Stadtrat Zu viel Wasser in der „grünen Lunge“?

St. Ingbert · Inwieweit auch die Gustav-Clauss-Anlage in St. Ingbert beim Risikomanagement für Starkregenerreignisse eine Rolle spielen kann, wurde in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung und Umwelt diskutiert.

 Taugt der Stadtpark im Falle eines Starkregenereignisses als gezielte Überflutungsfläche? Dieser Frage ging der zuständige Ausschuss jetzt nach.

Taugt der Stadtpark im Falle eines Starkregenereignisses als gezielte Überflutungsfläche? Dieser Frage ging der zuständige Ausschuss jetzt nach.

Foto: Cornelia Jung

Angesichts der akuten Bedrohung der Innenstadt bei Starkregen fordert Adam Schmitt (Die Grünen), citynah Flächen auszuweisen, auf denen sich Wasser ausbreiten und zurückgehalten werden kann. Ziel ist die Schadensminimierung für Privatpersonen, aber auch Händler und Gewerbetreibende. Wie Schmitt zu seinem Vorschlag für den jüngsten Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt darlegte, seien die Möglichkeiten zur Risikovorsorge sehr begrenzt, da die meisten Bäche bis an deren Uferrand genutzt würden oder überbaut seien.

Daraus ergebe sich ein hohes Schadenspotenzial, das nur durch den Rückhalt und die „Umleitung“ von Wasser auf vorhandene Freiflächen begrenzt werden könne. Als solche hat das Stadtratsmitglied die Gustav-Clauss-Anlage ausgemacht, weshalb er die aktuelle Überplanung des Parks mit Verwunderung zur Kenntnis nehme. „Bei den Planungen zur Neugestaltung der Gustav-Clauss-Anlage hat der Schutz der Innenstadt keine Rolle gespielt oder die Stadtverwaltung hat das völlig ausgeblendet“, so Schmitt. „Wir sollten aber alles tun, um die Schäden zu minimieren“, meint der Beigeordnete. Gerade der Weiher oder das Feuchtbiotop böten aus seiner Sicht Potenzial als Wasserrückhaltebereiche. Angesichts des Klimawandels gehöre der Schutz vor Starkregen zu den zentralen Themen einer nachhaltigen Städteplanung in einer Biosphärenstadt. Deshalb forderte seine Fraktion die Stadt auf, diese Möglichkeit vor den Planungen zu prüfen, in diese einzubeziehen und den Stadtpark solange nicht zu „möblieren“, wie das Ergebnis aussteht.

Die zwei genannten Teilbereiche des Stadtparks kämen aus Sicht der Stadtverwaltung aber nur eingeschränkt als mögliche Rückhalteflächen in Frage. Das Biotop sei in Rücksprache mit dem Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz als zuständiger Fachbehörde unter Schutz gestellt und müsse in seiner jetzigen Form erhalten bleiben. Als zentrale Fläche im Park werde der Weiher als Ort der Erholung noch weiter ausgebaut. Diesen Wunsch hatten die Bürger auch bei deren Befragung im Rahmen des ISEK-Gutachtens geäußert. Oberbürgermeister Hans Wagner sagte im Ausschuss, dass man das Thema Starkregenvorsorge in der Stadtverwaltung regelmäßig diskutiere, sich der Stadtpark aber nicht als Überflutungsfläche eigne. Denn „die Wege wurden dort konsequent höher gelegt, um nachträglich nach einem Starkregen keine Schäden beseitigen zu müssen“. Dies widerspreche der dem Park von Schmitt zugedachte Funktion.

Eine Aussage Christian Lamberts brachte etwas mehr Licht ins Dunkel, der darüber informierte, dass diese Parkfläche bereits als Überflutungsfläche vorgesehen sei. Allerdings „widerspricht die Umgestaltung der Anlage diesem Ziel nicht, weil ich kein fluthemmendes Bauwerk errichte“, sagte der städtische Mitarbeiter. „Beim Risikomanagement sind wir am Ball. Da sind Förderquoten bis zu 90 Prozent möglich“, führte er weiter aus. Auch der Umbau an technischen Anlagen sei bis zu 70 Prozent förderfähig, allerdings nur, wenn eine Starkregenkarte vorliege. Und erst dann lasse sich auch die Frage, ob sich die Fläche des Stadtparks oder dessen Teilbereiche überhaupt als „Überschwemmungsgebiet“ eignen, beanworten.

Erste Angebote für deren Erstellung lägen vor und würden derzeit geprüft. Erst wenn das Ergebnisse in Kartenform vorliegt, könnten Berechnungen beginnen und „Planspiele“ gemacht werden. Andreas Gaa wunderte sich über den Antrag seines Stadtratskollegen Schmitt. Es sei den Bürgern nicht zu vermitteln, dass solche ein schöne Parkanlage als Überschwemmungsgebiet dienen solle. „Dass ausgerechnet die Gustav-Clauss-Anlage als Überschwemmungsfläche ausgewiesen werden soll, widerspricht jeder Logik. Wir wollen sie doch für den Bürger gestalten“, findet der FDP-Fraktionsvorsitzende.

OB Wagner gab zu bedenken, dass es keine absolute Sicherheit gebe und auch die Bürger angehalten seien, sich für Schadensereignisse zu wappnen. „Wir haben Vorsorge für übliche Ereignisse getroffen, aber in den letzten Jahren haben sie sich verschärft.“

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