Ein Jubiläum Ein runder Geburtstag am Uniklinikum

Homburg. · Seit 60 Jahren sorgt die kleine zahnmedizinische Fakultät in Homburg für den Zahnarzt-Nachwuchs im Saarland. Das wird am 18. Oktober gefeiert.

 Sehr viele Zahnärzte im Saarland sind Absolventen der kleinen Fakultät in Homburg.

Sehr viele Zahnärzte im Saarland sind Absolventen der kleinen Fakultät in Homburg.

Foto: dpa/Markus Scholz

Es war im Jahr 1960, als in Homburg die zahnmedizinische Fakultät gegründet wurde. Im Vergleich zur allgemeinen medizinischen Fakultät kam diese Einrichtung also erst 13 Jahre später.

Damals wuchs die Bevölkerung des Saarlandes rapide, und das Land brauchte Zahnärzte, die „von auswärts“ nicht in ausreichender Zahl zu bekommen waren. Bis heute ist es noch so, dass die kleine zahnmedizinische Fakultät in Homburg hauptsächlich für den eigenen Bedarf ausbildet. Kurzum: die meisten Zahnärzte im Saarland kommen aus dem Homburger Uni-Klinikum. Von den jährlich 25 Studienanfängern stammen erfahrungsgemäß zwei Drittel aus dem Saarland. Oft wollen sie die elterliche Praxis übernehmen oder haben feste Pläne, in eine eingeführte Praxis einzusteigen.

Allerdings konnten wir bei unserer Recherche kaum geneigte Zahnärzte oder -ärztinnen finden, die sich über ihr Studium in Homburg äußern wollten. Fragen wie: „Wollen Sie das wirklich wissen?“ oder „Ich äußere mich dazu nicht“, waren die üblichen Antworten. Das war vor zehn Jahren, als die zahnmedizinische Fakultät ihren 50. Geburtstag feierte, noch anders, da lobten viele Ehemalige die nette Atmosphäre und das gute Verhältnis zwischen Professoren und Studenten in der kleinsten zahnmedizinischen Fakultät in Deutschland.

Der Grund, dass sich die Begeisterung über die Ausbildung in Homburg bei jüngeren Zahnärzten arg in Grenzen hielt, dürfte an der saarländischen Politik liegen, die der kleinen Fakultät immer wieder mal den Hahn zudrehen wollte, was sich dann jedes Mal auf die Stimmung innerhalb der Studentenschaft niederschlug. Sind wir nächstes Jahr noch hier oder gibt es uns nicht mehr? Eine Frage, die man während des Semesters nicht gerne stellt.

Alle vier Professoren-Stellen, die man für die Zahnheilkunde und ein damit verbundenes ordnungsgemäßes Studium braucht – Kieferorthopädie, Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Prothetik und Zahnerhaltung – sind derzeit besetzt und stehen nicht zur Disposition.

Das war aber nicht immer so, denn wenn einer oder mehrere Zahnmedizin-Professoren von Homburg an eine andere Universität wechselten, kam es in den Saarbrücker Ministerien sofort zu Spar-Reflexen: Jetzt könne man die Fakultät doch ganz schnell schließen, ohne dass es groß auffiele. Was aber nie gelang, denn es ist zur saarländischen Politik inzwischen durchgedrungen, dass ein Haus der Maximalversorgung wie das Uniklinikum gar nicht ohne Zahnmedizin auskommen kann.

Denn alle Notfälle, die den Bereich der Kiefer-, Mund-, und Gesichtschirurgie betreffen, müssen gemäß den Richtlinien von entsprechenden Fachleuten betreut werden. Kurzum: Ein Universitätsklinikum ohne Zahnmedizin ist keines. Allerdings muss man zur Ehrenrettung der Politik auch sagen, dass es seit über zehn Jahren keine Vorstöße mehr in Richtung Auflösung gegeben hat. Offensichtlich kann man die 25 Anfänger pro Jahr verkraften und auch entsprechend mit Lehrmitteln ausstatten, denn ein Studium der Zahnmedizin ist sehr teuer – übrigens auch für die Studenten selbst, die so einiges an eigener Ausstattung beisteuern müssen.

Und nun soll am 18. Oktober zwischen 14 und 18 Uhr im Großen Hörsaal der Anatomie der 60. Geburtstag der Zahnmedizin mit einer Feier begangen werden.

Im Rahmen des Festaktes werden auf die Grußworte der Festvortrag „60 Jahre universitäre Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde in Homburg“ von Professor Matthias Hannig, Direktor der Klinik für Zahnerhaltung, Parodontologie und Präventive Zahnheilkunde, folgen. Anschließend wird Professor Kolja Freier, Direktor der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, seine Antrittsvorlesung „Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie heute – im Spannungsfeld von Funktion und Ästhetik“ halten.

 Vor 20 Jahren gingen die „Zahnis“ auf die Straße, um für den Erhalt der Zahnmedizin zu demonstrieren. Die Studentin mit der Zahnbürste, Dr. Meike Bartylla, hat in Hamburg eine Kieferorthopädische Praxis, Dr. Andrea Mudrack (rechts mit langen Haaren) hat sich in Saarbrücken niedergelassen.

Vor 20 Jahren gingen die „Zahnis“ auf die Straße, um für den Erhalt der Zahnmedizin zu demonstrieren. Die Studentin mit der Zahnbürste, Dr. Meike Bartylla, hat in Hamburg eine Kieferorthopädische Praxis, Dr. Andrea Mudrack (rechts mit langen Haaren) hat sich in Saarbrücken niedergelassen.

Foto: simmet,heinrich

Der Ärztliche Direktor, Professor Wolfgang Reith, ist jederzeit bereit, auch in Zukunft für die Zahnmedizin in Homburg zu kämpfen. Die Fakultät sei im bundesweiten Vergleich zwar sehr klein, „aber unsere Zahnmedizin bietet Lehre, Forschung und Krankenversorgung auf höchstem universitärem Niveau. Neben der wichtigen Ausbildung von Zahnärzten ist es die international beachtete Forschungsarbeit, die den Standort auszeichnet. Neue Erkenntnisse fließen direkt in die Versorgung der Patienten ein“, so Reith. Dass die flächendeckende zahnärztliche Versorgung im Saarland seit Jahrzehnten auf hohem Niveau erfolgt, ist vor allem ein Verdienst der kleinen Fakultät in Homburg. Ohne sie würden die Saarländer weniger gut aussehen. Dies darf man alle zehn Jahre ruhig mal feiern.

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