„Wir packen die eigentliche Ursache an“

St Ingbert · Das Caritas-Zentrum Saarpfalz beschäftigt sich auch mit Schuldner- und Insolvenzberatung. Hinter den Schulden steht zumeist ein größeres Problem – dieses zu lösen, ist schwierig, aber nicht unmöglich.

 Das Beraterteam des Caritas-Zentrums Saarpfalz mit Andreas Heinz, Ulrike Molitor, Elke Lenhard-Ambos und Philomena Herrmann (von links). Foto: Caritas

Das Beraterteam des Caritas-Zentrums Saarpfalz mit Andreas Heinz, Ulrike Molitor, Elke Lenhard-Ambos und Philomena Herrmann (von links). Foto: Caritas

Foto: Caritas

. Die immer drängender werdende Flüchtlingsproblematik beherrscht aktuell das öffentliche Interesse, Hilfesuchende aus Kriegs- und Krisengebieten stellen Organisationen und Wohlfahrtsverbände wie die Caritas vor enorme Herausforderungen. Der Bereich "Migration und Integration" trete bei der täglichen Arbeit in den Vordergrund. Trotz dieser Entwicklung müsse auch die restlichen Betätigungsfelder "bedient" werden, heißt es bei der Caritas . Ein Blick in den Jahresbericht 2014 des Caritas-Zentrums Saarpfalz zeigt, was in den einzelnen Bereichen geleistet wurde. Ein Schwerpunkt des Caritas-Zentrums ist die Schuldner- und Insolvenzberatung.

Beratung im Team

"Die Schuldnerberatung läuft so gut, dass selten über sie gesprochen wird", sagt Andreas Heinz, der Leiter des Caritas-Zentrums Saarpfalz. Mit Elke Lenhard-Ambos, Ulrike Molitor und Philomena Herrmann steht für die Stadt St. Ingbert ein Beratungsteam zur Verfügung, das den Blick auf den ganzen Menschen richtet. "Die Schulden sind Ergebnis eines größeren Problems", erklärt Lenhard-Ambos und gibt als Beispiel das Stichwort "Sucht".

Wer sich etwa in der Glücksspielsucht verliere, gerate tief in die Schuldenfalle , alleine da wieder rauszufinden, sei ohne Unterstützung nicht möglich. "Wir packen also auch die eigentliche Ursache an", weist die Sozialarbeiterin auf die Vernetzung der einzelnen Beratungsfelder - in dem Fall mit der Suchtberatung der Caritas -hin. Andere Ursachen für eine nicht mehr beherrschbare Überschuldung seien Arbeitslosigkeit und familiäre Fehlentwicklungen. Etwa, wenn ein Vater seiner Unterhaltspflicht nicht mehr nachkomme und eine alleinerziehende Frau deshalb in finanzielle Schwierigkeiten gerate. Ulrike Molitor spricht von "Unwägbarkeiten", viele Betroffene würden ihre angespannte Situation zu spät erkennen, Scheuklappen-Denken stelle sich ein. "Man muss den Menschen vermitteln, dass es einen Ausweg gibt. Es kann lange dauern, aber das Problem lässt sich lösen", sagt Molitor und weist noch auf die Möglichkeit der online-Terminvergabe für die Beratung hin.

Das Berater-Trio nennt konkrete Fallzahlen aus dem Jahresbericht 2014: Für insgesamt 606 Personen (einschließlich Kurz- und Telefonberatungen) waren die Beraterinnen tätig geworden, 278 Frauen und 328 Männer. Das Durchschnittsalter der Schuldner lag laut Jahresbericht bei 44 Jahren. "Das Problem zieht sich durch alle Bevölkerungsschichten", berichtet Elke Lenhard-Ambos, die Zeiten, in denen vor allem finanziell schlechter gestellte Personen in die Schuldenfalle gerieten, seien lange vorbei. Mit dem Hinweis "Wir haben Betroffene mit einem Monatseinkommen von 2500 Euro" macht sie klar, dass das Überschuldungsproblem längst auch die Mittelschicht trifft.

Genaue Statistik

Unter den Personen, die beraten wurden, sind 244 Bezieher von Arbeitslosengeld I und II, neun Personen bekommen Grundsicherung. Dazu kommen 14 Selbstständige, 209 Arbeitnehmer/Beamte, 16 Studenten/Auszubildende, 74 Rentner/Pensionäre sowie 40 sonstige nicht Erwerbstätige. Allen, so das Berater-Team könne geholfen werden, auf individuelle Art und Weise. "Das Instrument der Privatinsolvenz über drei, fünf oder sechs Jahre ist dabei nur eine von mehreren Möglichkeiten", erklärt Philomena Herrmann. Oft sei es auch sinnvoll, mit den Gläubigern Vergleiche anzustreben und feste leistbare Beträge zur Begleichung der Schulden zu vereinbaren.

Termine zur Schuldnerberatung in St. Ingbert unter Tel. (0 68 94) 9 26 30 oder

online über die Homepage des Caritas-Zentrums: www.caritas-zentrum-saarpfalz.de .

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