Wo Business-Männer schlafen

St Ingbert · Würde man in die Hotelschränke von St. Ingbert schauen, würde man dort viele Krawatten und Hemden finden. Die Stadt sähe dort aber gerne noch mehr Konzerttickets, Radlerhosen und Wanderschuhe.

 Aus der Nähe von London in die Lobby nach St. Ingbert: Geschäftsmänner von Alfa Chemicals beim Gedankenaustausch im Alfa-Hotel in St. Ingbert. Der Name ist nur Zufall. Foto: Patricia Müller

Aus der Nähe von London in die Lobby nach St. Ingbert: Geschäftsmänner von Alfa Chemicals beim Gedankenaustausch im Alfa-Hotel in St. Ingbert. Der Name ist nur Zufall. Foto: Patricia Müller

Foto: Patricia Müller

Gäste aus aller Welt mieten sich in die Ferienwohnungen der "Alten Villa" in St. Ingbert ein. Aus Mexiko, Chile, Weißrussland kommen sie. Inhaberin Annerose Fichtner kommt so manche spannende Geschichte zu Ohren, erzählt sie. In ihrem Haus übernachten sowohl Touristen , die die Stadt erkunden, Verwandtschaftsbesucher, als auch Geschäftsreisende. Und von denen gar nicht mal so wenige. Die blieben dann auch mal 14 Tage oder drei Wochen. "Ich weiß auch, dass Monteure zum Beispiel in anderen Ferienwohnungen unterkommen", sagt Fichtner.

Derzeit sind es vorwiegend Geschäftsreisende, die St. Ingbert besuchen, berichtet die Stadt. Die klassischen Touristen , die an Kultur, Landschaft und Erlebnis interessiert sind, seien noch eine kleine Minderheit. Doch das soll sich ändern. Die Stadt will die Infrastruktur, die St. Ingbert für Naturtouristen bietet, in den Vordergrund rücken - den Waldanteil, die Zugehörigkeit zur Biosphäre, aber auch das Kulturangebot. Dazu erstellt die Wirtschaftsförderung der Stadt derzeit ein neues Tourismuskonzept.

Das Alfa-Hotel in St. Ingbert wirbt mit der Umgebung in einer erholsamen Waldlandschaft, aber auch mit Tagungsräumen. Wer hier hauptsächlich übernachtet? Auch hier seien es Geschäftsreisende. Dort bleiben sie allerdings nur ein bis zwei Nächte. Natürlich fragen die Mitarbeiter von Geschäftsführerin Sandra Becker Gäste nicht beim Einchecken, aus welchen Grund sie hier sind. Einschätzen könne man dies aber schon, etwa an Firmenanschriften auf dem Rechnungskopf oder Gesprächen an der Rezeption. Am Wochenende trudelten dann privat Reisende ein, die Hochzeiten, Kommunionen oder Veranstaltungen besuchen.

In den vergangenen zehn Jahren sind die Übernachtungszahlen in den 13 Hotels und Pensionen St. Ingberts tendenziell gestiegen, berichtet die Stadt. 2004 waren es 47 570 Übernachtungen, 2014 dann 51 633. Die Ankunftszahlen haben sich allerdings verringert. Daraus interpretiert die Stadt, dass die Touristen im Schnitt also länger bleiben.

Damit diese Menschen aber womöglich noch länger bleiben, öfter kommen und das Reiseziel St. Ingbert weiterempfehlen, braucht St. Ingbert das Wissen um seine prägnanten Merkmale, die nun mit einer Umfrage in Erfahrung gebracht werden sollen. Deshalb werden Studenten der Hochschule Heilbronn , die dort am Institut für angewandte Marktforschung mit dem St. Ingberter Tourismuskonzept zu tun haben, auf der Tourismusbörse am Wochenende Besucher befragen. "Sie kennen ihre Stadt wie kein anderer", teilt die Stadt mit. "Deshalb sollen sich die St. Ingberter selbst einmischen, sagen, wo sie die Stärken und Schwächen ihrer Stadt sehen, was sie gerne wo nach außen dargestellt sehen würden." Im Mai werden die ersten Ergebnisse der Studie in einem Workshop vorgestellt, so die Stadt. Alle St. Ingberter seien eingeladen, mitzudiskutieren, um das St. Ingberter Tourismusprofil zu schärfen. Aus allen erhobenen Informationen entstehe dann ein Strategiepapier, das definiert, wie St. Ingbert sich künftig touristisch darstellen wird. Ein weiterer Workshop wird dann die konkreten Maßnahmen und Projekte festklopfen.

Wer am touristischen Konzept mitarbeiten möchte, kann sich an die Wirtschaftsförderung im Rathaus wenden. Tel. (0 68 94) 137 30, E-Mail: mfritsch@st-ingbert.de.

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