Lesung Zeitreise in eine grausame Epoche

St. Ingbert · Die Autorin Anne C. Verhoove las vor St. Ingberter Schülern aus ihrem historischen Roman.

 Anne C. Voorhoeve las in der Stadtbücherei St. Ingbert.

Anne C. Voorhoeve las in der Stadtbücherei St. Ingbert.

Foto: Jürgen Bost

„Die schlechte Nachricht gleich vorweg: Ich schreibe nur historische Romane.“ Mit dieser Ansage konnte Anne C. Voorhoeve allerdings die 45 Schüler aus den Klassen 11 a der Fachoberschule für Soziales und der Handelsschule am Berufsbildungszentrum St. Ingbert nicht schrecken, die in Begleitung ihrer Lehrer Joachim Frenzel-Paal und Alexander Gress sowie Schulleiterin Mechthild Falk zu einer spannenden Lesematinee in die Stadtbücherei St. Ingbert gekommen waren.

Bibliotheksleiterin Karin Mosta-
shiri und Jürgen Bost vom St. Ingberter Literaturforum waren sehr angetan vom Besuch der mit vielen Preisen und Auszeichnungen bedachten Schriftstellerin und Drehbuchautorin aus Berlin, die durch Vermittlung des Friedrich-Boedecker-Kreises auf ihrer Lesereise ins Saarland gekommen war. In der Kinder- und Jugendliteratur führt der historische Roman in der Tat ein Nischendasein. Dabei lässt sich Geschichte oft erst durch das Schicksal Einzelner verstehbar machen. Anne C. Voorhoeve hat sich inzwischen ganz dieser schwierigen Gattung verschrieben und präsentierte ihren Erfolgstitel „Einundzwanzigster Juli“ – basierend auf den realen Fakten des Hitler-Attentats.

Darin wird die Erzählerin, Mitglied der Hitlerjugend, zum ersten Mal mit Kritik am Führer und dem Attentat konfrontiert. Ihre Tante, Pilotin unter Hitler, war offenbar persönlich an dem Anschlag beteiligt. Für das System arbeiten und gleichzeitig dagegen kämpfen, geht das? Gibt es so etwas wie „richtigen Verrat“? - das sind die Fragen, die das Mädchen beschäftigen. Für das Buch „Einundzwanzigster Juli“ hat Voorhoeve ein halbes Jahr recherchiert und danach gut ein komplettes Kalenderjahr geschrieben.

Sehr überzeugend schilderte die Autorin die Beweggründe, warum sie diesen Roman geschrieben hat. Sie möchte mit ihrer Literatur junge Menschen ansprechen, ihnen die deutsche Geschichte mit einem spannenden Erzähltext und nicht mittels eines Geschichtsbuchs nahebringen. Voorhoeve referierte bei ihrem Auftritt in St. Ingbert kenntnisreich und engagiert die geschichtlichen und persönlichen Zusammenhänge. Bei den Vorbereitungen zu ihrem Buch hatte sie Otto Philipp Graf Stauffenberg, ein Neffe des Hitler-Attentäters, unterstützt.

Zentrales Thema ihres Werks ist vor allem der „Epilog“ des 20. Juli 1944, nämlich die Rache des Hitler-Regimes nicht nur an Hunderten Beteiligten und Mitwissern, sondern auch an deren Familien, die alle - vom zehn Tage alten Baby bis zum 84-jährigen Greis - in Sippenhaft genommen wurden. Den Menschen im Umkreis des Widerstands wurde förmlich der Boden unter den Füßen weggesprengt. Insgesamt waren 200 Hinrichtungen und 7000 Verhaftungen zu verzeichnen. Aufmerksam und betroffen folgte das junge Publikum den Textvorträgen und Kommentaren der Autorin, die ihnen Geschichtsunterricht aus erster Hand bot und gleichzeitig Neugier auf ihre weiteren Veröffentlichungen weckte.

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