Mitlaufen lohnt sich allemal Hören, staunen und den Wald genießen

Homburg/Blieskastel · Unterwegs im Biosphärenreservat mit einem Natur- und Landschaftsführer, der unglaublich viel zu erzählen weiß.

 Sehr empfehlenswert: eine Biosphären-Tour mit Franz Stolz rund um die Mediclin Bliestal Kliniken.

Sehr empfehlenswert: eine Biosphären-Tour mit Franz Stolz rund um die Mediclin Bliestal Kliniken.

Foto: Michèle Hartmann

Franz Stolz steht mitten drin in der rund 30-köpfigen Gruppe und erkundigt sich fröhlich wie freundlich nach der Heimat der wanderfreudigen Damen und Herren – von der Pfalz bis hinauf nach Bremen. Denn los geht die zweistündige Tour mit dem zertifizierten Natur- und Landschaftsführer an Haus A der Kurkliniken in Lautzkirchen. Hier werden Menschen aus dem gesamten Bundesgebiet nach allen Regeln der Heilkunst behandelt. Oft schon ist der St. Ingberter Rentner mit Strohhut und im grünen Shirt von hier aus aufgebrochen, um im nördlichen Teil des Biosphärenreservats Bliesgau Wissenswertes über Geschichte, Geologie und Ökologie zu vermitteln. Nehmen wir es vorweg: Am Ende erntet der 66-Jährige viel Anerkennung und Applaus für all das, was er weiß und in lockerer Atmosphäre seinen Gästen erzählt.

Stets mit dabei ist des Wanderführers Ehefrau Barbara, die sich schmunzelnd als seine Assistentin vorstellt. Noch nie, sagt sie, wirklich noch nie, habe ihr Mann bei seinen Touren schlechtes Wetter gehabt. Zu den Terminen, an denen er unterwegs ist, könne man ruhig was planen: beispielsweise eine Hochzeit, meint die 65-Jährige und lacht.

Das Biosphärenreservat Bliesgau umfasst eine Fläche von 360 Quadratkilometern und wird vornehmlich von Wäldern, Streuobstwiesen und Auenlandschaften der Blies geprägt. Und wo laufen wir nun? Genau: im Wald. Besagtes Reservat, so erfahren vor allem die Teilnehmer außerhalb des Saarlandes, ist ein lebens- wie bewahrenswertes Terrain, in das der Mensch miteinbezogen ist. Also kein abgeschotteter Tier- und Pflanzen-Zoo zum Anschauen, sondern zum Eintauchen und Sich-Weiterentwickeln.

Nebenbei erfährt das staunende Publikum unter mächtigen Baumkronen, dass St. Ingbert einst „Bayerns wichtigste Industriestadt“ war. Unter anderem gab es da mal drei Glashütten. Tja, Bayern war vormals sehr viel ärmlicher dran, als man heute vermuten könnte.

Zwei Drittel Laubbäume und ein Drittel Nadelgehölz – so sieht der Wald im Saarland aus. Und wenn man die Bäume, Farne und Sträucher nach einem Spaziergang wieder hinter sich lässt, dann haben sich Körper und Geist „ein bisschen verwandelt“, sagt der 66-jährige Wanderführer, der diese Erkenntnis wissenschaftlich zu untermauern weiß.

Das Publikum hört sehr aufmerksam zu, niemand stört durch laute Unterhaltung. Franz Stolz versteht es, die Leute zu fesseln, weil er Dinge erzählt, die nicht unbedingt unter der Rubrik „Was man weiß, was man wissen sollte“ einzuordnen sind. So erfährt man, dass die Douglasie einen Orangen-Duft verströmt, dass der Saft des Breitwegerich ein sehr wirksames Mittel nach Insektenstichen ist, und dass man Hängematten aufspannen kann zwischen denjenigen Bäumen, die eine Plakette ziert mit der Aufschrift „to stay“, auf Deutsch: bleiben.

Spannende geologische Erläuterungen gibt es dann auch noch am bizarren Wolfsfelsen, in dem einst Steinzeitmenschen lebten und morgens in die Sonne (falls vorhanden) blinzelten, weil die da genau hinein schien. Werkzeuge wie etwa ein Steinbeil wurden hier gefunden.

Wir gehen zufrieden und entspannt zurück. Und auf dem Weg zur Klinik fragen wir den Elektro-Ingenieur im Ruhestand noch ein bisschen aus. Und erfahren dabei, dass er liebend gern mit Menschen unterwegs ist und ihnen all das vermittelt, was er selbst einmal gelernt hat. Übrigens: Als zertifizierter Natur- und Landschaftsführer wacht man nicht eines Tages auf, sondern drückt ein dreiviertel Jahr zwei Mal pro Woche die Schulbank.

 Zum Gänshorn ist es nicht mehr weit. Dort findet man keltische Grabhügel, weiß der Natur- und Landschaftsführer zu berichten.

Zum Gänshorn ist es nicht mehr weit. Dort findet man keltische Grabhügel, weiß der Natur- und Landschaftsführer zu berichten.

Foto: Michèle Hartmann
 Unterwegs  begegnete  die Wandergruppe auch diesem gewaltigen Baumpilz. 

Unterwegs  begegnete  die Wandergruppe auch diesem gewaltigen Baumpilz. 

Foto: Michèle Hartmann

Die nächsten Waldspaziergänge mit Natur- und Landschaftsführer Franz Stolz finden am 6. Oktober, 20. November und 11. Dezember, jeweils von 14 bis 16 Uhr statt. Los geht’s an Haus A der Mediclin Bliestal Kliniken in Lautzkirchen. Veranstalter ist die Stadt Blieskastel.

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