Wohltuender und meditativer Klanggenuss

Oberwürzbach. Mit dem diesjährigen Konzertprogramm überspannte der Kirchenchor Oberwürzbach mit den dargebotenen Gesangsstücken fünf Jahrhunderte an kirchenmusikalischem Schaffen. Unter der Leitung von Jürgen Meyer präsentierte sich der Kirchenchor diesmal a cappella, ohne Orchesterbegleitung. Bei verschiedenen Stücken begleitete Sebastian Müller den Chor nur mit einem Orgelpositiv

Oberwürzbach. Mit dem diesjährigen Konzertprogramm überspannte der Kirchenchor Oberwürzbach mit den dargebotenen Gesangsstücken fünf Jahrhunderte an kirchenmusikalischem Schaffen. Unter der Leitung von Jürgen Meyer präsentierte sich der Kirchenchor diesmal a cappella, ohne Orchesterbegleitung. Bei verschiedenen Stücken begleitete Sebastian Müller den Chor nur mit einem Orgelpositiv. Als besondere Klangfarbe war eine Laute zu hören, gespielt von dem aus Japan stammenden Barock-Lautenisten Nao Sogabe, der virtuos sein Instrument solistisch mit "Le Dodo" vorstellte und auch sehr einfühlsam die Sopranistin Bernadette Meyer begleitete. Die Reduzierung auf die musikalische Unterstützung des Chores durch Orgelbegleitung erzielte einen wohltuenden und meditativen Klanggenuss an diesem letzten Oktobersonntag. Die Zuhörer konnten sich einlassen auf das Vorbeiziehen der Zeit, dargestellt in der Musik aus fünf Jahrhunderten unserer Kulturgeschichte. Gesang, Orgelklänge, die zarte und dennoch volle Klangfarbe der Laute bildeten zusammen mit den Stimmen des Chores und vor allem dem volltönenden Sopran von Solistin Bernadette Meyer einen Klangraum, der seine Ergänzung fand in den von der späten Herbstsonne durchleuchteten bunten Kirchenfenstern von Oberwürzbach. Am Konzertanfang stand die "Missa secunda" von Hans Leo Hassler. Die zweite Station der Reise durch die Zeit der Kirchenmusik bildete "O Crux Ave" von Giovanni Pierluigi da Palestrina. Mit dem italienischen Komponisten Claudio Monteverdi wird die Wende von der Musik der Renaissance zum Barock markiert. Bernadette Meyer interpretierte mit ihrer sehr ausdrucksstarken Sopranstimme das "Lamento d'Arianna", das einzig vollständig erhaltene Lied aus der Oper L'Arianna". Mit "Lasciate mi morire - lass mich sterben!" beginnt das eindrucksvolle Lamento. Die Klänge der Laute, gespielt vom Japaner Nao Sogabe, ließen die griechische Sagenwelt vor dem geistigen Auge der Zuhörer aufleben. Mit den beiden titel- und inhaltsgleichen "Christus factus est" begegnen sich zwei Zeitalter: Renaissance und Romantik. Chorleiter Jürgen Meyer verstand es, mit seinen Sängern des Kirchenchores die Feinheiten herauszuarbeiten und so reizvolle musikalische Kontraste aufzuzeigen. Der Komponist Franz Liszt hatte selbst zu Lebzeiten eine ganz enge Bindung an die Kirche. Die Konzertprogrammpunkte "Ave maris stella" und "O salutaris hostia" spiegelten diese Verbindung wider. Höchste Verehrung wird ebenfalls mit der Liszt-Komposition "O salutaris hostia - o heilbringende Opfergabe" ausgedrückt, vom Chor mit viel Klangvolumen interpretiert. Einen Haltepunkt im Konzertprogramm bilden nach den beiden Liszt-Kompositionen die Lieder vom Engländer John Dowland. Nao Sogabe, Barock-Laute und Bernadette Meyer, Sopran, stellten Dowland-Lieder vor aus der Zeit um 1650. "Du bist's, dem Ruhm und Ehre gebühret" klang nach dem Lautenspiel wie eine Hymne. Lobend und feierlich stellt der Chor das bekannte Werk von Joseph Haydn dar. Wieder mit Orgelbegleitung stellte er das von Josef Gabriel Rheinberger komponierte "Ave Regina caelorum" vor, ein mit viel Gefühl interpretiertes Lied der klassisch-romantischen Epoche. Großen Klang erfüllte die "Evening Hymn" des Komponisten Henry Balfour Gardiner. An einen festlichen Opernchor erinnernd, sang der Kirchenchor Oberwürzbach dieses romantisch-üppige Werk. Das "Te Deum" von John Rutter, einem zeitgenössischen englischen Komponisten bildete den Abschluss des Konzertes. red

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