher. Aber bislang ist alles gut und fair verlaufen. Jeder ist froh, dass noch einmal ein Turnier angeboten wird“, sagt Eisel.

Ein extrem wichtiges Kriterium für einen reibungslosen Corona-Ablauf sei es, genügend Zeit zwischen den einzelnen Partien anzusetzen. Dies bedeute, dass die zuvor auf einem Platz Spielenden bereits wieder abgereist sind, wenn die Nächsten kommen. „Hier bei der Anmeldung darf nur extrem wenig Auflauf sein. Die Spieler sollen sich auch nicht gegenseitig über den Weg laufen“, betont der Oberschiedsrichter.

Wie sieht es in Sachen Anmeldezahlen gegenüber den vergangenen Turnieren aus? „Wir haben dieses Mal samt Qualifikationsturnier so ungefähr 80 Spieler hier. Vorher waren es so um die 120. Allerdings ist es doch klasse, dass trotz der Einschränkungen überhaupt so viele gekommen sind“, berichtet der Oberschiedsrichter. Und natürlich behalte man auch täglich die neuesten Verordnungen im Überblick. „Eigentlich war hier vorgesehen, nur mit tagesaktuellen Tests spielen zu lassen. Es gab aber noch einmal Rücksprachen zwischen der Regierung und dem Verband. Darin hieß es, Tennis sei ja ein kontaktfreier Sport. Man spiele draußen, Zuschauer seien keine erlaubt. Von daher muss man uns nun auch keine Tests vorlegen“`, meint Eisel.

Man sei sehr stolz darauf, trotz vieler Hürden quasi ein Vorreiter in Sachen Rückkehr auf den Platz im Amateursport zu sein. Und gleichzeitig ist die Hoffnung groß, im kommenden Jahr wieder ein „Turnier mit früherer Normalität“ austragen zu dürfen. „Und dann kommen auch hoffentlich wieder viele Spieler zurück, denen dieses Mal die ungewissen Vorzeichen zu viel waren und abgesagt haben“, betont der Oberschiedsrichte. Ein „Riesendank“ gehe an die Sponsoren, „die uns trotz Corona klasse unterstützt haben“.

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