Wochenkolumne für St. Ingbert Waldbaden in einem Konfliktgebiet

Die VHS St. Ingbert bietet derzeit „Waldbaden“ zur Entspannung an. Buchen umarmen ist allemal besser als mit anderen Erholung Suchenden zu streiten.

Wochenkolumne aus St. Ingbert: Welche Konflike im Wald lauern
Foto: Robby Lorenz

Der Wald ist gerade in diesen Pandemie-Zeiten ein Sehnsuchts-Ort für Menschen, die Ruhe und Erholung suchen. Dennoch kommt mancher gestresster und entnervter aus dem Wald zurück, als er hineingegangen ist. Zu viele suchen auf zu viele verschiedene Arten dort Entspannung und kommen sich dabei nicht selten in die Quere.

Erinnern wir uns an den Mountainbiker, der unlängst auf der St. Ingberter Strecke „Die Pur“ in ein getarntes Loch gefahren und gestürzt ist. Am Ende war es ein Dummer-Jungen-Streich. Zunächst vermuteten aber viele, der „Anschlag“ sei das Ergebnis eines der vielen Konflikte zwischen Fußgängern und den oft „rasenden Bikern“ gewesen.

Den Bikern wie den fußläufigen Waldbenutzern sind wiederum Menschen mit frei laufenden Hunden ein Dorn im Auge. In einem eigentlich idyllischen Mandelbachtaler Waldstück soll laut „Wald-Funk“ unlängst ein Radler, der stets seinen kleinen Hund an der Leine mit sich führte, in einen heftigen Konflikt mit einem von drei frei laufenden Hunden einer Frau geraten sein. Ergebnis: Hund in der Tierklinik, Herrchen ebenfalls im Krankenhaus, beide mit Bisswunden. Im selben Wald konnte man nur wenige Tage später zwei Frauen begegnen, die nach Ansprache nur zögerlich bereit waren, ihre fünf (!) keineswegs sonderlich disziplinierten Hunde wenigstens für kurze Zeit in Zaum zu nehmen.

Eine weitere Konfliktgruppe sitzt manchmal auf einem hohen Ross. Im selben Waldstück findet man gerade auf den Wegen, auf denen Schilder das Reiten verbieten, besonders viel Pferdemist. Auf diese Verbote angesprochen antwortete unlängst ein dagegen verstoßender Pferdefreund lächelnd: „Ach was. Diese Schilder gelten doch nicht mehr!“ Frechheit siegt eben manchmal doch, wie die Recherche zur Rechtslage später ergab.

Angesichts abnehmender Bereitschaft zur Rücksichtnahme stehen die Verantwortlichen für den Wald, die Forstleute, relativ machtlos inmitten der vielen Konfliktherde. Ihre Appelle, auch zum Schutz von Flora und Fauna, verhallen meist ungehört. Selbst quer auf Wegen oder Pfaden liegen gelassene Bäume und Gestrüpp, die den Strom unterschiedlicher Interessen im Wald in geordnete Bahnen lenken sollen, helfen nur kurze Zeit. Die Karawane der Ruhe und Erholung Suchenden bahnt sich ihren Weg einfach drumherum.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort