Sechs Missbrauchsfälle bekannt

Homburg. Ende Februar wurden Fälle sexuellen Missbrauchs im früheren Internat des Johanneums in Homburg bekannt. Zwei Patres haben damals gestanden, der Hiltruper Orden setzte einen externen Ansprechpartner für Opfer und deren Angehörige ein. Nach einer Entschuldigung von Provinzial Werner Gahlen an die Opfer im Frühjahr, musste dieser gesundheitsbedingt eine Auszeit nehmen

 Im früheren Internat des Homburger Gymnasiums Johanneum gab es vor mehr als 25 Jahren Fälle von Kindesmissbrauch. Foto: SZ/Heitz

Im früheren Internat des Homburger Gymnasiums Johanneum gab es vor mehr als 25 Jahren Fälle von Kindesmissbrauch. Foto: SZ/Heitz

Homburg. Ende Februar wurden Fälle sexuellen Missbrauchs im früheren Internat des Johanneums in Homburg bekannt. Zwei Patres haben damals gestanden, der Hiltruper Orden setzte einen externen Ansprechpartner für Opfer und deren Angehörige ein. Nach einer Entschuldigung von Provinzial Werner Gahlen an die Opfer im Frühjahr, musste dieser gesundheitsbedingt eine Auszeit nehmen. Vom Orden war zum Thema Missbrauch nichts mehr zu hören. Gestern nun, sechseinhalb Monate nach Bekanntwerden der Vorfälle, die allesamt verjährt sind, trat der Orden mit dem externen Ermittler, dem früheren Richter Franz Josef Feltes, mit einem Abschlussbericht an die Öffentlichkeit. Gahlen entschuldigte sich noch einmal ausdrücklich bei allen Opfern für die an ihnen verübten Taten, aber auch bei der Öffentlichkeit, dass es so lange mit dem Bericht gedauert hat. "Wir wollten den Bericht der Staatsanwaltschaft abwartet. Die hat inzwischen die Ermittlungen wegen Verjährung eingestellt, deshalb nun unser Bericht." Und was Feltes zu sagen hatte, war drastisch. Sechs Opfer beziehungsweise Angehörige oder Zeitzeugen hätten sich bei ihm gemeldet. Wobei ein Fall besonders schockierte. Ein damals 15-jähriger Junge, der nicht im Johanneum zur Schule ging, wurde auf dem Nachhauseweg bei Limbach von einem Pater angehalten. Dieser nahm ihn mit seinem Wagen mit nach Homburg, um ihm das Schwimmbad des Johanneums zu zeigen. Unter der Dusche sei es dann zum erzwungenen Geschlechtsverkehr gekommen. Der Pater habe anschließend dem Jungen noch zweimal aufgelauert - aber ohne Erfolg. In dem Bericht des Ansprechpartners Feltes ist von zwei Tätern die Rede, die immer wieder genannt wurden. Es handelt sich dabei um die 64- beziehungsweise 74-jährigen Patres, die im Februar ihre Taten gestanden haben. Pater Gahlen: "Ich habe die gesamten Unterlagen der Zentrale der Ordensgemeinschaften nach Rom geschickt. Dort wird über kirchenrechtliche Konsequenzen entschieden." So lange bleiben beide Patres von allen kirchlichen Aufgaben entbunden. Sie leben von der Außenwelt abgeschnitten.Auf den Imageschaden für die Schule Johanneum angesprochen, meinte Pater Gahlen: "Der ist sicherlich vorhanden. Wir werden aber alles daran setzen, die Zukunft der Schule zu sichern." Er kündigte Gespräche mit dem Kollegium und der Schulleitung an. Gahlen: "Ich habe vor, mit Schulleiterin Wenzel-Staudt auf einer fruchtbaren Ebene weiter zusammenzuarbeiten."Der frühere Internatsleiter, Pater Hans Ollertz, 80, bleibt hingegen von allen seelsorgerischen und pastoralen Aufgaben entbunden, dazu gehört auch die Leitung der Pfadfinder. Das bestätigte gestern die bischöfliche Pressestelle des Bistums Speyer auf Nachfrage unserer Zeitung. Zur Zeit der Amtsführung Ollertz' geschahen die Missbrauchsfälle im Internat. Meinung

Orden lässt keinen Zweifel

 Der externe Ermittler des Ordens, Franz Josef Feltes (links), mit dem Provinzial des Ordens, Pater Werner Gahlen, beim gestrigen Pressetermin. Foto: Thorsten Wolf

Der externe Ermittler des Ordens, Franz Josef Feltes (links), mit dem Provinzial des Ordens, Pater Werner Gahlen, beim gestrigen Pressetermin. Foto: Thorsten Wolf

Von SZ-RedakteurPeter Neuheisel Der Hiltruper Orden musste sich in den vergangenen Monaten viel Kritik wegen seines Umgangs mit dem Kindesmissbrauch im ehemaligen Homburger Internat anhören. Nach Jahrzehnten des Schweigens auf Opferseite hat sich in kurzer Zeit die geballte Ladung an Wut, Enttäuschung und Entsetzen über den Ordensleuten entladen, die ohne Zweifel bei der Aufklärung nicht immer glücklich agiert haben. Die Verantwortlichen aus Münster können mit ihrem Abschlussbericht die Wogen sicherlich nicht gänzlich glätten. Die ihnen vorliegenden Fälle haben sie aber sehr deutlich geschildert. An den Aussagen der Zeugen hegt der Orden keinerlei Zweifel, was als gutes Zeichen zu werten ist. Die künftige Entwicklung hängt nun auch davon ab, ob sich weitere Opfer melden beziehungsweise inwiefern - und ob überhaupt - sich der Bericht des Ombudsmannes der Diözese Speyer von dem Feltes-Bericht unterscheidet. Vielleicht sorgt ja die Podiumsdiskussion mit Bischof Ackermann in der kommenden Woche für weitere Erhellung. Alles, was bekannt wird, muss verfolgt werden, auch wenn das Strafrecht wegen Verjährung nicht mehr greift.

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