Kolumne für St. Ingbert Wenn Neid Anerkennung frisst

Zwei Nachrichten haben zuletzt viele Menschen in St. Ingbert froh gemacht. Und doch gab es zumindest in einem Fall dafür nicht nur Beifall.

 Carlo Schmude

Carlo Schmude

Foto: SZ/Robby Lorenz

Erfreuliche Antworten haben viele Gewerbetreibende und Händler in der St. Ingberter Innenstadt unserer Reporterin ins Blöckchen diktiert. Tenor: Sicher war die Zeit des Lockdown wegen der Corona-Pandemie hart und verlustreich. Aber seit den schrittweisen Lockerungen wendet sich alles wieder zum Guten. Die Gründe sind nachvollziehbar. Da ist zum einen die kleinstädtische Handels-Struktur der Mittelstadt: keine vollen Riesen-Kaufhäuser, persönliche Beratung und ein abwechslungsreicher Mix von Geschäften und Gastronomie. Gemütliches Shoppen eben. Da ist zum anderen die Alternative: Wer in den vergangenen Wochen einmal den Weg in die großen Einkaufstempel der nahen Landeshauptstadt gewagt hat, wird erlebt haben, dass es auch anders zugehen kann: Teures Parken auf Deck 5, am unvermeidlichen Aufzug Schilder, dass nur zwei Personen auf einmal mitfahren sollten, auf Deck 3 schon die Flucht nach draußen, weil sich inzwischen acht Personen in den engen Transporter gezwängt haben. Auf den Einkaufs-Etagen löst sich das Gedränge zum Glück weitgehend auf. Das trifft aber auch auf die Mitarbeiter(innen) des Kaufhauses zu. Die halten ganz schön viel Abstand zueinander. Da wird die Sache mit der Beratung eher schwierig.

Eine weitere gute Nachricht war, dass der „Cispa Innovation Campus“ auf dem Gelände der Alten Schmelz angesiedelt werden soll. Endgültig entschieden ist das noch nicht, aber vieles deutet darauf hin. Während sich alle in St. Ingbert an diesem Erfolg Beteiligten mit Recht auf die Schultern klopfen können, sind aus der nicht zum Zuge kommenden Landeshauptstadt fast neidische Stimmen laut geworden. Die einen werfen ihrem gerade erst ins Amt gekommenen Oberbürgermeister vor, sich nicht genug bemüht zu haben. Das mag zum üblichen kommunalpolitischen Ton gehören. Andere argumentieren aber richtig atemberaubend. Die Entscheidung für St. Ingbert sei das Ergebnis von parteipolitischem Geklüngel. So, als wäre es völlig unnatürlich, dass eine Investitionsentscheidung in diesem Land nicht zu Gunsten von Saarbrücken fällt. Noch abenteuerlicher ist aber das Argument, der Innovationscampus müsse in unmittelbare Nähe zur Uni. Da bleibt dann nur noch der Verweis auf Landkarten oder elektronische Navigationshilfen. Dort sieht man, wo das Stuhlsatzenhaus (Sitz des Cispa) und wo die Alte Schmelz liegt.

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