"Wir wollen keinen Steinbruch"

Rubenheim/Wolfersheim. Der Ortsvorsteher von Wolfersheim, Stephan Schepp-Weyrich (SPD), sieht Ungemach auf seinen Ort zukommen. Nach seinen Worten bewegt sich der Rubenheimer Steinbruch, der seit 2009 von der Firma Naturprodukte Rubenheim (Napru) betrieben wird, auf dem Höhenzug Hanickel in großen Schritten auf die Wolfersheimer Banngrenze zu

 Ein Bagger bahnte am vergangenen Donnerstag einen Weg für die Transportfahrzeuge zu einem Kalkstein-Abbaufeld in Rubenheim. Die Firma Napru plant aktuell eine Ausweitung der Abbauaktivitäten im Bereich Hanickel. Foto: Joachim Schickert

Ein Bagger bahnte am vergangenen Donnerstag einen Weg für die Transportfahrzeuge zu einem Kalkstein-Abbaufeld in Rubenheim. Die Firma Napru plant aktuell eine Ausweitung der Abbauaktivitäten im Bereich Hanickel. Foto: Joachim Schickert

Rubenheim/Wolfersheim. Der Ortsvorsteher von Wolfersheim, Stephan Schepp-Weyrich (SPD), sieht Ungemach auf seinen Ort zukommen. Nach seinen Worten bewegt sich der Rubenheimer Steinbruch, der seit 2009 von der Firma Naturprodukte Rubenheim (Napru) betrieben wird, auf dem Höhenzug Hanickel in großen Schritten auf die Wolfersheimer Banngrenze zu. "Daher herrscht dort oben, inmitten des sensiblen Naturschutzgebietes Saar-Bliesgau auf der Lohe, ein reges Treiben." Lkw und Bagger beherrschten das Erscheinungsbild. "Die Bagger graben sich 20 bis 30 Meter tief in die Erde, und die schweren Lkw verursachen extremste Staubentwicklungen. Wiesen, Hecken und Wald sind mit einer Staubschicht überzogen, wirken wie gepudert. Und all dies geschieht, wohl mit der Genehmigung der Behörden, im Bereich eines Naturschutzgebietes und FFH-Gebietes mit seltenen, schützenswerten und vom Aussterben bedrohten Tier- und Pflanzenarten inmitten der Biosphärenregion Bliesgau", so Stephan Schepp-Weyrich. Vor Kurzem habe er deshalb Stadt, Kreis, Landesamt für Umwelt und Arbeitsschutz sowie das Umweltministerium um Mitteilung "über das Genehmigungsverfahren für einen solchen Wahnsinn gebeten".

Auf Anfrage erklärte das Innenministerium, dass der Steinbruch-Firma im Januar 2011 die Erweiterung um sieben Hektar (ein Hektar = 10 000 Quadratmeter) von ursprünglich drei auf zehn Hektar genehmigt worden sei. Daran seien alle Betroffenen, unter anderem Naturschützer sowie die Gemeinde Gersheim und die Stadt Blieskastel, beteiligt gewesen. Die Firma Napru plane aktuell eine Ausweitung der Abbauaktivitäten im Bereich Hanickel um rund 30 Hektar. Hierzu seien ein Zielabweichungs- sowie ein Raumordnungsverfahren mit Umweltverträglichkeitsprüfung erforderlich. "Diese Verfahren wurden mit Datum vom 24. April 2012 (Zielabweichungsverfahren) und vom 23. April 2012 bei der Landesplanungsbehörde beantragt. Einziger, bis dahin durchgeführter formaler Verfahrensschritt ist der Erörterungstermin vom 17. Juli 2012, ein sogenanntes Scoping zur Umweltverträglichkeitsprüfung innerhalb des Raumordnungsverfahrens, im Rahmen dessen die vom Vorhabenträger vorzubringenden umweltrelevanten Unterlagen festgelegt wurden. Die für die Einleitung des Verfahrens erforderlichen Antragsunterlagen, die auch diese umweltrelevanten Unterlagen ("Umweltverträglichkeitsstudie") einschließen, wurden bislang mit der Landesplanung weder abgestimmt noch vorgelegt, so dass die raumordnerischen Verfahren derzeit insofern ruhen", so das Ministerium. Auch in diesen Verfahren würden alle relevanten öffentliche Institutionen, Träger öffentlicher Belange, kommunale Gebietskörperschaften sowie Naturschutzvereinigungen beteiligt.

"Ob und inwieweit die Belange des Blieskasteler Stadtteils Wolfersheim berührt sind, muss daher das weitere Verfahren ergeben", so das Ministerium. Wie Oliver Schmitt von der Firma Napru unserer Zeitung erklärte, biete seine Firma zehn Arbeitsplätze. In einem "Rollenden System" würde gearbeitet: Man habe jeweils eine offene Fläche von bis zu höchstens drei Hektar zum Abbau, die anschließend wieder verfüllt werde. In die Tiefe gegraben würde in der Regel bis zu höchstens zwölf Metern. Enttäuscht zeigte sich Schmitt von Wolfersheims Ortsvorsteher Schepp-Weyrich. Statt direkt an die Öffentlichkeit zu gehen, hätte Schepp-Weyrich zuerst einmal mit ihm sprechen sollen. So habe der Napru-Chef in der Vergangenheit schon oft Gespräche mit den Räten in der Gemeinde Gersheim und Bürgern gesucht und auch gefunden. Im Übrigen sei der Hanickel in der Vergangenheit schon immer Abbaugebiet gewesen, so Schmitt.

Unterdessen lässt Ortsvorsteher Stephan Schepp-Weyrich, der bei der RAG arbeitet, nicht locker. Für den heutigen Montag lädt er um 18 Uhr zur Veranstaltung "Wir wollen keinen Steinbruch auf dem Hanickel" ins Dorfgemeinschaftshaus nach Wolfersheim ein. Foto: Hans Hurth

Hintergrund

Die Firma Naturprodukte Rubenheim ist Lieferant für Kalksteinprodukte. Nach dem Motto "Aus der Region für die Region" werden landschaftstypische Baustoffe angeboten. Auf der langen Abbautradition in der Region basierend, wurde im Jahr 2009 die Naturprodukte Rubenheim GmbH & Co. KG gegründet und der Tagebaubetrieb wieder intensiviert. ert

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