Kolumne für St. Ingbert Diese Fake-News sind einfach nur ärgerlich!

Es gehört welt- und bundesweit schon zum schlechten Ton, unbequeme Nachrichten als falsch oder absichtlich gefälscht zu disqualifizieren. Dieser Trend hat inzwischen leider auch die regionale und lokale Berichterstattung erreicht.

 Carlo Schmude

Carlo Schmude

Foto: SZ/Robby Lorenz

Fluch und Segen sozialer Netzwerke wie Facebook, WhatsApp oder Twitter sind weltweit nicht erst seit des US-amerikanischen Präsidenten Donald Trumps Hang zu Kurz-Verlautbarungen viel diskutiert. Dabei gab es das schon immer. Es hieß nur Kneipen-, Dorf- oder Stadtgespräch. Und dieses „Haschde schon geheert...“ war bisweilen noch unseriöser und gefährlicher als die modernen Posts oder Tweets. Während hier nämlich oft spätestens nach dem zweiten Gespräch die ursprüngliche Quelle in der Anonymität verloren ging, ist sie in den sozialen Netzwerken noch recht oft zu identifizieren. An Seriösität gewonnen hat das Geposte und Gezwitschere damit überraschenderweise nicht. Irgendwo Gehörtes und Gelesenes mischen sich munter mit der eigenen Sicht der Welt.

Da war zum Beispiel vor einigen Tagen dieser Vorfall mit dem Mann, der in Hassel, offenbar unter Drogeneinfluss, randalierte. Eine für Profi-Nachrichtenhändler immer noch sehr seriöse Quelle, die Polizei, meldete, niemand sei verletzt worden. Das müsse man nicht glauben, der Bericht in unserer Zeitung sei schlecht recherchiert, meinte dagegen ein Hasseler Bürger. Es habe drei Verletzte gegeben, und ein Messer sei im Spiel gewesen. Die Polizei blieb bei ihrer Darstellung. Erst gezielte Nachfragen brachten zu Tage: Das mit dem Messer hatte der Mann nicht selbst gesehen, nur gehört.

Dass die eigene Sicht der Dinge die einzig wahre sein muss, könnte ein weiterer Vorfall belegen: Am vergangenen Samstagabend musste ein Heißluftballon in Blieskastel mitten auf einer Straße landen, beschädigte dabei zum Glück nur einige Äste umstehender Bäume. Zahlreiche Anwohner beobachteten das Ereignis, einer fotografierte es und informierte unsere Zeitung. Die berichtete, auch in diesem Fall nach Rücksprache mit der Polizei, von der „Notlandung“ abseits des geplanten Ziels. Und zog sich damit den geballten Zorn offenbar von Ballonfahr-Experten zu. Der Autor wurde via Facebook als „Praktikant“ und „Provinzjournalist“ beschimpft, von Geschäftsschädigung mal ganz abgesehen. So etwas sei keine Notlandung, das käme immer mal wieder vor, sei eigentlich normal.

Wir „Provinzjournalisten“, die bei unserer Ausbildung den Kursus „Ballonfahren“ wegen Krankheit leider verpasst hatten, haben also wieder etwas dazugelernt. Wenn wir in Zukunft durch Blieskastel fahren, werden wir nicht mehr nur den übrigen Straßenverkehr im Auge haben, sondern auch den Himmel über uns. Und die Blieskasteler werden in Zukunft beim Grillen im Garten immer ein paar Gläser mehr auf den Tisch stellen. Es könnten Überraschungsgäste von oben hinzukommen. Diese Fake-News sind wirklich einfach nur ärgerlich!

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