Kolumne Zeit ist und bleibt Zeit

Nicht nur, wer 40 Minuten täglich mit der Suche nach einem Parkplatz verbringt, weiß: Zeit ist nicht immer nur Geld, sondern viel mehr.

Zeit ist Geld, sagt der Volksmund. Und der irrt ja bekanntlich selten. Da steht das alte Stadtbad nun schon so viele Jahre unberührt, dass einen das Gefühl nicht loslässt, die Zeit steht still – allerdings nur das Bad selbst, das die Luft anzuhalten scheint. Für den Investor aber, das wissen die St. Ingberter Bauherren, kostet eben jede Verzögerung, jedes Gutachten, auch mehr Geld.

Drumherum aber drehen sich die kleinen Rädchen der Zeit unbeirrt wie ein Metronom weiter: tick tack, tick tack. Immer im Takt. Lediglich die Uhren im Turm der St. Ingberter Konradskirche. Sie laufen schon lange nicht mehr synchron. Eine Uhr zeigt auf neun, die andere auf halb zwei. Da bekommt man ein echtes Gefühl für subjektives Zeitempfinden. Fast ein Jahr Planung für die Sanierung des Turms und die Reparatur der Uhr. Und nun. Stillstand. Das Baugerüst wegen der Falken abgebaut. Auf Zeit. Nicht vorhersehbar und kostspielig.

Geht es an den eigenen Kalender, ist die Zeit vielleicht weniger kostspielig, dafür aber – subjektiv – umso teurer. Dann ist sie tatsächlich Freizeit. Für die Familie, für Freunde, Hobbys oder Sport. Unbezahlbar also die vierzig Minuten, die der Durchschnittsbürger mit der Suche nach einem Parkplatz täglich verplempern soll, wie diesen Monat in meinem Lieblingsmagazin zu lesen war. Gefühlt sind das zwei Stunden.

Ähnlich lange muss es den Feuerwehrleuten und Rettungssanitätern vorkommen, die zwei Minuten warten müssen, bis der Fahrer aus der Bäckerei, das Brötchen in der Tasche und die Straße wieder frei ist. Wertvolle Zeit. Dass wir in St. Ingbert am Ende des Tages sicher keine 40 Minuten auf der Suche nach einem Parkplatz waren, ob beim Bäcker, vor der Kirche oder dem Schwimmbad – geschenkt. Es zeigt: Zeit ist nicht Geld, Zeit ist Zeit!

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