Zeitzeugin berichtet vom Holocaust

Gersheim. Eine Geschichtsstunde der besonderen Art erlebten die Schülerinnen und Schüler des neunten Jahrgangs der Gesamtschule Gersheim

 Emmie Arbel (rechts) mit Alice Hoffmann. Foto: Gaby Dippel/Schule

Emmie Arbel (rechts) mit Alice Hoffmann. Foto: Gaby Dippel/Schule

Gersheim. Eine Geschichtsstunde der besonderen Art erlebten die Schülerinnen und Schüler des neunten Jahrgangs der Gesamtschule Gersheim. Auf Einladung der Landeszentrale für politische Bildung und in Kooperation mit der saarländischen Gesellschaft für Kulturpolitik sowie der Stiftung Erinnerung, Verantwortung, Zukunft war die heute in Israel lebende Emmie Arbel in die Gesamtschule gekommen. Als Zeitzeugin berichtete sie über ihre Erfahrungen aus dem Konzentrationslager, aber auch aus ihrem späteren Leben, das bis heute von diesen schrecklichen Erlebnissen geprägt ist.Begleitet wurde die 1938 in Den Haag geborene Emmie Arbel von der Kabarettistin und Schauspielerin Alice Hoffmann, die auch schon mehrmals Emmie Arbels älteren Bruder Menachem Kallus zu seinen Vorträgen in die Gesamtschule Gersheim begleitet hatte. Sie übersetzte die in holländischer Sprache vorgetragenen Erinnerungen und war als Moderatorin behilflich. Wie die Gesamtschule weiter mitteilt, wurde Emmie Arbel mit vier Jahren wie die Mehrzahl der jüdischen Bevölkerung Hollands ins Übergangslager Westerbork gebracht und verbrachte anschließend mehr als zwei Jahre im KZ Ravensbrück. Beeindruckend schilderte sie ihre erschütternden Erlebnisse, den Transport im Viehwagen, die Lebensbedingungen, das miserable Essen, die manchmal stundenlangen Appelle, die Erniedrigungen, Tod und Leid - alles, was für sie das "normale Leben" war. Ein anderes hatte sie vorher nie bewusst kennengelernt.

Gegen Kriegsende wurde sie in das wegen seiner katastrophalen hygienischen Zustände berüchtigte KZ Bergen-Belsen verlegt, wo ihre Mutter starb. Befreit von englischen Truppen wanderte sie über Holland 1948 nach Israel aus, wo sie zunächst in einem Kibbuz die Schule besuchte und die ersten Schritte ins wahre Leben machen konnte. Wegen massiver Probleme mit bestimmten Situationen verließ sie den Kibbuz und lebte vorübergehend auch in Amerika. Überall holte sie aber das Trauma Konzentrationslager ein, so dass sie auch weiterhin schwere Zeiten zu durchleben hatte. "Betroffen hörten die Schüler den Ausführungen der KZ-Überlebenden zu und stellten anschließend viele Fragen, die auch zeigten, dass man das Unvorstellbare kaum begreifen kann. Emmie Arbel setzt die Aufklärungsarbeit ihres inzwischen schwer erkrankten Bruders Menachem Kallus fort. Ihre Berichte sollen den Jugendlichen zeigen, dass man nicht schweigen darf, damit sich Ähnliches nicht nochmals wiederholt. "Diese besondere Geschichtsstunde mit einer Zeitzeugin wird dieses Ziel nicht verfehlen", so die Schule. red

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort