Wochenkolumne für St. Ingbert Von Kühen und Goldhasen

Lachende Kühe und klewwerische Gutzja

Haben Sie schon mal eine lachende Kuh gesehen? Eine, die auf der Weide steht und die Zähne bleckt? Ich auch nicht. Die, die es kann, sitzt im Kühlschrank. Viele Produkte kommen und verschwinden wieder, doch „La vache qui rit“ überdauert Generationen. Ich habe im weltweiten Netz nachgeschaut, und wie es der Zufall will, gibt es den Brotaufstrich nun seit genau 100 Jahren. Ich halte gerade so ein Käse-Eckchen in der Hand und denke darüber nach, dass ich noch nie ein verschimmeltes Exemplar gesehen habe. Nicht mal eines, das in der hintersten Ecke monatelang im Kühlschrank überlebte. Keine Veränderung, kein Verblassen. So eine Art altägyptische Grabbeilage, die nach 4000 Jahren von Archäologen gefunden wird und sich in strahlender Frische dem Finder präsentiert. Man sollte nicht weiter darüber nachdenken.

Und wenn wir schon mal bei Nähr- und Nahrungsmitteln sind: Es war diese Woche eine Wohltat, aus dem Fenster in der St. Ingberter Fußgängerzone zu schauen und die vielen Freunde der Eisdielen wahrzunehmen. Die kühlen Süßigkeiten in vielfacher Ausprägung – ein sehr zivilisierter Ansturm darauf war zu beobachten.

Warten vor der Tür mit reichlich Abstand – das gelingt offenbar fast immer. Gut so, wenn es läuft. Wenn’s dem „Eismännje“ heiß wird beim Schaffen. Leider hört man kaum mehr eines der Herren in ihren Wagen bimmeln, in früheren Jahrzehnten haben sie sich in wahren Kolonnen gezeigt.

Was neben dem Eisverkauf gerade auch verstärkt läuft, ist die Fernseh-Werbung zum höchsten Christenfest. Herzallerliebst ist das anzuschauen. Nachfolgend mein Lieblingsspot: Der kleine Junge, wohl frisiert und schnieke gekleidet, kriegt einen Goldhasen geschenkt. Das Kind kann es kaum fassen, strahlt mit den Scheinwerfern des Aufnahmeteams um die Wette. Papi und Mami sind ebenfalls aus dem Häuschen des Glücks, weil eben ihr wohlgeratener Nachwuchs so wahnsinnig froh ist. Oh, heile Welt, Du hast mich wieder!

Da fällt mir soeben meine Mutter wieder ein. Sie erzählt noch heute, dass ich jedem Mann „für e klewwerisch Gutzje“ gefolgt wäre; also mit einem klebrigen Bonbon als Lockmittel hätte leicht entführt werden können. Beim Anblick eines Goldhasen wäre ich wohl kreischend um die Lampe geflogen.

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